Endlich gehen die internationalen Vereinswettbewerbe weiter! Besonders gespannt schaut die Welt auf die Partie zwischen dem FC Sevilla und der AS Roma, denn: Die Welt ist zu Gast im Ruhrpott!
Seit Monaten hat die Weltbevölkerung sehnsüchtig darauf warten müssen, nun haben die Menschen endlich genau das Event wieder, das sie während der Corona-Unterbrechung am allerallermeisten vermisst haben: die Europa League. Viele (um nicht zu sagen: alle) Fußballfans kauen vor lauter Aufregung vermutlich schon seit Tagen im Home-Office sitzend auf ihren Fingernägeln herum oder summen zumindest ununterbrochen die Europa League-Hymne. Wie ging die noch gleich?
Am Mittwoch- und Donnerstagabend finden die noch ausstehenden Spiele des Achtelfinals statt: Der heimliche Topfavorit vom Linzer ASK reist beispielsweise zum Rückspiel nach Manchester ins Old Trafford, die Frankfurter Eintracht versucht im Baseler St. Jakobs Park, die 0:3‑Niederlage aus dem Hinspiel umzubiegen und die AS Roma ist zu Gast beim FC Sevilla im altehrwürdigen Estadio Los-Viajes-Mira-en-el-País.
Estadio Los-Viajes-Mira-en-el-País? Hieß das Stadion des FC Sevilla nicht irgendwie anders? Zugegeben: Ein Stadion mit diesem gewöhnungsbedürftigen Namen gibt es nicht und gab es nie. Weder in Sevilla noch sonst irgendwo auf der Welt. Wir haben uns aber die Freiheit genommen, den deutschen Namen der Duisburger Arena, in der das Spiel ausgetragen wird, zu hispanisieren. Estadio Los-Viajes-Mirar-en-el-País klingt eben deutlich internationaler und gleichzeitig romantischer als Schauinsland-Reisen-Arena. Danke, Google Translator.
Dass die Partie zwischen dem fünfmaligen Europa-League-Sieger Sevilla und der Roma nach Duisburg verlegt wurde, ist der Pandemie geschuldet. Während sechs von acht Achtelfinalhinspielen noch planmäßig im März ausgetragen werden konnten, sagten die Entscheidungsträger diese Partie sowie das Aufeinandertreffen von Inter und Getafe wegen gesundheitlicher Bedenken ab. Deshalb werden diese Spiele nun durch ein einziges Achtelfinalduell auf neutralem Boden entschieden. Sevilla trifft in der angesprochenen Arena des deutschen Drittligisten MSV Duisburg auf die Roma, Inter muss in der Gelsenkirchener Veltins-Arena, wo sonst der FC Schalke 04 seine Heimspiele verliert, gegen Getafe ran.
Nach den Achtelfinals werden werden dann alle kommenden Partien der Euro League als Finalturnier in NRW ausgespielt. Neben Gelsenkirchen und Duisburg wird der Ball auch in Köln und Düsseldorf rollen. Alles ohne die Fans und ihre nervenraubenden Gesänge natürlich. In der Schauinsland-Reisen-Arena, die von Fußballlaien fälschlicherweise MSV-Arena oder Wedaustadion genannt wird, tritt normalerweise Moritz Stoppelkamp gegen den Ball, am Donnerstagabend aber kämpfen die Galionsfiguren Jesus Navas und Edin Dzeko um den Einzug ins Viertelfinale des glorreichsten Wettbewerbs des europäischen Vereinsfußballs.
Endlich wieder Stars und Glamour, endlich wieder Spitzenfußball. Die Begeisterung ist in ganz Nordrhein-Westfalen spürbar, besonders aber in Duisburg. Auf die Frage, wie groß die Vorfreude auf das Finalturnier der Euro League sei, antwortete uns ein Kioskbesitzer in der Nähe der Schauinsland-Reisen-Arena mit einem euphorischen „Wat?!“. Die Menschen sind ganz offensichtlich elektrisiert.
Laut eines Polizeisprechers sei zu erwarten, dass sich Hundertausende Euro-League-Ultras aus ganz Europa auf den Weg in den Ruhrpott machen, um vor der Arena zu feiern. „Wenn auf der Demo in Berlin am Samstag 1,3 Millionen Menschen waren“, meint er, „dann kommen zu Sevilja gegen diese Römer da mindestens fünf Millionen Menschen nach Duisburch.“ Ein solches Fußballspektakel gab es in Duisburg zuletzt, als Stürmerstar Ailton im Zebra-Dress über das Feld kugelte, Frank Fahrenhorst die gegnerische Stürmer umholzte und Norbert Meiers Nase Bekanntschaft mit Albert Streits Stirn machte. Also lasset die Spiele beginnen!