Amateurklubs aus England, Spanien, Polen und Deutschland spielen nächste Saison im Europacup. Klingt verrückt, ist aber eine geniale Idee. Der Präsident des Hamburger FC Falke über einen lang gehegten Traum.
Timo Oehlenschläger, ist die Fenix Trophy die einzig wahre Super League?
Sie ist das genaue Gegenteil. Die Super League hat ein Ziel gehabt: die Gewinnmaximierung. Bei uns steht der Fußball und das Soziale im Vordergrund. Aber man kann es so sagen: Die Fenix Trophy ist keine Super League, aber ein super Wettbewerb mit acht Vereinen, die ähnliche Werte vertreten.
Nämlich?
Der Vertreter eines Vereins fasste es so zusammen: „Back to the beautiful game!“ Uns verbindet die totale Entfernung vom kommerziellen Fußball, vom Sport als Geschäft. Und der Gedanke, dass es so nicht weitergehen kann. Vielleicht hilft ein Blick auf den Namen des Wettbewerbs. Fenix wird ausgesprochen wie Phoenix. Der Phoenix ist das Symbol des Wettbewerbs und steht für die Auferstehung aus der Asche. Im Einzelnen heißt es: F wie Friendly, E wie European, N wie Nonprofessional, I wie Innovative, und das X steht für Xenial. Das ist Griechisch und heißt Gastfreundschaft. Zugegeben: Das musste ich selbst nachschauen.
Wer sind die acht Teilnehmer des Wettbewerbs?
Die Vereine haben ähnliche Werte, viele sind von Fans geführt, aber die Hintergründe und die Historien sind unterschiedlich. Der Amsterdamsche AFC DWS war 1964 holländischer Meister, wurde dann gekauft, ging pleite und musste ganz unten wieder anfangen. Der HFC Falke wurde hingegen erst 2014 von HSV-Fans als Reaktion auf die Ausgliederung der Profiabteilung gegründet. Der FC United of Manchester ist einer der ersten Fan-Vereine der Welt und eine Reaktion auf die Glazer-Investoren bei Manchester United.
Am Samstag fand die Auslosung der zwei Fenix-Trophy-Gruppen statt. Wie zufrieden sind Sie?
Ich hätte natürlich gerne vor mehreren hundert Zuschauern gegen United of Manchester gespielt. Aber ich finde unsere Gruppe auch reizvoll: Prague Raptors FC, CD Cuenca aus Valencia, AS Lodigiani aus Rom. Das sind tolle Touren.
Die Sie vermisst haben?
Für viele unserer Fans und Mitglieder war der Schritt zu Falke ein bewusster Abschied vom Kommerzfußball, aber natürlich auch von abenteuerlichen Auswärtsfahrten mit dem HSV. Mit dem HFC Falke tingeln wir ja – bei allem Respekt – höchstens mal nach Hoisbüttel, ein Örtchen nördlich von Hamburg. Daher hatten viele bei uns den Traum, mal eine Art Europacup für Fan-Vereine aufzuziehen. Eines Tages im März rief mich unser Pressesprecher an und sagte: „Heute Abend findet ein total wichtiges Video-Meeting statt. Daran solltest du als unser Präsident unbedingt teilnehmen. Da werden weitreichende Entscheidungen getätigt.“ Wenige Stunden später saß ich also in einem Video-Call mit Leuten von United of Manchester, Prague Raptors, AKS Zly aus Warschau oder den Mailändern von Brera Calcio, die als Initiatoren den Wettbewerb vorgestellt haben: „Wir sind aktuell sieben Teams, wir würden gerne ein achtes haben, und wir haben noch keinen aus Deutschland“, sagten sie. Wir mussten nicht lange überlegen, ob wir dieses achte Team sein wollen.
Die Fenix Trophy ist also ähnlich exklusiv wie die Super League?
Der Vorwurf closed shop kam tatsächlich. Es ist so: Wir starten 2021/22 mit acht Teams, aber wir hören uns jeden Verein an, der unsere Werte vertritt. Es kann also sein, dass sich in den nächsten Wochen Teams aus Dänemark oder Belgien melden, die sagen, hey, ihr habt uns vergessen, wir würden gerne mitmachen. Okay, dann machen wir 2022/23 mit einem größeren Feld weiter. Aber jetzt müssen wir das erst einmal in diesem überschaubaren Rahmen ausprobieren. Los geht’s im September, zwei Gruppen, Hin- und Rückrunde, Finale im Mai nächsten Jahres.
In dem dann der HFC Falke gegen United of Manchester spielt?
Schön wär’s. Im Ernst: Das Finale findet in Rimini als ein Final-Eight statt. Es kommen also alle Teams zusammen. Die Gruppenersten spielen den Sieger aus, die restlichen Teams die Platzierungen.
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