Morgen feiern wir zum vierten Mal den Tag der Amateure. Mit dabei sind engagierte Mannschaften aus ganz Deutschland. Zum Beispiel diese hier.
Post SV Siegfried Hamborn – Oberlohberg III (Kreisliga C Duisburg, Mühlheim & Dinslaken)
In der Geschichte des Fußballs gab es bereits einige Trikots, die zum Blickfang wurden. Mal positiv, mal negativ. Man denke an Bochums Regenbogen-Gewand in den Neunzigern oder an den kläglichen Versuch des HSV, durch die Wiederaufnahme der Trikotfarbe pink auch an alte Erfolge anknüpfen zu können. Ob identitätsstiftend, um den Gegner zu verstören oder Verkaufszahlen in die Höhe schießen zu lassen: die Bedeutung des Fußballtrikots geht traditionell über die einfachere Unterscheidung zwischen zwei Mannschaften hinaus. Das haben auch die Spieler des Post SV Siegfried Hamborn erkannt. Ihren Verein plagten finanzielle Sorgen und so musste man selber auf Sponsorensuche gehen, um die Mannschaft geeignet ausstatten zu können. Dabei gelang den Jungs ein außerordentlicher Erfolg: Sie konnten die Trinkhalle „2 Brüder“ in Duisburg-Meiderich für sich gewinnen. Und weil der Hinweis „Trinkhallen Brüder“ auf der Brust nicht ausreicht, ziert die Skyline Duisburgs den Bauch.
Ob das Gegner Oberlohberg am Tag der Amateure aus dem Konzept bringt? Wir werden es sehen. Die Auszeichnung für das Trikot des Jahres hat der Postsportverein in jedem Fall sicher!
TuS Hermannsburg II – TuS Unterlüß (3. Kreisklasse Celle)
Umgeben von typisch norddeutschem Flachland ist die Ortschaft Hermannsburg im Landkreis Celle ein eher beschauliches Plätzchen Erde. Umso wichtiger für das Zusammengehörigkeitsgefühl im Dorf ist ein authentischer Sportverein, der die Gemeinde am Wochenende auf den Sportplatz treibt und für den Gesprächsstoff der nächsten Woche sorgt.
Der hiesige Fußballklub TuS Hermannsburg wird seiner Verantwortung als einer der mitgliederstärksten Vereine der Umgebung definitiv gerecht. Sportlich in der Kreisliga bzw. Kreisklasse angesiedelt, verkörpert man den typischen Dorfklub, der in familiärer Atmosphäre jung und alt verbindet.
Am Tag der Amateure ist jedoch Schluss mit Kuschelkurs und Barmherzigkeit: Der große Rivale aus dem Nachbardorf Unterlüß bittet zum Derby. Für die Hermannsburger eigentlich eine Pflichtaufgabe, steht man nach vier Spieltagen mit der Maximalausbeute von 12 Punkten und einem Torverhältnis von 26:0 doch an der Tabellenspitze. Aber wie sagte schon Otto Rehhagel? „Ein Derby hat seine eigenen Gesetze!“
SGM Kiebingen/Bühl - Oberndorf
Es war einmal, vor langer, langer Zeit. Da gab es zwei Vereine, den TSV Kiebingen und den SV Bühl. Bis auf’s Blut waren beide Mannschaften verfeindet, sie lieferten sich die dreckigsten Derbys und kritzelten die provokantesten Spruchbanner der Liga. Nach kräftezehrenden Gefechten und irrsinnig vielen Platzverweisen leckten sich die Kiebinger Krieger ihre Wunden im griechisch-deutschen Spezialitäten-Sportheim, während die Bühler Brecher italienischen Flair im eigenen Lager zu genießen versuchten. Doch dunkle Zeiten standen bevor: Eine Pandemie überschattete die Feindlichkeiten der Rivalen und erschwerte die Vorbereitungen auf anstehende Kämpfe. Nicht viel später wurde den Kiebingern die Nutzung der vereinseigenen Sanitäranlagen von oberster Ebene untersagt. So kam es, dass Vertreter beider Mannschaften auf neutralem Boden zusammenkamen und folgende Einigung erzielten: Fortan sollen Kiebinger und Bühler Blutsbrüder sein und auf den Namen „SGM Kiebingen/Bühl“ getauft werden. Seite an Seite stürmen die Männer von nun an die Kreisliga, sensen und grätschen, teilen sich Spielerpita und Sportlermenü.
Und wenn sie sich nicht im Training die Köpfe eingerannt haben, dann erleben wir sie noch heute: Am 11. Oktober startet das zweite Team der Spielgemeinschaft auf Bühler Terrain um 13:00 Uhr gegen den FC Rottenburg II, direkt im Anschluss kicken die ersten Herren gegen Oberndorf (15:00 Uhr).
TuS Drommershausen - TuS Obertiefenbach (A‑Liga)
„Mir seins!“ Der Leitspruch des mittelhessischen Amateurvereins dürfte durch die bayrische Version des Slogans “mia san mia“ jedem Fan des runden Leders ein Begriff sein. Was jedoch weniger bekannt ist: Das Drommershäusener „mir seins“ ist mehr als 30 Jahre älter als das Münchner „Mia san mia“.
„Mir seins“ ist daher weit mehr als ein Slogan, betont der Vorsitzender André Bethke. So sind zum Beispiel 220 Bewohner des 500 Seelenörtchens stolze Mitglieder des Vereines.
Ein weiteres Beispiel für die Verbundenheit durch den Slogan stellte die Aktion „TuS Schal weltweit“ da. Hier zeigten sich Spieler, Mitglieder und Sympathisanten der Grün-Weißen vor dem Drehort von „Heer der Ringe“ bis hin zum Fußballtempel Maracanã mit dem TuS Schal.
Bei dem Abbruch der vergangenen Saison verzeichnete Drommershausen einen Vorteil von 0,01 Punkt in der Quotientenregelung gegenüber dem Zweitplatzierten OSV Limburg. So konnte sich die Mannschaft als wohl kuriosester Meister der Republik feiern lassen. Diese Saison geht es um den Klassenerhalt, dafür sollte am kommenden Sonntag gegen das punktlose Tabellenschlusslicht TUS Obertiefenbach gepunktet werden.