Heute treffen Manchester City und United aufeinander. Die beiden Klubs haben einander schon viele große Schlachten geliefert. Aber keine war so kurios wie jene von 1968, als die erbitterten Lokalrivalen sich in einer komplett anderen Sportart duellierten.
George Best trat mit raumgreifenden Schritten auf das Spielfeld. Gekleidet war der nordirische Superstar von Manchester United an jenem 21. Juli 1968 ganz in Weiß: schneeweißes Oberhemd, schneeweiße lange Hose, darüber mächtige lederne Beinschützer. In seiner rechten Hand trug „Georgie“, der gefeierte Popstar des Welt-Fußballs, ein furchteinflößendes hölzernes Sportwerkzeug.
Es war nur ein Benefizspiel – aber eines, das Schlagzeilen machen sollte. In mehrfacher Hinsicht. Englands frisch gebackener Meister Manchester City, mit all seinen Stars wie Colin Bell, Francis „Franny“ Lee und Mike Summerbee, traf an diesem Tag auf den amtierenden Sieger im Europacup der Landesmeister: auf Manchester United mit schillernden Namen wie Best, Bobby Charlton oder Nobby Stiles. Doch die Erzrivalen duellierten sich ausnahmsweise mal nicht im Fußball, sondern im Cricket – jenem herrlich-skurrilen, typisch-britischen Gentleman’s Sport, den wohl nur verstehen kann, wer ihn selbst praktiziert hat.
Gespielt wurde in Old Trafford – aber nicht etwa im Stadion von Manchester United, sondern auf dem Old Trafford Cricket Ground, der Heimstätte des alt-ehrwürdigen Lancashire County Cricket Clubs. Auf den Rängen hockten 15.000 Fans beider Vereine, die ein Tohuwabohu veranstalten sollten, wie man es sonst in dieser Sportart eher selten erlebt – doch dazu kommen wir später.
Jeder Zuschauer hatte vier britische Schilling bezahlt, um die caritative Stiftung des damaligen Cricket-Stars Ken Higgs zu unterstützen. Insgesamt 2.000 Pfund kamen so zusammen – eine gewaltige Menge Geld für die damalige Zeit. Im Gegenzug lieferten Best & Co. eine Show, die zum Spektakel und schließlich sogar zum Skandalspiel werden sollte. „George [Best] war eigentlich nur dabei, um die Leute ins Stadion zu locken“, sollte sich City-Star Mike Summerbee sehr viel später gegenüber der Daily Mail erinnern, „er war kein allzu großer Cricket-Freund.“
Die Atmosphäre unter den Spielern beider Klubs sei durchweg freundschaftlich gewesen, so Summerbee: „Unter den Spielern, die gerade nicht auf dem Rasen standen, ging es sehr locker und gesellig zu. Wir hatten bereits vor dem Spiel gute Kontakte geknüpft, ebenso war es danach – und sogar während des Spiels auf dem Feld.“ Ein altes Foto von jenem Tag zeigt, wie George Best sich gemeinsam mit Summerbee über dessen schwarze Socken schlapp lacht – ein stilistischer Fauxpas beim Cricket.
„Wir alle waren ganz locker, ohne spezielle Vorbereitung dort aufgelaufen“, sollte der damalige United-Torwart Alex Stepney später der Daily Mail verraten, „kein Cricket-Training oder so was in der Art.“ City-Verteidiger Tony Book gestand freimütig: „Für uns war es einfach nur ein freier Tag, eine willkommene Abwechslung zum täglichen Rundenlaufen auf dem heimischen Trainingsgelände.“