Irre: Die großen Klubs haben die Bank mit vorgehaltener Schreckschusspistole ausgenommen. Und jetzt will ihnen ausgerechnet Gianni Infantino die Knarre abnehmen?
„El Dorado“ heißt diese Phase des kolumbianischen Fußballs, benannt nach dem imaginären Goldland. Nur stand es nicht lange, denn schon nach einem Jahr einigten sich die Kolumbianer und die Fifa auf eine Rückabwicklung des Ganzen. Übrigens spielte auch die weiße Profiliga des südafrikanischen Apartheidsstaates außerhalb der Fifa, weshalb dort in den siebziger Jahren im Rahmen des Bundesligabestechungsskandal gesperrte Spieler ihren Unterschlupf fanden. Die aktuelle Planungsgruppe Super League befindet sich also in bester Gesellschaft.
Letztlich würden die Großen des europäischen Fußballs ihre Klubs jenseits der Verbände also in Showtruppen verwandeln. Der FC Bayern würde zu den Harlem Globetrotters des Fußballs, die sich zum Zirkuskick mit Real Madrid und Manchester United treffen. Kein Wunder, dass die Planer des Ganzen es letztlich nicht wollen, denn nicht nur Fans, sondern auch Investoren und Werbekunden dürften entsetzt sein.
Eine Liga der großen Klubs kann gar keine Gefahr sein
Das Gespenst der Super League diente, wie Michael Gerlinger vom FC Bayern mit entwaffnender Schamlosigkeit bestätigte, letztlich nur zu einer Art Erpressung, um an noch mehr von der Kohle zu kommen.
Die Vorstellung, dass etwa der FC Bayern sein eigenes Ding machen würde, hat in den letzten Tagen aber nicht zu spontanen Trauermärschen entsetzter Fans geführt. Und vielleicht liegt auf Seiten der Funktionäre der wahre Wert der Enthüllungen der „Football Leaks“ darin, dass eine Liga der großen Klubs gar keine Gefahr sein kann.
Außer für die Klubs, die sie betreiben wollen. Dass sie also seit vielen Jahren tolldreist die Bank mit vorgehaltener Schreckschusspistole ausgenommen haben, ist schon eine irre Erkenntnis. Nur, dass ihnen gerade der aalartige Gianni Infantino die Knarre mit den Platzpatronen aus der Hand nehmen könnte, ist vielleicht noch irrer.