Platz vier nach 15 Spieltagen: Schalke hat sich unter David Wagner in der Spitzengruppe der Bundesliga etabliert. Kann der Verein den Champions-League-Rang bis zum Saisonende halten? Was dafür und was dagegen spricht.
Alexander Nübel hat seiner Mannschaft keinen Gefallen getan. Sein Berseker-Foul gegen Eintracht Frankfurts Mijat Gacinovic zwang Schalke dazu, in der Schlussphase in Unterzahl zu spielen. Schlimmer noch: Nach dem 1:0‑Sieg reden alle über Nübel – aber kaum jemand über die Leistung der Mannschaft.
Schalke steht nach 15 Spieltagen auf Rang vier. In den beiden letzten Spielen des Jahres, gegen Wolfsburg und gegen Freiburg, kann Schalke den Rang festigen. Sie könnten also auf einem Champions-League-Rang überwintern – eine überragende Antwort auf die vergangene Saison, in der Schalke zeitweise um den Klassenerhalt bangen musste. Kann Schalke das Wunder Champions-League-Qualifikation tatsächlich schaffen? Zwei Gründe, die dafür sprechen – und drei Gründe dagegen.
Pro: Schalke steht stabil
18 Gegentore in 15 Spielen: Das sind die in dieser Saison bisher entscheidenden Zahlen für Schalke. Nur Leipzig und Wolfsburg haben weniger Gegentore zugelassen. Trainer David Wagner hat es geschafft, dass die Schalker defensiv wieder stabiler stehen. Dazu bedient er sich jedoch ganz anderer Mittel als Ex-Coach Domenico Tedesco in seiner Vizemeister-Saison. Schalke verteidigt mutig nach vorne, will den Gegner in allen Phasen des Spielaufbaus stören.
Die Mannschaft beeindruckt vor allem mit klaren Abläufen. Die Spieler halten ihre Positionen stringent, sämtliche Laufwege in der Defensive wirken eintrainiert und abgestimmt. Schalke paart diese detaillierte taktische Arbeit mit hoher Laufbereitschaft und Leidenschaft. Die Spieler gehen die Wege, die sie gehen müssen.
Trainer Wagner gibt seinem Team dabei stets den richtigen Matchplan an die Hand. Die Viererkette ist die einzige taktische Konstante. Davor ändert Wagner ständig die Formation, vom 4−3−3 über das 4−3−1−2 bis zum 4−4−2. Er möchte Druck im Spiel gegen den Ball erzeugen. Gegen Frankfurt funktionierte dies: Im 4−2−3−1 standen sie defensiv enorm stabil.
Pro: Schalke kann’s auch spielerisch
Die größte Weiterentwicklung der vergangenen Woche betrifft jedoch die Offensive. Schalke hat sich im Ballbesitzspiel klar verbessert. Auch hier punkten sie mit genauen Abläufen: Die Spieler wissen, welche Räume sie zu besetzen haben.
Das wiederkehrende Muster im Spielaufbau: Sechser Omar Mascarell lässt sich in die Abwehr fallen, die Außenverteidiger rücken dafür weit nach vorne. Schalke kann den Ball sehr gut in der Abwehr zirkulieren lassen, der Gegner erhält selten Zugriff. Gegen Frankfurt verloren die Schalker kaum Bälle, bis zu Nübels Roter Karte hatten sie sechzig Prozent Ballbesitz. Schalke kann ein Spiel auf beide Arten kontrollieren: defensiv und über den Ballbesitz.