Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Bildschirmfoto 2020 04 23 um 15 11 01

In der aktu­ellen Aus­gabe 11FREUNDE #222 erzählen uns Spieler, Trainer und Funk­tio­näre von den Momenten ihrer Kar­riere, die ihnen die beson­dere Kraft des Fuß­balls zeigten. Hier erzählt Torsten Mat­tuschka von einem Mann­schafts­abend auf der Spree. An den er und beson­ders seine Team­kol­legen beson­ders gerne zurück­denken.

Denke ich an meine schönsten Momente im Fuß­ball, dann denke ich an all die Auf­stiege mit Union, an meine Anfänge in der siebten Liga, als ich 100 Kilo wog und nebenher auf dem Bau ackern musste, an mein Derby-Tor im Olym­pia­sta­dion vor 76.000 Zuschauern – und an einen legen­dären Mann­schafts­abend vor der Saison 2013/2014. Besser gesagt: an einen wun­der­baren Rausch und ein aus­ge­dehntes Nicker­chen auf der Spree.

Seit 2006 mie­teten wir mit der Mann­schaft vor jeder Saison ein Schiff, um damit einmal quer durch Berlin zu schip­pern und die Sau raus zu lassen. Wir kannten den Ver­mieter Eddy, ein leider viel zu früh ver­stor­bener Union-Fan, er fuhr uns vorbei am Kanz­leramt, dem Ber­liner Dom und anderen Sehens­wür­dig­keiten, einmal die Spree ent­lang. Und er machte uns immer super Preise. Essen, Trinken, DJ, Kellner: alles vom Feinsten. Vor allem die Neu­zu­gänge waren trotzdem Jahr für Jahr skep­tisch: Fünf Stunden auf dem Ding? Nur Typen? Ganz schön lange. Und am Ende der Fahrt wollte nie­mand mehr aus­steigen. Diese Abende waren wichtig fürs Team, wir lachten uns noch Monate später den Arsch ab über bestimmte Szenen und Sprüche. Klar, als Profi kann man sich nicht jedes Wochen­ende weg­bal­lern, aber ein- oder zweimal im Jahr braucht auch eine Fuß­ball­mann­schaft diese Feten. Man lernt sich richtig kennen, man schafft Erin­ne­rungen. Das schweißt zusammen. 

2013 hatten wir eine beson­ders wilde Truppe zusammen. Ich saß unten im Schiffs­bauch mit Fabian Schön­heim und den Neu­zu­gängen Mario Eggi­mann, Sören Brandy und Martin Dausch. Und habe mir gesagt: Tusche, die neuen Jungs machste jetzt mal schön voll.“ Ich fing also an, dop­pelte Jäger­meister-Shots zu bestellen, das volle Pro­gramm, 4 cl. Ich kannte diese Art Besäuf­nisse ja von meiner Jugend auf dem Dorf, vom Ama­teur­fuß­ball, vom Bau, und ich dachte mir dem­entspre­chend: Von den Profis, da kann mir sowieso keiner was. Ich bestellte munter Runde um Runde. Die Jungs schüt­telten sich vor Ekel – und bestellten zu meiner Über­ra­schung zwi­schen­durch auch immer wieder auf eigene Faust. Na kommt schon, ihr Mickey-Mäuse“, dachte ich, bestellt ihr nur!“ Ich kachelte die Dinger weg. Wir tranken einen, zwei, drei, acht, zehn, zwölf Kurze. Irgend­wann musste ich aner­kennen: Alter, die Bur­schen halten aber gut durch.

Na kommt schon, ihr Mickey-Mäuse“

Nach etwa einer Stunde ging ich kurz nach oben an Deck, etwas Luft schnappen. Was mir im Nach­hinein zum Ver­hängnis wurde. Denn es ist ja so: Wenn man einen genascht hat und vom Warmen ins Kalte geht oder umge­kehrt, dann schlägt der Hammer zu. Dann guckst du plötz­lich wie ein Mon­ch­hichi. Dann wirkt der Alkohol erst richtig. Genau so war es bei mit in dem Moment, ich war fix und alle, ich brauchte eine Pause. Aber zum Glück gab es ja die Schiffs­toi­lette! Ich tor­kelte also in die kleine Kabine, setzte mich hin – und pennte ein­fach ein. War wichtig. 

Wieder ein­ein­halb Stunden später kam ich langsam zu mir, ver­ließ die Kabine, bestellte mir erstmal einen Drink (keine Sorge, ich bin ein Bauer, ich kann das!), lief dann rüber zur Gang und fragte ent­geis­tert: Mensch Männer, wie­viel sauft ihr denn?“ Und was ant­wor­teten die Dreck­schweine? Tusche: Wir haben die ganze Zeit nur Cola getrunken.“

Ich habe mich kaputt gelacht. Die Jungs natür­lich auch. Vor allem, weil nor­ma­ler­weise ich der­je­nige war, der solche Aktionen brachte. Heim­lich einen Tropfen eine Mil­lion Sco­ville scharfe Soße aufs Essen von Keeper Marcel Hött­ecke schütten, Salz­streuer auf­drehen (lieben Gruß an Marco Geb­hardt), diese Sachen. Und so wie ich aus­ge­teilt habe, musste ich eben auch ab und zu ein­ste­cken. Wie gesagt: Eine Mann­schaft braucht diese Erleb­nisse. Wir reden heute noch von dem Abend.