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Ulrich Borowka, Sie haben vor einigen Jahren mit der Punk­band Dimple Minds“ das Lied Barfuß oder Lack­schuh“ auf­ge­nommen. Was ist der der­zei­tige Stand?
Nichts von beidem. Wie Sie sehen, trage ich Turn­schuhe.

Haben Sie den Extremen abge­schworen?
Kann man so sagen. Ich bin jetzt seit elf Jahren tro­ckener Alko­ho­liker.

Wie fing es an mit dem Saufen? Und wie hörte es auf?
Los ging es sehr früh. Meine Eltern haben 40 Jahre lang die Ver­eins­kneipe des FC Oese im Sau­er­land betrieben, des­halb war Alkohol für mich schon in meiner Jugend all­ge­gen­wärtig. Auch in meiner Lehre als Maschi­nen­schlosser gehörte das Fei­er­abend­bier­chen dazu. Psy­chisch abhängig wurde ich als junger Profi bei Borussia Mön­chen­glad­bach. Damals dachte ich auch wäh­rend des Trai­nings ständig ans Trinken. Von da an habe ich fast 20 Jahre durch­ge­trunken, in stetig wach­senden Mengen. Bis mich vor elf Jahren meine alten Glad­ba­cher Freunde Chris­tian Hoch­stätter und Wil­fried Jacobs in die Ent­zugs­klinik Bad Fre­de­burg brachten. Hätten sie das nicht getan, wäre ich heute mit Sicher­heit tot.

Wenn man sich als Durch­schnitts­mensch einen rein­kippt, kann man sich am nächsten Morgen kaum am Schreib­tisch halten. Wie konnten Sie den Leis­tungs­sport mit Ihrem exzes­siven Alko­hol­konsum ver­ein­baren?
Nur über meinen eisernen Willen. Ich bin teil­weise um acht Uhr mor­gens aus der Kneipe gefallen, um neun stand ich auf dem Trai­nings­platz und habe alles gegeben. Ich habe, obwohl ich Alko­ho­liker war, nie auf­ge­hört, den Fuß­ball über alles zu lieben. Aber der Fuß­ball bietet nun mal sieben Gründe zu saufen: Jeder Wochentag ist einer. Wenn wir ver­loren hatten, habe ich gegen den Frust gesoffen, wenn wir gewonnen hatten, vor Freude. Aber im Gegen­satz zu meinen Kol­legen habe ich kein Maß gefunden.

Sie galten als harter Ver­tei­diger. Glaubten Sie des­wegen, beson­ders viel ver­tragen zu müssen?
Nein, es hing viel­mehr damit zusammen, dass ich immer die Nähe zu den Fans suchte, weil ich selbst ein Fuß­ball­ver­rückter war. Bei diesen hoch­emo­tio­nalen Men­schen fühlte ich mich am wohlsten. Und da fand sich immer einer, der dem Uli einen aus­geben wollte.

Einmal habe ich mir die halbe Fin­ger­kuppe abge­quetscht“

Gab es Situa­tionen, die Sie als War­nung hätten werten müssen?
Als ich einmal halb­be­soffen in mein Auto stieg und die Tür zuknallte, habe ich mir die halbe Fin­ger­kuppe abge­quetscht. Wie das geblutet hat! Im Kran­ken­haus wurde es noch in der Nacht genäht und geschient. Am nächsten Morgen habe ich ver­sucht, die Schiene unter der Trai­nings­jacke zu ver­bergen. Aber Jupp Heyn­ckes, unser Trainer, hat es natür­lich spitz­ge­kriegt.

Wie hat er reagiert?
Uli, was machst du für Sachen?“, hat er gesagt. Ihm war sowieso nicht ver­borgen geblieben, dass ich gern und viel trank. Glad­bach ist klein, da gibt es eigent­lich nur den Alten Markt, wo man hin­gehen kann.

