Silvio Berlusconi verkauft den AC Mailand an einen zwielichtigen chinesischen Investor. Denn seit seinem spektakulärem Einstand vor dreißig Jahren hat sich alles verändert.
Einst riet Berlusconi in einer politischen Rede Erdbebenopfern, die ihr zu Hause verloren hatten, sie sollten die kommenden Tage doch einfach als Campingurlaub ansehen. Ob der Präsident den Verlust seines Hausherren-Status’ ebenso lässig entgegentrat, ist fraglich. Schon seit Längerem gab es Gespräche, immer wollte Berlusconi trotz Verkauf Vereinschef bleiben.
Der mysteriöse chinesische Investor Mr. Li hat den Verein nun gekauft. Er ist kaum bekannt und auch seine Vermögensquelle ist schleierhaft. War der Vereinschef Berlusconi einst in die Schlagzeilen geraten, weil er seine minderjährige Gespielin in einer Modellbroschüre entdeckt hatte, mag man fast glauben, der Kontakt zum Käufer wäre auf ähnliche Weise entstanden.
Der Anfang
Was bekannt ist: Li Yonghong vertritt das Unternehmen Sino Sports, das für die Übernahme insgesamt 520 Millionen Euro zahlt. Das entspricht dem Wert des Klubs abzüglich seiner Schulden. Eine Anzahlung von 300 Millionen Euro soll viel zu spät und nur mit Hilfe eines New Yorker Hedgefonds in Italien eingegangen sein.
Bei Lis Fond soll es sich dann nach Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters auch noch um eine Briefkastenfirma handeln. Dennoch, weg ist weg scheint die Devise der Berlusconis.
Die Investoren erhoffen sich von der Übernahme ein großes Absatzpotential im asiatischen Raum, wo der AC Mailand immer noch zu den Großen zählt. Ziel sei es laut Li, bereits 2018 wieder in der Champions League anzutreten.
Seinen ersten offiziellen Auftritt hatte der neue Eigentümer auf einer Pressekonferenz vor gut einer Woche. In den Katakomben des Giuseppe-Meazza-Stadions begann die Mailänder Zeitwende.
Ohne Walküre. Ohne Helikopter. Ohne jubelnde Fans.