Der DFB inszeniert seine #Mannschaft bis ins kleinste Detail, selbst auf Pressekonferenzen. Das tut er perfekt, wie ein Konzern von Weltformat. Das Problem: der DFB ist kein Konzern, sondern ein Verband. Dessen Umgang mit den Medien sich dringend ändern sollte.
Nun könnte man argumentieren, dass der Bundestrainer sich mit der Entscheidung wirklich so schwer getan hat, wie es angesichts der lavierenden Verkündung den Eindruck machte. So schwer, dass ihn Nachfragen womöglich angefasst hätten. Und es wäre nur menschlich und nachvollziehbar. Man könnte in der Folge anmerken, dass das nunmal zum Job dazugehört. Oder aber, dass man die Entscheidung nicht im Rahmen einer Pressekonferenz, die keine war, hätte verkünden müssen. Und wenn man sich aber doch für diesen Rahmen entscheidet, könnte man anmerken, dass Transparenz kein Hochgeschwindigkeitszug ist, sondern ein ehrenwertes Ideal, welches dem größten Sportverband der Welt gut zu Gesicht stünde, selbst bei der für den Weltenlauf unbedeutenden, endgültigen Nominierung eines WM-Kaders. In Zeiten von Fake-News, Lügenpresse und Co. wäre es doch ein schönes Zeichen, über alles offen und jederzeit sprechen zu können. Auch wenn es nur Fußball ist.
Man könnte sich die Aufregung aber auch sparen. Ist schließlich schon genug Aufregung in der Welt. Und eine Pressekonferenz ohne Nachfragen macht noch keinen Aufreger. Wenn das Ganze nicht System hätte.
Unabhängige Berichterstatter bleiben außen vor
Denn schon am selben Tag richtete sich der DFB erneut via Livestream an die Welt. Diesmal ging es um die Erteilung der Lizenz für den (vermeintlichen) Drittliga-Aufsteiger KFC Uerdingen (Worum es ging, lest ihr hier »>). Diesmal allerdings waren Pressevertreter nicht einmal zur Staffage zugelassen. Stattdessen standen in einer Kulisse, die dem Bingo-Abend des Seniorenstifts Castrop-West nur schwache Konkurrenz wäre: ein Pressemensch des DFB, Dr. Reiner Koch vom Zulassungsbeschwerdeausschuss (unbedingt mal gurgeln, dieses Wort!) und Uerdingens Anwalt Christoph Schickhardt. Und der Pressemensch des DFB startete furios, startete mit einem Witz: „Wir wollen mit diesem Livestream die transparente Entscheidungsfindung abschließen.“
Immer häufiger geht auch der DFB, ein eingetragener Verein zum Wohle des Gemeinwesens, den Weg aller Profi-Klubs, gemeinhin zumeist ausgegliederte Kapitalgesellschaften: den der selbstbestimmten Abschottung. Immer häufiger bleiben die unabhängigen Berichterstatter außen vor, wenn es um die Berichterstattung zum DFB geht. Das macht die Kontrolle der Nachrichten einfacher, das minimiert die Fehlerquellen und erhöht die Attraktivität des DFB für Sponsoren.
Die „vierte Gewalt“
Vor allem aber ist das: eine bedenkliche Entwicklung. Nicht umsonst werden die Medien in Deutschland informell und nach Legislative, Judikative, Exekutive als „vierte Gewalt“ bezeichnet. Es wäre wichtig, wenn der DFB, der größte Sportverband der Welt, dessen Nachrichten einen Nachrichtenwert von allgemeinem Interesse haben, sich diesem Prinzip unterwerfen würde. Wenn er den Kampagnen von Toleranz und Offenheit auch in der externen Kommunikation Taten folgen lassen würde.
Wir sammeln bis dahin unsere Fragen. Bis es dann bald hoffentlich heißt: „11.35 Uhr hier in Watutinki. Ihre Fragen an Mesut Özil und Ilkay Gündogan bitte.“