Der eng­li­sche Welt­meister Jimmy Gre­aves spritzte Wodka in Orangen, die er dann mas­sen­haft ver­speiste. Wie haben Sie ver­sucht, Ihre Sucht zu ver­bergen?
Ich hatte keine Tricks. Ich habe den Alkohol ver­nichtet, wo immer er mir in die Quere kam. Aber wo Sie von Eng­land spre­chen: Dort zieht man den Hut vor Män­nern wie Gre­aves oder auch Tony Adams, die offen zugeben, dass sie ein Pro­blem mit dem Alkohol haben. In Deutsch­land wirst du auto­ma­tisch zur Per­sona non grata.

Hat Jupp Heyn­ckes denn ver­sucht, Ihnen zu helfen?
Nein, dass ich tat­säch­lich krank war, alko­hol­krank, konnte damals noch nie­mand wissen. Wirk­liche Aus­fälle hatte ich auch erst in meiner Bremer Zeit ab 1987.

Hat man das Pro­blem dort erkannt?
Dr. Franz Böh­mert, der dama­lige Prä­si­dent, war Arzt und hat mich durch­schaut. Er wollte mir helfen, aber ich ließ es nicht zu. Es war nicht so, dass ich es nicht wahr­haben wollte, nein: Ich habe das Pro­blem nicht mal gesehen.

Der Weser-Kurier“ schrieb rück­bli­ckend: Viel­leicht war es die Dul­dung von Öffent­lich­keit und Verein, die den urigen Kicker den Ernst der Lage ver­kennen ließ.“
Ich mache nie­mandem einen Vor­wurf. Otto Reh­ha­gels Kon­zept als Werder-Trainer war es, dass Mann­schafts­in­terna nicht nach außen drangen. So hat er auch mich geschützt. Wenn ich wegen eines Sauf­ge­lages mal beim Mor­gen­trai­ning fehlte, sagte Otto zu den Jour­na­listen: Der Uli hat was mit dem Magen.“ Ein Fehler, aber ein unbe­wusster. Heute weiß ich, dass es sich dabei um eine soge­nannte Co-Abhän­gig­keit han­delte.

Irgend­wann waren die Eska­paden nicht mehr zu ver­bergen.
Nach Reh­ha­gels Wechsel zum FC Bayern 1995 platzte die schüt­zende Blase. Ich soff nun quasi in der Öffent­lich­keit, baute einen Ver­kehrs­un­fall und ver­brachte eine Nacht in der Aus­nüch­te­rungs­zelle. Einmal wachte ich sogar unter einer Brücke auf und hatte einen rie­sigen Cut im Schädel. Ich wusste nicht, wie das pas­siert war. War ich von der Brücke gefallen? Hatte mir jemand einen über­ge­zogen? Ich wusste nur: Ich stand mit andert­halb Beinen im Grab.

Sie haben erzählt, dass Ihre Freunde Hoch­stätter und Jacobs Sie schließ­lich in die Ent­zie­hungs­klinik ver­frach­teten. Was haben Sie dort erlebt?
Ich habe einen Men­schen getroffen, der nur noch ein halbes Jahr zu leben hatte. Ein anderer galt eigent­lich als geheilt, und am Tag nach seiner Ent­las­sung hat er sich mit Benzin über­schüttet und ange­zündet. Ich aber wollte über­leben. Unbe­dingt.

Nach vier Monaten wurden Sie ent­lassen und waren tro­cken. Wie ging es dann für Sie weiter?
Ich habe mich bei etli­chen Ver­einen als Trainer beworben, aber ich bekam von allen eine Absage, auf­grund deiner Alko­hol­krank­heit“, wie es hieß. Ich bin nicht mehr ver­mit­telbar, und das wird wohl auch so bleiben.

Haben Sie sich je einsam gefühlt?
Manchmal schon. Als ich mit meiner dama­ligen Frau ein Haus baute, wollte ich auch einen Kühl­raum haben, um dort Obst und Gemüse ein­zu­la­gern. Als sie mich dann mit den Kin­dern ver­lassen hatte, habe ich mich da rein­ge­setzt und einen Kasten Wei­zen­bier leer gemacht.

