Wer die Namen seiner Spieler kennt, ist klar im Vorteil, am Abend sollte man lieber nicht mehr ans Telefon gehen und am Montag müssen alle wieder arbeiten. Außer die, die den Brückentag genommen haben.
Blinddate in Westerholz
Trainer, die kurzfristig eine Mannschaft übernehmen, haben vor allem ein Problem: Namen. Die Trainingsmethode und Motivationskunst kann noch so ausgeprägt sein, wenn sich der neue Übungsleiter schnell alle Namen merken kann, erntet er früh Respekt. Matthias Klindworth ist erst am Freitagabend Trainer des Fußball-Kreisligisten TuS Westerholz geworden. Prompt gewann sein Team im Kellerduell gegen den TSV Gnarrenburg mit 3:0.
Trainer Klindworth überzeigte durch Namenskenntnis: „Gut, Björn!“ oder „Genau so, Jan-Lüder!“ waren nur Auszüge aus seinem Repertoire. Nach dem Spiel gab Klindworth zu: „Für uns war es ein Stück weit ein Blinddate. Wir haben drei Mal telefoniert und uns am Freitag das allererste Mal gesehen.“ Und, wenn man sich den Namen merkt, klappt es auch mit der Liebe.
Ein Torhüter für Jüchen
„Im Tor kann leider immer nur einer spielen“, das ist der Lieblingssatz jedes frustrierten Ersatztorwarts. In Jüchen waren nach der Verletzung von Stammkeeper Tim Paulußen alle mal dran. Erst der Ersatztorwart, der sich ebenfalls verletzte. Danach halfen die beiden Törhüter aus der Reserve aus. Beim Spiel in Heiligenhaus musste sogar der sportliche Leiter Sebastian Muyres für 18 Mnuten ins Tor.
Eine längere Amtszeit war ihm, laut „fupa“, nicht zuzumuten. Jetzt hilft der reaktivierte Réne Pütz aus. „Er macht das sehr gut. Wir werden mit ihm reden. Vielleicht kann er uns über die Saison hinaus helfen“, sagte er sportliche Leiter Sebastian Muyres und meinte wahrscheinlich: „Wir werden alles tun, damit ich nie wieder ins Tor muss.“
Wir müssen Montag alle wieder arbeiten!
Es ist Donnerstagabend, das Handy klingelt: eine unbekannte Nummer. Man macht den Fehler, dennoch ans Telefon zu gehen und plötzlich ist man mittendrin. Am einen Ende meldet sich der Trainer der zweiten Mannschaft, am anderen Ende bin leider ich. „Lange nicht mehr gehört. Was machst du eigentlich Samstag?“, werde ich sofort gefragt und bevor ich überlegen kann, habe ich anscheinend meine Zustimmung zu meinem Comeback in der Zweiten gegeben.
Also fahre ich am Samstag aus Berlin in meine sächsische Heimat und bin wie vereinbart am Treffpunkt – außer Micha, dem Trainer, ist sonst noch niemand da. Es ist ein Auswärtsspiel bei Liegau-Augustusbad, dem Tabellenführer. „Wo willst’n spielen?“, fragt Micha. Eins steht fest: ich möchte keine Verantwortung und das virtuose Angriffspiel unserer Truppe möglichst wenig stören und sage deshalb: „Außenbahn!“ Also spiele ich vorne rechts, neben unserem Griechen Fotios.
„Wir lassen uns hier jetzt nicht abschießen!“
Er ist wahrscheinlich der beste Fußballer der Mannschaft und das weiß er auch. Nach dem die elf tapferen Recken zusammengekommen sind, treten wir dir kurze Auswärtsfahrt nach Liegau an. Angekommen am örtlichen Kunstrasenplatz, scheitert der Versuch beim ansässigen Kneiper ein Wasser zu holen. Das Wasser sei aus, aber ein Bier könne er anbeiten. Man lehnt ab. In der Kabine führt Trainer Micha das Wort: „Wir wollen Beton anrühren“, wir halten das für eine gute Idee.
Das Spiel bleibt lange offen, mit Einsatz und Glück verteidigen wir das 0:0 und vorn haut Fotios fast einen Freistoß rein. In der 39. Minute fällt dennoch das 1:0 für Liegau und zur Halbzeit steht es 3:0. Wir sind gebrochen. Jemand sagt: „Wir lassen uns hier jetzt nicht abschießen!“, dabei hoffen wir aber eher auf Milde des Gegners. Das Spiel endet 8:0 für die Hausherren. Für die Szene des Spiel sorgt Trainer Micha, der natürlich auch mitspielt und bei einer Ecke mit nach vorn gekommen war: „Wenn ich den mache, geb ich eine Kiste aus!“
Er sah mich und dribbelte weiter
Er macht ihn nicht, dafür aber eine Minute später ein sehenswertes Eigentor per Hinterkopf. Die Mannschaft einigt sich darauf, das auch als Tor zu zählen. Mein Arbeitszeugnis als rechter Läufer ist ernüchternd: Ich laufe viel, erreiche wenig. Mindestens dreimal habe ich meinen Gegenspieler überlaufen, als unsere einizige Spitze Fotios den Ball hatte. Er sah mich und dribbelte weiter.
So blieb meine einzige nennenswerte Aktion, dass nach einem langen Ball der gegnerische Torhüter in mich hineinrauschte. Nach kurzem Gerangel sagte jemand: „Wir müssen Montag alle wieder arbeiten!“ Dabei stimmt das gar nicht. An diesem Montag arbeiten nur die, die vergessen haben, einen Brückentag zu nehmen. Oder die, die eine Kolumne schreiben müssen.