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Seite 2: „Die Eintrittskarten haben wir selbst gebastelt“

Was er aber nicht wahr gemacht hat.
Mit 18, 19 habe ich bei Hertha in der zweiten Mann­schaft gespielt, durfte aber immerhin mit den Profis trai­nieren. Das war super für mich. Sonst hätte ich den Sprung nie geschafft. Ich sage immer: Im Fuß­ball muss man auch Glück haben. Und das hatte ich. So kam ich mit gerade 18 zu meinen ersten Bun­des­li­ga­spielen.

Alex­ander Nouri hatte dieses Glück nicht. Er hat nie ein Bun­des­li­ga­spiel bestritten und wurde von Ihrem Nach­folger Felix Magath in Wer­ders U 23 geschickt. Haben Sie seinen wei­teren Weg noch ver­folgt?
Erst als er in Olden­burg Trainer geworden ist. Bei dem Klub, für den ich am Ende meiner Kar­riere noch gespielt habe, bei dem ich Spie­ler­trainer und Trainer war.

Am Samstag treffen Ihre beiden Ex-Klubs Hertha und Werder auf­ein­ander. Beide ste­cken im Abstiegs­kampf. Wem fühlen Sie sich emo­tional stärker ver­bunden?
Das ist eine ganz schwie­rige Frage. Wirk­lich ganz schwierig. Hertha ist der Klub, zu dem ich schon als Kind gegangen bin. Ich war beim Skan­dal­spiel gegen Bie­le­feld im Olym­pia­sta­dion, ich war auch gegen den 1. FC Köln da, als es den höchsten Besuch der Bun­des­li­ga­ge­schichte gab.

Damals sollen weit mehr als die offi­ziell 88 075 Zuschauer im Sta­dion gewesen sein.
Das waren eher 100 000. Ich saß im Ober­ring, direkt neben dem Mara­thontor. Es war so voll, dass du dich kaum bewegen konn­test. Wenn jemand zur Toi­lette wollte – keine Chance. Wir sind auch immer umsonst ins Sta­dion gekommen. Die Ein­tritts­karten haben wir selbst gebas­telt.

Wie das?
Die Ein­tritts­karten waren leicht röt­lich. Wir haben uns also ein Lösch­blatt in der glei­chen Farbe besorgt, das fein säu­ber­lich beschriftet und mit einer Nadel die Ecke so per­fo­riert, dass der Ordner sie abreißen konnte.

„Ich weiß doch, wie sehr die jetzt unter Druck stehen“

Und Ihre Ver­bin­dung zu Werder?
Ich bin auch heute noch oft im Weser­sta­dion. Das ist ein­fach was Beson­deres. Seit gefühlt zehn Jahren spielt Werder fast nur gegen den Abstieg, aber wenn es um alles geht, steht das Sta­dion wie eine Wand hinter der Mann­schaft. Aber um auf Ihre Frage zurück­zu­kommen: Ich hab’ mich auch gefragt, für wen ich eigent­lich bin. Vor ein paar Jahren hat Hertha in Bremen mal eine Vier­tel­stunde vor Schluss mit 3:1 geführt. Als doch noch das 3:3 fiel, habe ich mich gefreut. Na ja“, habe ich gedacht, viel­leicht bin ich doch ein biss­chen mehr für Werder.“ Ich habe 29 Jahre in Bremen gelebt, als Spieler bei Werder nicht nur eine schöne, son­dern auch eine prä­gende Zeit erlebt. Beide Ver­eine liegen mir sehr am Herzen.

Machen Sie sich ernste Sorgen um den Klub?
Zur aktu­ellen Situa­tion will ich gar nichts sagen. Meine Kom­men­tare dazu braucht keiner.

Warum nicht?
Ich kenne mich bei Werder immer noch ganz gut aus. Frank Bau­mann, der heute Sport­di­rektor ist, wollte ich schon als Spieler zu Werder holen, als ich dort Trainer war. Er ist dann ein Jahr später gekommen. Und Marco Bode …

… der Chef des Auf­sichts­rats …
… hat wäh­rend meiner Zeit als Trainer die Tore geschossen. Ich weiß doch, wie sehr die jetzt unter Druck stehen. Das hat mit Respekt zu tun. Beide Ver­eine brau­chen jetzt abso­lute Ruhe. Kom­men­tare von außen – das hilft ein­fach nicht.