Als 1995 berichtet wurde, Sie seien im Alko­hol­rausch gewalt­tätig gegen­über Ihrer Frau geworden, soll KSC-Trainer Winnie Schäfer seinen Spie­lern ein­ge­bläut haben, Sie doch mal auf Ihre Ehe­pro­bleme anzu­spre­chen.
War er dabei, als das bei uns zu Hause pas­sierte? Waren Sie dabei? Winnie Schäfer ist ein schlechter Mensch. Mehr sage ich dazu nicht.

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Waren Sie auch auf dem Platz so einsam wie in Ihrem Kühl­raum?
Einsam nicht, aber allein. Allein gegen alle – das war meine Hal­tung. Ins Dort­munder West­fa­len­sta­dion bin ich zum Bei­spiel immer absicht­lich als Letzter ein­ge­laufen. Mein Gott, haben die mich aus­ge­pfiffen, haben die gebuht! Und ich habe es genossen, im Adre­nalin zu baden.

Da hätten Sie doch Ihre Droge gehabt. Wozu dann noch der Alkohol?
Um wieder run­ter­zu­kommen. Wenn du von Zehn­tau­senden aus­ge­buht wirst, bist du eine halbe Stunde nach dem Spiel nicht schon wieder auf Nor­mal­tem­pe­ratur. Dann brauchst du ein Bier­chen. Aber ich brauchte bald zwei, dann vier, sechs …

Wie war Ihr Ver­hältnis zu anderen Profis?
Den Umständen ent­spre­chend. Ich wurde von den Kol­legen regel­mäßig mit weitem Abstand zum unbe­lieb­testen Bun­des­li­ga­spieler gewählt. Wenn ich sie dann zur Rede stellte, Jürgen Klins­mann, Andreas Möller oder wie sie alle hießen, dann haben sie immer nur gesagt: Wer? Ich? Nie­mals!“ Darauf ich: Na gut, dann werde ich heute dafür sorgen, dass du mich beim nächsten Mal wählst.“

Olaf Thon begrüßten Sie mal mit den Worten: Heute breche ich dir die Beine.“
Zum Job eines Vor­stop­pers gehörte es damals, Angst zu ver­breiten. Sie hätten sehen müssen, wie die weg­ge­rannt sind vor mir! Herr­lich! Wenn ich gegen den Möller spielte, war der nach wenigen Minuten plötz­lich der zweite Libero, tief in der eigenen Hälfte, damit er mir ja nicht begeg­nete. Nur bei einem ist meine Stra­tegie nicht auf­ge­gangen.

Wer war der Furcht­lose?
Der Schwatte“ – Ulf Kirsten! Kaum war das Spiel ange­pfiffen, hatte ich auch schon seinen Stol­len­ab­druck auf der Wade. Ein geiler Stürmer!

Gibt es Fouls, die Ihnen heute leidtun?
Ja, an eines erin­nere ich mich noch genau. 1990 spielten wir im Halb­fi­nale des UEFA-Cups mit Werder gegen den AC Flo­renz. Schon nach wenigen Minuten fing ich einen Ball ab und sprin­tete über die Mit­tel­linie. Aber ich legte ihn mir zu weit vor, der Flo­renz-Spieler Celeste Pin sprin­tete direkt auf mich zu. Der Ball lag zwi­schen uns, und wir sind beide mit gestreckten Beinen aus drei Metern auf­ein­ander zuge­flogen. Es krachte fürch­ter­lich, und ich wusste im ersten Moment nicht, wen von uns beiden es erwischt hatte. Ich stand auf, Pin nicht. Unter­halb seines rechten Knies war alles zer­trüm­mert. Andert­halb Jahre blieb er ver­letzt. Ich schickte ihm Blumen, aber die Ent­schul­di­gung hat er nie ange­nommen. Natür­lich tut mir das leid, ich bin ja keine Maschine.

Hatten auch Sie mal Angst vor einem Gegen­spieler?
Angst nie, aber Respekt. Im Euro­pa­po­kal­fi­nale 1992 in Lis­sabon spielte ich mit Werder gegen den AS Monaco. Mein Kon­tra­hent war George Weah. Auf den habe ich ein­ge­treten, bis mir die Stollen abge­bro­chen sind, und trotzdem hat er sich nicht ein ein­ziges Mal beschwert.

