Hitlergruß und Stichwaffenangriff – beim Spiel Babelsberg gegen den BFC kam es zu hässlichen Szenen. Alexander Bosch vom Fanprojekt Babelsberg zieht dennoch eine eher positive Bilanz.
Sie meinen die Messer-Attacke auf einen Babelsberg-Fan. Wie ist der aktuelle Erkenntnisstand?
Am S‑Bahnhof Babelsberg griffen BFC-Fans Babelsberg-Anhänger an. Bei den Auseinandersetzungen wurde ein Babelsberger mit einer Stichwaffe verletzt. Vermutlich mit einem Messer, vielleicht auch mit einer Schere oder einer zerbrochenen Flasche. Es ging alles sehr schnell, und die Situation war sehr unübersichtlich. So nahm die Polizei auch keinen der BFC-Fans fest, sondern schickte sie mit der S‑Bahn in die Stadt. Ein Zugang zum Bahnsteig wurde mindestens eine halbe Stunde gespert. Wir arbeiten den Vorfall noch auf.
Babelsberg 03 spielt in der Regionalliga Nordost. Wie häufig sind solche Vorfälle?
Gegen die Großen kommt es immer mal wieder zu Zwischenfällen. Etwa letzte Saison gegen Hertha BSC II, als sich einige Auswärtsfans deutlich rechtsradikal geäußert haben, woraufhin der Klub sich davon in einer öffentlichen Stellungnahme distanzierte. Auch der 1. FC Magdeburg oder Lok Leipzig in der letzten Saison boten natürlich Konfliktpotenzial. Den versuchten Blocksturm der Lok-Fans habe ich ja schon erwähnt. Letzte Saison probierten Magdeburg-Hools den Platz zu stürmen, um zu unseren Fans zu gelangen. Das Karl-Liebknecht-Stadion bietet ideale Voraussetzungen für solch eine Klientel.
Sie meinen, die Babelsberg-Fans bieten ein ideales Feindbild?
Klar, hier können sie endlich mal gegen all die Linken vorgehen, die sich der alten Mär „Fußball ist Fußball, und Politik ist Politik“ widersetzen. Aber auch das Stadion trägt seinen Teil dazu bei: Hier gibt es eine gute Akkustik und ein recht hohes Zuschaueraufkommen. Außerdem hat das KarLi einen der schönsten Auswärtsblöcke Deutschlands. Das zieht viele Althauer an.
Klingt nicht nach entspannten Fußballnachmittagen.
Dieser Eindruck sollte nicht entstehen. Denn wir sprechen hier von zwei oder drei Spielen pro Saison. Wenn Babelsberg auf kleinere Vereine trifft, ist es immer total entspannt. Gegen den Berliner AK, Viktoria Berlin oder VFC Plauen, ZFC Meuselwitz oder die TSG Neustrelitz ist noch nie was passiert.
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Alexander Bosch ist einer von zwei Mitarbeitern des Babelsberger Fanprojekts der Stiftung SPI. Laut Selbstbeschreibung setzt sich das Fanprojekt „sowohl mit dem freudvollem Charakter des Fußballsports auseinander als auch mit dessen Schattenseiten. Ein Schwerpunkt liegt besonders auf den im Fußball verbreiteten Diskriminierungsformen wie Sexismus, Homophobie oder Rassismus.“