Mit 14 galt er als das Wunderkind des amerikanischen Fußballs, mittlerweile ist er in der dritten schwedischen Liga angekommen. Was ist schief gegangen, Freddy Adu?
In seinem Buch „The Gold Mine Effect“ hat der Unternehmenscoach Rasmus Ankersen die Geheimnisse sportlicher Topleistungen erforscht. Er analysiert darin auch den Aufstieg und Fall des Freddy Adu und nimmt Bezug auf eine Studie der Psychologin Carol Dweck. In einem Experiment an der Universität von Hongkong bemerkte sie eine interessante Entwicklung: Die Studenten, die anfangs für ihre Intelligenz gelobt wurden, schnitten später schlechter ab als die Studenten, die durch ihren Fleiß aufgefallen waren. Diese versuchten, sich stetig zu verbessern. Ankersen zieht nun eine Parallele zu Adus Werdegang. Er fragt, warum sich ein 14-Jähriger noch anstrengen sollte, wenn Pelé, der König des Fußballs, ihm erklärt, dass Gott ihm goldene Füße geschenkt habe? „Adu ist bis heute Geisel einer Talent-Zuschreibung, die man ihm überstülpt, seit er zehn Jahre alt ist“, resümiert Ankersen.
Adu möchte darüber nicht sprechen. „Habt ihr gesehen? Ich habe ihn gestört“, sagt er noch einmal, „aber nur so, dass der Schiedsrichter es nicht abpfeift!“ Dann wieder Massage, dann wieder Handy. „Also, bis morgen!“
Am Abend lesen der Reporter und der Fotograf Freddy Adus Twitter-Timeline von Anfang bis Ende. Ende März 2015 zitierte er Winston Churchill: „Erfolg ist die Fähigkeit, von einem Misserfolg zum anderen zu gehen, ohne seine Begeisterung zu verlieren.“ Wo ist Freddy wohl gerade? Wenige Sekunden später erscheint ein neuer Tweet in seiner Timeline: „Habe gerade eben den Avengers-Film im Kino gesehen. Der war sehr gut. Aber ich bin auch sehr gespannt auf den Batman-vs.-Superman-Film.“
„Ich muss erst mal wieder fit werden!“
Am Freitagmorgen hängen die Wolken noch tiefer über Kuopio als am Vortag. Freddy Adu kommt von der Mannschaftsbesprechung und geht über den Parkplatz zum Auto. Pressemann Mikko Seppälä ist wieder untergetaucht. Handy aus, keine SMS. Adu lacht: „Der versteckt sich vor euch!“ Was hat der Berater gesagt? „Keine Interviews. Ich muss erst mal wieder fit werden!“ Warum Finnland? „Weil ich hier Ruhe habe!“ Und welches Buch hast du gerade bei dir? „Hey, wird das nun doch ein Interview?“
Adu startet den Motor. Der Reporter klopft noch mal an die Scheibe, eine letzte Frage. Wer soll gewinnen: Batman oder Superman? Freddy Adu zieht die Schultern hoch. „Sind die nicht beide unbesiegbar?“