Die Go Ahead Eagles aus Holland spielen seit 50 Jahren erstmals wieder international. Dumm nur, dass beim Gegner Ferencvaros Budapest keine Fans erlaubt sind. Henk de Haan darf trotzdem mit.
Henk de Haan, Sie sind so etwas wie ein Star, oder?
In den vergangenen Tagen war ich in vielen Zeitungen. Und vier holländische Fernsehsender haben mich interviewt.
Sie wurden berühmt, weil Sie als Fan mit Ihrem Verein Go Ahead Eagles nach Budapest fahren dürfen, obwohl der Gegner dort, Ferencvaros Budapest, von der Uefa mit einer Zuschauersperre belegt worden ist. Wie ist das möglich?
Ich habe bei einem Gewinnspiel eine Reise zum ersten internationalen Auswärtsspiel seit 50 Jahren gewonnen. Damals wäre ich auch gerne gefahren, wir spielten in Glasgow gegen Celtic. Ich war aber erst elf, und mein Vater hat es mir verboten. Dass es jetzt klappt, macht mich überglücklich!
Was für ein Gewinnspiel war das?
Am Tag der Europapokal-Auslosung veranstaltete der Verein ein Quiz. Für uns ist es etwas ganz Besonderes, wieder international zu spielen. DIe Euphorie war groß, deswegen haben sich 300 bis 400 Fans in ein kleines Café gequetscht, und wir mussten Fragen zu europäischen Vereinen beantworten. Welche Vereinsfarben ein isländischer Klub hat, zum Beispiel. Als nur noch zwei Quizteilnehmer übrig waren, sollten wir schätzen, wie weit ein irischer Verein von unserer Stadt Deventer entfernt liegt. Ich sagte 942 Kilometer, und das waren nur 50 Kilometer daneben. Es war der Sieg.
Wann haben Sie von der Uefa-Strafe gegen Ferencvaros erfahren?
Ein paar Tage nach dem Gewinnspiel rief mich der Verein an und bat mich auf die Geschäftsstelle. Man sagte nur, dass es wichtig sei, weil wir über die Reise und das Problem mit dem Zuschauerverbot reden müssen. Ich befürchtete schon das Schlimmste: Dass sie mir die Reise absagen.
Und dann?
Ich kam also am Nachmittag dahin. Sie erzählten mir, dass ich in den Vorstand aufgenommen werde, weil Vereinsfunktionäre und deren Begleitungen Zutritt zum Stadion haben. Ich darf also mitkommen! In diesem Augenblick ist auch ein wunderschönes Bild entstanden (siehe oben, d. Red.) entstanden. Es war wie im Traum. Ich kann es immer noch nicht glauben.
Welche Funktion haben Sie jetzt im Verein?
Mein Posten heißt offiziell „Internationale Verbindungen“. Aber nur solange, bis ich wieder aus Ungarn zurück fliege. Dann gehe ich wieder freiwillig.
Ihr Verein scheint sich um seine Fans richtig Mühe zu geben.
Seit etwa fünf Jahren zapfe ich freiwillig bei Heimspielen das Bier. Wenn ich Glück habe, sehe ich eine halbe Stunde vom Spiel. Und meine Frau ist seit vielen Jahren in einem Fanklub engagiert. Wir sind ein kleines Städtchen, und der Klub denkt an die Leute, die jede Woche kommen.
Wann geht es los nach Ungarn?
Das Spiel ist nächsten Donnerstag. Entweder bleiben wir von Mittwoch bis Freitag oder von Dienstag bis Donnerstag und fliegen direkt nach dem Spiel wieder zurück.
Fliegen Sie mit der Mannschaft?
Ja, und nicht nur das: Wir wohnen sogar im gleichen Hotel. Das ist für mich das Schönste, was es gibt! Ich hoffe, dass ich auch das Abschlusstraining sehen darf.
Dürfen Sie während des Spiels singen?
Das weiß ich noch gar nicht, ich hoffe schon. Mein Traum wäre es, direkt neben den Spielern am Spielfeld zu sitzen. Es ist ja sonst keiner da.
Sind Sie der einzige Fan des Vereins, der nach Budapest fliegt?
Unmittelbar nach der Auslosung haben 13 weitere Fans ihre Flüge gebucht. Das hat jeden von ihnen 200 Euro gekostet. Als sie erfahren haben, dass sie nicht ins Stadion dürfen, waren sie zuerst sauer, denn eine Stornierung wäre zu teuer geworden. Jetzt wollen sie das Spiel zusammen mit den ausgeschlossenen ungarischen Fans in Budapest gucken.
Die Go Ahead Eagles sind in der vergangenen Saison aus der holländischen ersten Liga abgestiegen, dürfen aber international spielen. Wieso?
Es ist verrückt! Wir haben die Fair-Play-Wertung der Uefa gewonnen, deshalb ist es verdient.
Glauben Sie daran, dass es im Juli noch weitere Auswärtsfahrten in Europa geben wird?
Ich habe meiner Frau schon das Ergebnis vorhergesagt: 2:0 gewinnen wir daheim. Und in Budapest bringen wir das über die Zeit.
Und dann?
In der zweiten Qualifikationsrunde käme der Gegner aus Malta oder Bosnien-Herzegowina. Da fahre ich auf jeden Fall auch mit, denn durch den Gewinn der Reise nach Ungarn habe ich ja Geld gespart.