Ende der Acht­ziger trafen Sie auch auf Diego Mara­dona.
Das erste Mal spielten wir im Zuge des Vier-Länder-Tur­niers im April 1988 in Berlin gegen­ein­ander. Franz Becken­bauer schickte mich auf die linke Seite, um Claudio Caniggia kalt­zu­stellen. Aber nach zwei Minuten wech­selte der mit Mara­dona die Seiten. Da stand ich nun bei meinem Natio­nal­mann­schafts­debüt dem besten Fuß­baller der Welt gegen­über. Ein abso­lutes High­light! Dass ich damals nicht vor lauter Auf­re­gung zusam­men­ge­bro­chen bin, ver­stehe ich bis heute nicht.

Aber Sie haben ihn aus­ge­schaltet.
85 Minuten lang trat ich auf ihn ein, dann war das Spiel vorbei, wir gewannen 1:0, und ich fragte ihn nach seinem Trikot. Wie der geguckt hat! Das Pro­blem war nur: Klins­mann, Mat­thäus, Völler – alle wollten dieses Trikot. Sofort zerrte ich Mara­dona in den Spie­ler­tunnel, zog ihm das Ding ein­fach aus und gab ihm meins. Ich musste es sogar mit unter die Dusche nehmen, sonst hätte der Lothar es mir aus der Tasche geklaut.

Ihr größter sport­li­cher Erfolg war der Gewinn des Euro­pa­po­kals der Pokal­sieger 1992. Beim Ban­kett ließen Sie sich von Dieter Eilts eine Glatze scheren, lange bevor es Mode wurde. Warum?
Schon nach dem Sieg in der ersten Runde gegen den FC Bacau hatte ich in lockerer Runde ange­kün­digt: Jungs, wenn wir den Pokal holen, lassen wir uns alle die Haare abra­sieren!“ Alle waren begeis­tert und wollten mit­ma­chen. Aber als wir das Finale gegen Monaco tat­säch­lich gewonnen hatten, ließen die sich alle nur so einen albernen Igel­schnitt ver­passen. Ich war der Ein­zige mit Voll­glatze. Typisch Borowka! Aus dem nächsten Bun­des­li­ga­spiel gibt es ein tolles Bild: Anthony Yeboah und ich steigen hoch, zwi­schen uns schwebt der Ball – wie drei Bow­ling­ku­geln.

In dieser Partie hätte Ein­tracht Frank­furt durch einen Sieg den ent­schei­denden Schritt zur Meis­ter­schaft machen können.
Es wäre ein Leichtes gewesen, uns zu besiegen, weil wir immer noch total blau waren. Aber schon im Spie­ler­tunnel sah ich, wie nervös die Frank­furter waren. Macht euch mal keine Sorgen“, sagte ich. Das wird schon. Unsere Saison ist gelaufen. Außerdem wollen wir hin­terher mit euch anstoßen!“ Und was machen die? Treten von der ersten Minute an wie die Irren! Binz! Gründel! Selbst der Möller! Och, nöööööö!“, habe ich gedacht – und dann haben wir dagegen gehalten. Am Ende stand es 2:2, Frank­furt verlor das letzte Spiel in Ros­tock, und Stutt­gart wurde Meister. Blöd gelaufen.

1996 ging Ihre Zeit in Bremen zu Ende. Eigent­lich wollten Sie zu Leeds United wech­seln. Woran schei­terte der Transfer eigent­lich?
Daran ist nur eine Person schuld: Willi Lemke, der Manager.

