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Seite 2: „Wir lassen uns hier jetzt nicht abschießen!“

Wir müssen Montag alle wieder arbeiten!
Es ist Don­ners­tag­abend, das Handy klin­gelt: eine unbe­kannte Nummer. Man macht den Fehler, den­noch ans Telefon zu gehen und plötz­lich ist man mit­ten­drin. Am einen Ende meldet sich der Trainer der zweiten Mann­schaft, am anderen Ende bin leider ich. Lange nicht mehr gehört. Was machst du eigent­lich Samstag?“, werde ich sofort gefragt und bevor ich über­legen kann, habe ich anschei­nend meine Zustim­mung zu meinem Come­back in der Zweiten gegeben.

Also fahre ich am Samstag aus Berlin in meine säch­si­sche Heimat und bin wie ver­ein­bart am Treff­punkt – außer Micha, dem Trainer, ist sonst noch nie­mand da. Es ist ein Aus­wärts­spiel bei Liegau-Augus­tusbad, dem Tabel­len­führer. Wo willst’n spielen?“, fragt Micha. Eins steht fest: ich möchte keine Ver­ant­wor­tung und das vir­tuose Angriff­spiel unserer Truppe mög­lichst wenig stören und sage des­halb: Außen­bahn!“ Also spiele ich vorne rechts, neben unserem Grie­chen Fotios.

Wir lassen uns hier jetzt nicht abschießen!“

Er ist wahr­schein­lich der beste Fuß­baller der Mann­schaft und das weiß er auch. Nach dem die elf tap­feren Recken zusam­men­ge­kommen sind, treten wir dir kurze Aus­wärts­fahrt nach Liegau an. Ange­kommen am ört­li­chen Kunst­ra­sen­platz, schei­tert der Ver­such beim ansäs­sigen Kneiper ein Wasser zu holen. Das Wasser sei aus, aber ein Bier könne er anbeiten. Man lehnt ab. In der Kabine führt Trainer Micha das Wort: Wir wollen Beton anrühren“, wir halten das für eine gute Idee.

Das Spiel bleibt lange offen, mit Ein­satz und Glück ver­tei­digen wir das 0:0 und vorn haut Fotios fast einen Frei­stoß rein. In der 39. Minute fällt den­noch das 1:0 für Liegau und zur Halb­zeit steht es 3:0. Wir sind gebro­chen. Jemand sagt: Wir lassen uns hier jetzt nicht abschießen!“, dabei hoffen wir aber eher auf Milde des Geg­ners. Das Spiel endet 8:0 für die Haus­herren. Für die Szene des Spiel sorgt Trainer Micha, der natür­lich auch mit­spielt und bei einer Ecke mit nach vorn gekommen war: Wenn ich den mache, geb ich eine Kiste aus!“

Er sah mich und drib­belte weiter

Er macht ihn nicht, dafür aber eine Minute später ein sehens­wertes Eigentor per Hin­ter­kopf. Die Mann­schaft einigt sich darauf, das auch als Tor zu zählen. Mein Arbeits­zeugnis als rechter Läufer ist ernüch­ternd: Ich laufe viel, erreiche wenig. Min­des­tens dreimal habe ich meinen Gegen­spieler über­laufen, als unsere eini­zige Spitze Fotios den Ball hatte. Er sah mich und drib­belte weiter.

So blieb meine ein­zige nen­nens­werte Aktion, dass nach einem langen Ball der geg­ne­ri­sche Tor­hüter in mich hin­ein­rauschte. Nach kurzem Gerangel sagte jemand: Wir müssen Montag alle wieder arbeiten!“ Dabei stimmt das gar nicht. An diesem Montag arbeiten nur die, die ver­gessen haben, einen Brü­ckentag zu nehmen. Oder die, die eine Kolumne schreiben müssen.