Marco Reus macht den Frank Drebin, Clemens Fritz das Spiel seines Lebens und Alex Meier muss in die Nationalelf. Muss gar nix: unsere 11 des Spieltags.
Clemens Fritz
Um ehrlich zu sein: An Clemens Fritz haben wir das letzte Mal gedacht, als wir uns auf einer Fanmeile 2008 gegenseitig mit Deutschlanschminke Spielernamen auf die Rückenakne malten. Seit Sonntag aber wissen wir, dass Clemens Fritz immer noch spielt, und wie. Beim 3:1 gegen Schalke schoss Fritz ein Tor selber und bereitete die beiden anderen Treffer vor. Zuvor hatte Bremens Außenverteidiger, der seine Karriere einst als Stürmer begann, seit 115 Spielen kein Tor mehr geschossen. Hinzu kommt, dass ihm mehr als eine Torbeteiligung pro Spiel in zuvor 299 Partien überhaupt noch nie gelungen ist, in seiner letzten Saison im 300. Spiel also nun direkt drei. Was wahrscheinlich zugleich das Schönste und Traurigste ist, was wir heute schreiben werden.
Claudio Pizarro / Stefan Kuntz
Sollte noch immer jemand daran zweifeln, dass mit Claudio Pizarro eine waschechte lebende Legende für Werder Bremen seine Stiefel schnürt, der braucht nur einen Blick auf die ewige Rekordtorschützenliste der Bundesliga werfen. Dort hatte Pizarro unlängst erst Dieter Müller und Klaus Allofs hinter sich gelassen, durch seinen Treffer am Wochenende – es war sein 179. – zog er nun mit Stefan Kuntz gleich. Mit einer leisen Träne, die uns aufs Baumwolltrikot tropft, gedenken wir noch einmal sämtlicher Kuntz-Sägen, freuen uns gleichzeitig aber auch auf noch einige weitere Pizarro-Tore. Mit 182 Toren liegt kein geringerer als Ulf Kirsten nur einen Hattrick weit weg, anschließend wird es mit Burgsmüller, Heynckes, Fischer und Müller allerdings schwierig. Andererseits: Wer durch den Spätherbst seiner Karriere schlendert, als wäre so ein Spieltag lediglich ein Kurzurlaub im Club Med, dem ist eigentlich alles zuzutrauen.
Ömer Toprak
Das Großartige an diesem Sport ist, dass er selbst in seinen hässlichsten Momenten so richtig schön sein kann. Exemplarisch sei hier Ömer Topraks Tor gegen Hoffenheim genannt. Mit dem Mute der Verzweiflung und nach einer derart langen Aneinanderreihung von Unzulänglichkeiten, dass die Spielszene ein Satz von Thorsten Legat sein könnte, warf sich Toprak irgendwie ins Gewusel des Sinsheimer Strafraumes, drückte den Ball mit dem Kopf über die Linie, knockte dabei per integrierter Kopfnuss noch seinen Gegenspieler halb aus und jubelte dann an der Eckfahne, wo er nach der ersten Euphorie selber kurz benommen liegenblieb. Wir haben schon Autounfälle gesehen, die schöner waren als Topraks Treffer. Und trotzdem haben wir uns sehr amüsiert. Und das passiert ja bei Autounfällen eher selten.
Moritz Hartmann
Wir hegen große Sympathien für den FC Ingolstadt. Nicht etwa, weil uns das Spiel des FCI so berauscht oder wir Fans sind, seit uns unsere Eltern das erste Mal mit in die Audi-Arena genommen haben oder so. Sondern weil wir so etwas wie der FCI wären, wären wir ein Fußballverein. Schließlich haben die Ingolstädter erst zwölf Tore geschossen, vier ihrer sechs Siege mit einem fiesen 1:0 über die Zeit gebracht, und Toptorschütze Moritz Hartmann erzielte drei seiner vier Treffer per Elfmeter. Ganz klar: Der FCI tut nicht mehr als nötig. Da erkennen wir Faulpelze uns natürlich wieder und bestellen sogleich voller Verbundenheit ein Trikot. Also vielleicht. Wenn wir irgendwann vom Sofa aufstehen.