Ich habe ihn wüst beschimpft!“

Das müssen Sie uns erklären.
Im Januar 1996 wollte ich weg, weil ich unter Reh­ha­gels Nach­folger Aad de Mos ich nicht mehr zum Zuge kam. Dazu kamen die immer schlim­meren Sau­fe­reien, der Ärger mit der Polizei – ich musste ein­fach raus. Leeds United wollte mich haben und lud mich zum Pro­be­trai­ning ein. Also bin ich zu Lemke ins Büro gelaufen und habe ihn gefragt: Willi, kann ich das machen, lasst ihr mich gehen?“ Er sagte: Uli, du hast neun Jahre alles für diesen Verein gegeben. Wenn dich ein anderer Verein haben will, kannst du ablö­se­frei wech­seln.“

Wie ging es weiter?
Ich blieb zwei Wochen zum Pro­be­trai­ning in Leeds, am Ende war klar: Sie wollten mich unbe­dingt ver­pflichten. An einem Sonntag kehrte ich nach Bremen zurück, am Montag bat ich Lemke um den ver­spro­chenen Auf­he­bungs­ver­trag. Doch er wollte davon nichts mehr wissen und for­derte eine hohe Ablöse aus Eng­land. Zwei Wochen habe ich alles ver­sucht, dann hatte Leeds genug und ver­pflich­tete einen anderen Spieler. Kurz darauf bat mich Lemke in sein Büro: Uli, jetzt bist du ablö­se­frei.“

Wie haben Sie reagiert?
Ich habe ihn wüst beschimpft! So wüst, dass ich dafür fünf Monats­ge­hälter Strafe zahlen musste. Von da an war Willi Lemke für mich gestorben.

Ihre Kar­riere als erfolg­rei­cher Profi-Fuß­baller eben­falls.
Für kurze Zeit turnte ich noch für Han­nover 96 über den Platz, bis man mich dort wegen wei­terer Alko­ho­les­ka­paden raus­schmiss. Immerhin bin ich dann noch 1997 mit Widzew Lodz als erster deut­scher Fuß­baller pol­ni­scher Meister geworden!

Kennen Sie das pol­ni­sche Sprich­wort: Ein Vogel muss fliegen, ein Pole muss saufen“?
Das trifft zu. Was die Sau­ferei anging, war ich bei Widzew sicher­lich nicht im schlech­testen Verein gelandet.

2000 war Ihre aktive Kar­riere dann end­gültig vorbei. Manche Fuß­baller fallen in ein Loch, wenn sie die Sym­pa­thien der Massen nicht mehr spüren.
Das Loch habe ich ja längst hinter mir. Ich habe so viel Dreck fressen müssen, dass dieser ganze Fuß­ball-Zirkus für mich seine Bedeu­tung ver­loren hat.

Wenn Sie Ihren ehe­ma­ligen Natio­nal­mann­schafts­kol­legen Eike Immel im Dschun­gel­camp“ sehen, sind Sie dann froh, dass Ihnen zumin­dest das erspart geblieben ist?
Mein Dschun­gel­camp“ hieß Bad Fre­de­burg und dau­erte vier Monate. Und ich sage Ihnen: Ein paar Würmer zu fut­tern, ist absolut nichts dagegen. Als in Bad Fre­de­burg die Tür hinter mir ins Schloss fiel, dachte ich: Uli, irgendwas in deinem Leben ist aber kom­plett falsch gelaufen.“

Was würden Sie heute als den größten Erfolg Ihres Lebens bezeichnen: den Sieg mit Werder Bremen im Euro­pa­pokal 1992 oder dass Sie den Alko­ho­lismus über­wunden haben?
Ganz klar: dass ich nicht mehr saufe. Und dass ich noch lebe.

Ist der Uli Borowka des Jahres 1996 heute für Sie ein fremder Mensch?
Nein, das gehört doch alles zu meinem Leben. Wenn ich heute an die Zeit zurück­denke, dann läuft es mir zwar eis­kalt den Rücken runter, aber ich weiß, was ich falsch gemacht habe, und dazu stehe ich voll und ganz. Ich bin mit mir im Reinen.

In Barfuß oder Lack­schuh“ sangen Sie: Ich schlafe unter Brü­cken und im Him­mel­bett. Bin Engel und mal Teufel, doch nie bin ich nur nett.“
Gespens­tisch, wie gut diese Zeile auf mein Leben passt. Im Ori­ginal ist das Lied ja von Harald Juhnke. Viel­leicht bin ich das: der Harald Juhnke des Fuß­balls. Mit dem Unter­schied, dass ich noch lebe.