André Schubert und Andre Breitenreiter haben ihre Teams taktisch weiterentwickelt. Im direkten Duell gewinnen Schuberts Gladbacher – weil sie einen entscheidenden Tick weiter sind.
Wenn ein neuer Trainer einen Verein übernimmt, gibt es meist ein großes Hallo. Viele Trainer möchten sich profilieren, suchen Veränderungen, lassen keinen Stein auf dem anderen. Alexander Zorniger ist das beste Beispiel für solch einen Trainer: Wie eine Abrissbirne knallte er in den VfB Stuttgart, zerriss alte taktische Tugenden und wollte sofort seine eigene Philosophie umsetzen. Der Bundesliga-Sonntag sah das Duell zweier Trainer, die einen gänzlich anderen Weg verfolgen: Schuberts Gladbacher gegen Breitenreiters Schalker.
Evolution statt Revolution unter Schubert
Andre Schubert hat Gladbach behutsam weiterentwickelt. Die grundlegende Erfolgsformel hat er von seinem Vorgänger Lucien Favre übernommen: Auch Schubert setzt auf ein 4−4−2 mit zwei spielstarken, zurückfallenden Stürmern sowie einem abkippenden Sechser. Granit Xhaka lässt sich nach hinten fallen, um das Spiel aus der Abwehr zu gestalten. Gewürzt wird das Ganze mit einer Favre-typisch stabilen Defensive, die clever zum Ball verschiebt.
Langsam aber sicher wird Schuberts eigene Handschrift erkennbar. Er hat das Grundrezept von Favre mit einigen Zutaten erweitert – nicht ruckartig, aber nach und nach. So nehmen die Außenstürmer mittlerweile eine zentralere Rolle im System ein. Gerade Fabian Johnson auf links agierte fast schon als verkappter Mittelstürmer. Er füllte die Lücken, die Raffael und Lars Stindl beim Zurückfallen offenlassen. Auch das Pressing ist einen Tick aggressiver, furioser. Gerade nach Ballverlusten setzt Gladbach länger nach und kehrt nicht so schnell in die eigene Formation zurück.
Schalke unspektakulär, aber stabil
Auch Andre Breitenreiter fiel auf Schalke nicht mit der Tür in den Schalker Kohlestollen. Behutsam machte er sich daran, aus Schalke eine Pressingmannschaft zu formen. Breitenreiter baut sein Team nach und nach um. Das 4 – 4‑2-Pressing führte er zuerst als kompaktes Mittelfeldpressing ein. Mittlerweile wagt sich Schalke immer öfter nach vorne und stört das gegnerische Spiel früher. Woche um Woche verschiebt sich Schalkes Abwehr einen bis zwei Meter weiter nach vorne.
Gegen Gladbachs Spielweise hatten sie damit aber bis zur Pause einige Probleme. Gladbach zeigte sich erneut stark im Kombinationsspiel, ließ den Ball schnell durch die eigenen Reihen laufen. Schalke kam mit der eher konservativen Deckung in der Verteidigung nicht immer hinterher. Schalke presste erst im zweiten Drittel. Gladbach hatte da schon längst Tempo aufgenommen. Gerade wenn Gladbach mit schnellen Verlagerungen arbeitete, konnte Schalke nur hinterherlaufen.