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Herr Hajto, wir ver­su­chen Sie schon seit län­gerem zu errei­chen. Warum ist es so schwer, Sie ans Telefon zu bekommen?

Ich habe meh­rere Mobil­funk­num­mern. Diese etwa ist meine Pri­vat­nummer, nor­ma­ler­weise nehme ich gar nicht ab, wenn ich eine unbe­kannte Nummer sehe. Jedoch hat mich Tomek Klos bereits vor­ge­warnt, dass Sie ein Inter­view mit mir führen wollen.



Sie spre­chen gerade Tomasz Klos an. Was ver­bindet Sie mit dem Ex-Kölner und Lau­terer?

Tomek ist ein sehr guter Freund von mir. Vor knapp drei Wochen hat Tomek sein Abschieds­spiel in Lodz bestritten. An diesem Spiel haben viele alte Weg­ge­fährte von Tomek teil­ge­nommen. Ich war auch mit von der Partie und habe mich gefreut, ehe­ma­lige Kol­legen aus der Bun­des­liga zu treffen. Lukas Podolski war auch dabei, er ist ein sehr guter Freund von Tomasz Klos. Als Poldi das erste Mal am Trai­ning der Lizenz-Mann­schaft des FC teil­nahm, hat Tomek ihm sogar neue Schuhe besorgt. Momentan ist Tomasz Klos Manager von LKS Lodz, und ich bin der Mann­schafts­ka­pitän des Tra­di­ti­ons­ver­eins. Zudem ist Tomek gemeinsam mit Tomasz Wal­doch für meinen Spitz­namen ver­ant­wort­lich.

Der lautet?

In Polen kennt mich jeder unter Gianni“. Ich werde so unter Fuss­ball­kol­legen gerufen, aber mitt­ler­weile nennen mich auch Fami­li­en­mit­glieder Gianni“. Ich habe immer gerne Klei­dung von Gianni Ver­sace getragen, des­halb haben mir Klos und Wal­doch im Trai­nings­lager der pol­ni­schen Natio­nal­mann­schaft diesen Spitz­namen ver­passt.

Mitt­ler­weile ist es schon knapp vier Jahre her, dass Sie nach Polen zurück­ge­kehrt sind. Erin­nern Sie sich gerne an Ihre Zeit in Deutsch­land zurück?

Natür­lich. Es war eine schöne Zeit. Sowohl beim MSV, als auch auf Schalke. Für Duis­burg schlägt mein Herz heute noch. Das war meine erste Sta­tion im Aus­land. Ich konnte kein Deutsch und war ori­en­tie­rungslos. Doch die Ver­ant­wort­li­chen des MSV haben mir immer und überall geholfen. Es ist schade, wenn ich jetzt aus der Ferne mit­be­komme, dass der MSV in einer schönen Arena nur in der 2. Bun­des­liga spielt. Ich habe es noch nie ver­standen, dass der VfL Bochum mit den glei­chen Mit­teln mehr als der MSV raus­holen kann. In Duis­burg gefällt mir die Trans­fer­po­litik über­haupt nicht.

Das hört sich ja so an, als ob Sie eine Lösung für den MSV parat hätten?

Der MSV ist für mich ein ganz beson­derer Klub. Ich habe keine ideale Lösung. Jedoch würde ich dem MSV jeder­zeit in irgend­einer Funk­tion zur Ver­fü­gung stehen.

Sie schwärmen so von den Mei­de­ri­chern. Haben Sie auch noch Gefühle für die Schalker?

Diese Frage erüb­rigt sich eigent­lich. Ich hatte in Gel­sen­kir­chen eine traum­hafte Zeit. Schalke kann man mit Duis­burg nicht ver­glei­chen. Bei Schalke war ich schon ein gestan­dener Spieler, in Duis­burg musste ich mir alles hart erar­beiten. Auf Schalke ist alles ein Stück größer.

Was ver­binden Sie mit Schalke?

Erfolge. Beim S04 wurde ich Vize-Meister und DFB-Pokal­sieger. Diese Vier-Minuten-Meis­ter­schaft werde ich nie ver­gessen. Es ist ein­fach nicht zu beschreiben. Da denkst du, du bist Deut­scher Meister. Und vier Minuten später erwachst du aus diesem Para­dies und stehst im Regen. Unfassbar. Wenn ich heute zurück­blicke, dann tut mir Rudi Assauer am meisten leid. Dieser Mann ist Schalke 04. Er hätte es ver­dient, wie kein anderer, die Schale in seinen blau-weißen Händen zu halten. Rudi hat mir mal erzählt, dass er mor­gens sogar viermal die Toi­lette besucht. So besessen ist der Mann von Schalke 04. Ohne Rudi Assauer ist Schalke 04 nicht mehr das““Schalke 04.

