Mit 14 galt er als das Wunderkind des amerikanischen Fußballs, mittlerweile ist er in der dritten schwedischen Liga angekommen. Was ist schief gegangen, Freddy Adu?
Am Mittwochnachmittag ein neuer Kontaktversuch. Noch einen Tag bis zum ersten Heimspiel der Saison, und Kuopio ist ein bisschen in Aufruhr. Früher, in den sechziger und siebziger Jahren, spielte der Klub regelmäßig im Europapokal. 1980 lief hier sogar mal Michel Platini auf, mit Saint-Étienne im UEFA-Cup. Aber einen Spieler, der einst von allen Topteams Europas gejagt wurde, der bei Instagram seine neue Diamantenuhr präsentiert und den Jay Z in einem Lied erwähnt, so einen hatten sie hier noch nie gesehen.
„Freddy hat bei Twitter 400.000 Follower, wir haben gerade mal 3000“, jubelt Geschäftsführer Jarmo Heiskanen. Und Pressesprecher Mikko Seppälä wackelt daneben hin und her und sagt: „Bei seiner Vorstellung waren 40 Journalisten. Das war Wahnsinn!“
In solchen Momenten erahnt man, wie die Heldensaga zu einer Tragödie werden konnte. Seit elf Jahren wird Adu von Klub zu Klub gereicht, anfangs nannten sie ihn Wunderkind, später war er das Versprechen, dann die letzte Hoffnung, danach immerhin noch ein Werbegag. Einer von vielen war er nie.
Zuletzt stand Adu bei dem serbischen Klub FK Jagodina unter Vertrag, doch er machte kein einziges Spiel und erhielt kein Gehalt. Davor spielte er für Çaykur Rizespor in der zweiten türkischen Liga und bei Aris Saloniki in Griechenland. Und davor: Belenenses, Monaco, Aris Saloniki. Nirgendwo machte er mehr als zehn Spiele. Zwischenzeitlich war er sogar vereinslos oder scheiterte in Probetrainings beim FC Ingolstadt, in Blackpool, beim AZ Alkmaar oder im norwegischen Stabaek. Überall, wo er auftauchte, standen die Reporter schon Spalier, bevor er überhaupt das erste Mal gegen einen Ball trat. Where did it all go wrong, Freddy?, fragten sie. Und auch, wenn er irgendwann nicht mehr antwortete, gab es immer was zu erzählen. Kurz vor dem Wechsel nach Kuopio verkündeten einige englische Zeitungen, dass er nun im Nachtclubgewerbe arbeite.
„Alles Quatsch“, sagt Adu und schlurft von der Kabine auf den Platz. Zurück bleibt eine Sporttasche an einem Kleiderhaken, an den jemand einen Sticker mit seinem Namen geklebt hat. Es riecht wie in einer Schulsporthalle. Wird das Interview denn nach der Trainingseinheit stattfinden? Pressemann Seppälä nickt. Natürlich! Freddy hat alle Anfragen abgelehnt, aber mit euch wird er sprechen. Wirklich? Ganz sicher!
Dann hört man den Trainer rufen: „Freddy, go, go!“, und Freddy rennt, rennt, die Mütze ins Gesicht gezogen.
Er sieht dabei immer noch aus wie früher, der Junge aus Maryland, der aus dem Fußgelenk Pässe über den halben Platz schießt und leicht gebückt steht, wenn er auf den Außenbahnen Pässe erwartet. Wie jemand, der seit Jahren auf den Sprint seines Lebens wartet.