Mit Manchester City steht Rodri vor dem Einzug ins Champions-League-Viertelfinale, in der Premier League vor der Meisterschaft. Noch besser: Der Spanier steht auch vor dem Abschluss seines Studiums.
Welcher Student kennt diese Phasen nicht? Feiern unter der Woche, Ausschlafen am Tag danach. Die Vorlesung? Verpasst. Ist ja nicht so schlimm, lässt sich nachholen. Der Lebensstil wird durchs Kellnern aufrecht erhalten. Dass aber ein Student neben seinem BWL-Studium als Profifußballer Karriere macht, ist mindestens ungewöhnlich. Für den gebürtigen Madrilenen Rodri ist es Alltag. Doch wie kommt es dazu, dass einer, dem eine große Zukunft im Profifußball vorausgesagt wird, nebenbei noch studiert?
Dass Rodrigo Hernández Cascante, kurz Rodri, bei Manchester City nicht mehr wegzudenken ist und zudem kurz vor seinem Abschluss steht, hat er seinem früheren Verein Atlético Madrid zu verdanken. Denn der von Diego Simeone trainiert Klub musterte den 17-Jährigen aus. Das Urteil: zu schmächtig. Ein einschneidendes Erlebnis, das dazu führte, dass Rodris Eltern ihren Sohn nur unter einer Bedingung das Träumen von einer Profikarriere weiterhin erlaubten: Und so schrieb sich der Spanier nach seinem Wechsel in die Jugendakademie vom FC Villareal sogleich an der „Universidad de Castellon“ für Betriebswirtschaftslehre ein.
Beim FC Villarreal fand Rodri ein gutes Umfeld vor. Nachdem er die Jugendabteilungen durchlaufen hatte, wurde er 2015 zum festen Bestandteil der zweiten Mannschaft in der 3. Liga, ehe der Verein ihn 2016 in den Kader der ersten Mannschaft integrierte. Nur drei Jahre nach der Ausbootung bei Atlético Madrid hatte es Rodri also in die Primera División geschafft. Zwei volle Spielzeiten verbrachte er bei dem Team vom Mittelmeer, bis ein Ruf aus der Heimatstadt zu reizvoll wurde und Rodri für 20 Millionen Euro zurück zu den „Rojiblancos“ aus Madrid wechselte.
Sein Studium hatte er in der Zwischenzeit übrigens nicht, wie man es bei einem aufstrebenden Jungstar vielleicht erwarten würde, abgebrochen – im Gegenteil. Die Steigerung seines Berühmtheitsgrades schien regelrecht an ihm vorbeizugehen. Vielmehr noch: Der frischgebackene Profi zog vom Jugendinternat nicht etwa in ein edles Penthouse, sondern in ein Studentenwohnheim in direkter Nähe zur Universtät, damit er „ja keine Vorlesung verpasste“, wie sein Studienkollege Valentin Henarejo in der „Marca“ berichtete. Die Bedenken des Klubs, dass ein Wohnheim vielleicht nicht das perfekte Umfeld für einen angehenden spanischen Nationalspieler sei, erwiesen sich als unbegründet. Vielmehr als Rodri selbst hatten nämlich seine Kommilitonen mit der Tatsache zu kämpfen, dass der Kerl der gerade neben ihnen Wäsche machte und Tischtennis spielte, sich am Wochenende mit Leuten wie Lionel Messi oder Toni Kroos maß.
Aber auch außerhalb des Wohnheims dürfte schnell bekannt geworden sein, dass dieser Junge aus Madrid nicht ganz dem Bild eines normalen Profis entsprach. Denn zum Trainingsplatz fuhr er seit jeher mit einem gebrauchten, metallic-grauen Opel Astra, den er zuvor einer älteren Dame abgekauft hatte. „Er hat mir einmal erzählt, dass einige Jungs verrückt danach seien, schönes Autos zu kaufen. Für ihn aber, war alles, was zählte, dass ein Auto ihn von A nach B bringen sollte – das ist alles“, erklärte ein Bekannter.