Haben Sie noch Kon­takte in die Bun­des­liga?

Nicht mehr viele. Doch die wenigen pflege ich. Ich tele­fo­niere öfter mit Rudi Assauer oder Andreas Möller, der mitt­ler­weile Manager in Offen­bach ist. Jedoch habe ich immer mit Schalke-Fans im Urlaub Kon­takt. Es ist wun­der­schön, wenn die Fans dich in den Ferien auf der ganzen Welt grüßen und an die Schalker-Zeit erin­nern. Es sind immer posi­tive Kom­men­tare. Ich habe mich auf Schalke auch wohl gefühlt. Es ist ein großer Verein.

Nach einer erfolg­rei­chen Saison auf Schalke kam für Sie mit dem Amts­an­tritt von Jupp Heyn­ckes das Aus.

Mit Heyn­ckes war das eine ganze komi­sche Kiste. Schon beim Trai­nings­auf­takt hat er Jörg Böhme, Victor Agali und mir mit­ge­teilt, dass wir auf­passen sollen. Dann hat er mir Thomas Klä­sener vor die Nase gesetzt und gesagt, dass wenn Klä­sener jünger wäre und er ihn unter seinen Fit­ti­chen hätte, dann wäre Thomas deut­scher Natio­nal­spieler. Thomas hat viel­leicht 20 Bun­des­liga-Spiele gemacht, ich habe über 200 Spiele bestritten. Ich ver­stehe die Theorie von Herrn Heyn­ckes bis heute nicht. Wenn Heyn­ckes‚ Theorie real wäre, dann würde Klä­sener immer noch in der Bun­des­liga oder in der Zweiten Liga spielen und nicht in der fünften Klasse bei RB Leipzig.

Nachdem Heyn­ckes nicht mehr mit Ihnen geplant hat, wurden Sie nach Nürn­berg trans­fe­riert. Von dort aus ging es noch nach Eng­land, bevor es Sie zurück in Ihre Heimat ver­schlagen hat.

Die Halb-Serie in Nürn­berg war auch nicht schlecht. Jedoch erin­nere ich mich lieber an den eng­li­schen Fuß­ball. Wenn jemand behauptet, das Hajto brutal spielt, der soll mal auf die Insel fahren. Das ist unglaub­lich. Ich habe in der Cham­pi­on­ship gespielt, das nenne ich gesunde Härte. Sowohl in Deutsch­land als auch in Polen ziehen die Unpar­tei­ischen zu früh den gelben Karton. Wenn das in Eng­land der Fall wäre, dann hätte der ehe­ma­lige eng­li­sche Natio­nal­spieler Dennis Wise bei jedem Spiel in der fünften Minute die Rote Karte gesehen. Ich weiß wovon ich rede, ich habe diese Maschine“ in Aktion gesehen. Ich habe in der Bun­des­liga und der Eks­tra­klasa soviele Gelbe Karten kas­siert, obwohl ich nicht nur einen Hauch von Wise‘ Spiel­härte habe.

Sie sind 2006 nach neun Jahren im Aus­land nach Polen zurück­ge­kehrt. Wo sehen Sie die Unter­schiede zwi­schen der Bun­des­liga und Eks­tra­klasa?

In der pol­ni­schen Liga gibt es mit Legia War­schau, Lech Posen und Wisla Krakau drei Top-Ver­eine, die in der Bun­des­liga einen Platz zwi­schen Rang acht und zwölf belegen würden. Nach diesen Klubs trennt sich jedoch die Streu vom Weizen. In Deutsch­land kann jeder jeden schlagen. Dazu gibt es natür­lich noch das infra­struk­tu­relle Pro­blem im pol­ni­schen Fuß­ball. Aber ich bin da voller Zuver­sicht, das wir bis zur EM 2012 auf­holen werden. Jetzt hoffe ich jedoch, dass mein Verein LKS Lodz die Lizenz für die kom­mende Saison erhält. Und dann wün­sche ich dem MSV von Herzen den Bun­des­liga-Auf­stieg. Dann würde ich sicher­lich mal Zeit finden, um nach Duis­burg zu kommen, um mir die MSV-Arena anzu­gu­cken. In diesem Schmuck­käst­chen war ich leider noch nicht.