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Seite 2: Der Konflikt fällt auf fruchtbaren Boden

Die aktu­elle Reak­tion des Fan­klub­ver­bands hin­gegen ist jed­weder Selbst­kritik unver­dächtig. Man sei keine Fan­szene, die sich Sitz­schalen an den Kopf werfen lasse, heißt es dort, und dass die Ent­scheider der Uefa kor­rupte Typen“ seien. Ein, zwei beschwich­ti­gende, diplo­ma­ti­sche, ent­schul­di­gende Worte wären aber viel­leicht den­noch ange­bracht gewesen. Ent­spre­chend wütend reagierten viele andere Fans online und sahen die Schuld für die Sperre eher bei der eigenen Fan­szene. In einer ersten Reak­tion des Vor­stands hieß es, man prüfe die Erfolgs­aus­sichten einer Beru­fung zumin­dest für das zweite Spiel. Es hieß aber auch: Wir werden uns aber vor allem intensiv mit der Frage zu beschäf­tigen haben, wie wir unser aller Ziel, gemeinsam sport­liche Fest­tage in euro­päi­schen Club­wett­be­werben feiern zu dürfen, zukünf­tig­wirk­samer vor dem Fehl­ver­halten Weniger schützen können.“ Die Fronten, sie scheinen sich zu ver­härten.

Zumal dieser sich anbah­nende Kon­flikt ohnehin auf unan­ge­nehm frucht­baren Boden fällt. Es ist kaum zwei Wochen her, dass Andreas Möller, erklärtes Feind­bild der Fan­szene, von Ein­tracht-Vor­stand Fredi Bobic zum Nach­wuchs­leis­tungs­zen­trums-Leiter ernannt wurde. Eine Per­so­nalie, die an anderen Stand­orten viel­leicht eine Fuß­note wäre, in Frank­furt aber dazu führte, dass Fans – und zwar nicht nur die Ultras – und Vor­stand offen mit­ein­ander kol­li­dierten. Anti-Möller-Banner und allerlei andere Unmuts­be­kun­dungen kon­terte Bobic erstaun­lich undi­plo­ma­tisch: Ihre Mei­nung inter­es­siert mich nicht. Wer gegen Möller ist, ist auch gegen mich.“

Ent­schei­dungen, die dem Geist von Ein­tracht Frank­furt nicht ent­spre­chen“

Wor­aufhin die Fans ihm Guts­her­renart vor­warfen. Mehr noch: Wer das fol­gende State­ment des Fan­klub­ver­bands liest, stol­pert über einen erstaun­li­chen Satz: Bei aller Aner­ken­nung und auch Dank­bar­keit für das bisher sport­lich geleis­tete, alle arbeiten hier zuerst für Ein­tracht Frank­furt, dann für sich selbst.“ In der Mit­tei­lung des Nordwst­kurve-Rats wurden die Fans noch deut­li­cher: Fredi Bobic sollte es mit seinen Ent­schei­dungen, die dem Geist von Ein­tracht Frank­furt nicht ent­spre­chen, nicht über­treiben.“ Da schwingt relativ offen eine gene­relle Unzu­frie­den­heit mit, die von den jünsten sport­li­chen Erfolgen noch kaschiert worden zu sein scheint.

Mitten in diese ange­spannte Situa­tion, in der sowieso von allen Fin­ger­spit­zen­ge­fühl gefragt wäre, platzt nun die Aus­wärts­sperre. Und sie trifft alle: Die orga­ni­sierten wie die mode­raten Fans, ebenso den Vor­stand, ja sogar die kor­rupten Typen“ von der Uefa, deren Wett­be­werb durch die Ein­tracht und ihre Anhänger immens auf­ge­wertet wurde. Nur ziehen alle Betei­ligten unter­schied­liche Schlüsse daraus, und wenn man nicht auf­passt, bilden sich ent­lang dieser Fronten Risse. Das ist nicht unge­fähr­lich, denn wie sehr ein grund­sätz­li­ches Zer­würfnis zwi­schen den Ver­ant­wort­li­chen und den Fans einem Verein schaden kann, kann man seit einigen Jahren in Han­nover bestaunen. Es ist übri­gens noch gar nicht so lange her, dass 96 eben­falls Europa League spielte, bis die Mecha­nismen des schnel­le­bigen Geschäfts auch dort zuschlugen. Ein Worst-Case-Sze­nario, klar. Aber viel­leicht auch ein Gedanke, der allen Frank­fur­tern mög­li­cher­weise dabei hilft, ein wenig abzu­rüsten.