Der 1883 gegründete Gloucester City AFC konnte seit über zwölf Jahren kein Spiel mehr zu Hause austragen. Doch endlich, endlich gibt es Licht am Ende des Tunnels.
Doch die Jahre im Exil und die vielen Umzüge forderten ihren Tribut. Die Identifikation der eigenen Stadt mit dem Gloucester City AFC schwand allmählich, und die Fanbase bröckelte dahin wie das schimmelige Fundament des verwaisten Meadow Parks, dessen Instandsetzung bzw. Neubau immer wieder an fehlenden Geldern, fehlenden Gutachten und fehlenden Genehmigungen gescheitert war. Zuletzt kamen gerade mal 280 Unentwegte zu den Spielen von Gloucester City, das seine Gegner seit der Saison 2017/18 im Stadion von Evesham United (40 Kilometer entfernt) empfängt.
„Wir sind Evesham sehr dankbar, dass sie mit uns den Platz teilen“, sagt Gloucester Citys Klubboss Alex Petheram. „Aber es ist weit weg von zu Hause. Hier zu spielen, das ist, als würden wir 21-mal pro Saison umziehen. Jedes Mal müssen wir unsere komplette Ausrüstung einpacken, nach Evesham fahren, spielen, anschließend alles wieder zusammenpacken und heimfahren.“ Unter der Woche lagert das komplette Matchday-Material und sonstiges Equipment in einem alten Gartenschuppen in Gloucester – der einzigen „Immobilie“, die dem Verein noch geblieben ist. Doch das soll, nein: muss, nein: wird sich bald ändern.
Grünes Licht für ein neues Stadion
Die Kinder in Gloucester kennen die Zeiten, als in ihrer Stadt noch ein Fußballklub von Bedeutung spielte, nur noch aus Erzählungen. Zumindest aber kennen sie den französischen Mittelfeldspieler Fabien Robert. Der 30-Jährige, der einst für den FC Lorient in der Ligue 1 am Ball war, kickt seit 2018 für Gloucester City und hält wochentags Trainingsstunden für Kids ab, um sein karges Gehalt aufzubessern. „Ich will auch dann noch Teil des Klubs sein, wenn er wieder in diese Stadt zurückkehrt“, sagt Robert der BBC und spricht damit allen Fans der „Tigers“ aus der Seele.
Schon 2016 hatten die zuständigen Behörden grundsätzlich grünes Licht für ein neues Stadion in Gloucester gegeben. Doch das Vorhaben schien zu teuer, zumal der Klub kaum noch lokale Sponsoren hatte. „Wenn ich Unternehmen aus Gloucester und der unmittelbaren Umgebung anspreche, fragen die mich natürlich, was wir ihnen im Gegenzug an Präsenz in der Stadt bieten können“, klagt Klubchef Petheram. Im Mai dieses Jahres aber ereignete sich Bahnbrechendes: Die Baugenehmigung für eine deutlich abgespeckte Version des neuen Meadow Park mit 3.200 Plätzen (davon 700 Sitzplätze) lag auf dem Tisch.
Aufbruchstimmung bei den „Tigers“
Zwar gibt es bis heute einige offene Fragen, vor allem bezüglich der vollständigen Finanzierung, doch die alte, verrottete Betonschüssel von einst ist längst abgerissen und entsorgt. Dort, wo sie stand, rollen bereits die Bagger und schütten Unmengen von Erde auf, denn das neue Spielfeld soll drei Meter höher liegen als das frühere – Hochwasserschutz. Auch die Fans wollen, wie schon vor gut zwölf Jahren, wieder mit Hand anlegen. Vieles in dem neuen Stadion wird etwas improvisiert wirken, so werden zum Beispiel die Kabinen und der VIP-Raum in umgebauten Schiffscontainern aus den nahen Gloucester Docks untergebracht. Aber was macht das schon?
Im Mai 2020, so der Plan, soll der Verein endlich, endlich wieder in Gloucester auflaufen. Es herrscht Aufbruchstimmung bei den „Tigers“. So wie im Sommer 2007, vor der großen Flut. Matt Clift, der Fan, der an jenem schicksalhaften 20. Juli geholfen hatte, das Hab und Gut des Vereins vor dem ansteigenden Wasser zu retten, verspricht einen ganz besonderen Beitrag zur Wiederherstellung von Glanz und Gloria des Gloucester City AFC: „Ich habe noch einige Glas-Trophäen und Memorabilia, die ich am Tag der Flut aus dem Stadion holen konnte. Sie sind in meinem Haus und warten darauf, zurückgebracht zu werden, wenn wir endlich wieder ein Zuhause haben.“