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Andreas Beck, wie viele Spra­chen spre­chen Sie? 

(Über­legt.) Puh, das müssten so vier bis fünf sein. Wieso? 

Dann kennen Sie bestimmt einige Über­set­zungen für das Wort Kom­merz­verein“. 

(Lacht.) Ja, das stimmt. Wobei ich das hier in Bel­gien selten gehört habe. 

Sie spielen seit Sommer bei der KAS Eupen. Der Verein steht in der Kritik, seit 2012 kata­ri­sche Geld­geber der Aspire Aca­demy“ den Klub gekauft haben. Davor…

… habe ich bereits für Hof­fen­heim gespielt, ich weiß. Zwei Klubs, die in den Medien oft kri­ti­siert werden und vielen Fans ein Dorn im Auge sind. Die grund­sätz­liche Frage bei aller Kritik an diesen Modellen ist doch: Was gewichte ich stärker? Fuß­ball­ro­mantik oder sport­li­chen Erfolg? 

Ihre Ant­wort lautet also: sport­li­cher Erfolg.

Jeder Fuß­baller will sport­li­chen Erfolg haben, auch in der Kreis­klasse. Und ich habe auch für den VfB und Bes­iktas Istanbul gespielt, zwei große Tra­di­ti­ons­klubs. Das habe ich sehr genossen. Umge­kehrt habe ich mit dem Vor­wurf des Kom­merz aller­dings nicht das größte Pro­blem. Werfen Sie einen Blick nach Eng­land: Jedes Team hat dort einen großen Geld­geber, die Ver­eine werden nicht nur durch Fans im Sta­dion und am Brat­wurst­stand finan­ziert. Eben wegen dieser finan­zi­ellen Stärke der Klub­be­sitzer ver­folgen Zuschauer die Liga­spiele welt­weit. Die Pre­mier League ist uns inzwi­schen weit voraus. 

Die dor­tigen Geld­geber sind aber größ­ten­teils nicht für ihre Men­schen­rechts­ver­let­zungen bekannt. Der kata­ri­schen Regie­rung wird genau das vor­ge­worfen.

Ich laufe nicht mit Scheu­klappen durch die Gegend. Aber man sollte von Sport­lern auch nicht Lösungen für Pro­bleme ver­langen, mit denen sich selbst Experten schwer tun. 

Es ist Ihre Auf­gabe, der­ar­tige Pro­bleme zu igno­rieren?

Nein. Aber es ist ja auch nicht so, dass dies ein Eupener Thema ist. Die Bayern haben eine Part­ner­schaft mit Katar, die Ver­hält­nisse bei Paris St. Ger­main sind bekannt, die Fifa ver­gibt eine WM nach Katar. Ver­stehen Sie mich nicht falsch: Ich will die Pro­ble­matik damit nicht ver­drängen. Aber durch Aspire“ spielt ein kleiner Klub wie Eupen in der ersten bel­gi­schen Liga und misst sich Woche für Woche mit anderen großen Ver­einen. Das schafft Arbeits­plätze und ver­bes­sert die Infra­struktur in der ganzen Region. Es ist wie so oft: Alles hat zwei Seiten.

Womög­lich landet des­halb ein weniger finanz­starker Verein in der Ver­sen­kung.

Das mag tat­säch­lich sehr schade sein – ist im Sport aber doch gene­rell der Lauf der Dinge. Es ist ja nicht so, als ob hier Inves­toren gekommen wären und für 300 Mil­lionen Euro die Top­stars der Cham­pions League mit­ge­bracht hätten. Viel­mehr pro­fi­tiert der Klub von seinem Scou­ting­netz­werk, mit dem wir eine wirk­lich junge und talen­tierte Truppe zusam­men­ge­stellt haben. Das ist eine nach­hal­tige Ent­wick­lung.

Trotzdem hängt die Aspire Aca­demy“ eng mit dem kata­ri­schen Staat zusammen. Was bekommen Sie davon im Verein mit? 

Nicht sehr viel. Natür­lich habe ich die Team­chefs ken­nen­ge­lernt, auch die kata­ri­schen Geld­geber habe ich schon mal kurz getroffen. Trotzdem wurden meine Ver­trags­ge­spräche auf deutsch geführt, alle Mit­ar­beiter im Klub spre­chen meine Sprache. Auch durch diese ein­fache Ver­stän­di­gung habe ich mich schnell hei­misch gefühlt.