Jonny Burkardt jubelt, Max Eberl schimpft und Joshua Kimmich feiert das Jugendwort des Jahres: Das ist die 11 des neunten Spieltags.
Jonny Burkardt
Als Jan Delay einst fragte, warum Jonny kein Gewissen habe, da meinte er vermutlich nicht Jonny Burkhardt. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein. Hätte es ein Tor gegen die völlig hilflosen Augsburger nicht auch getan? Nun. Er machte trotzdem zwei. Und legte noch eins auf. Und jubelte dann, als habe er grade persönlich Joshua Kimmich die Spritze in den Oberarm gerammt. Weshalb wir an dieser Stelle für all jene, die es mit Augsburg halten, eine Empfehlung haben: die zweite Zeile des Jan-Delay-Refrains.
Dayot Upamecano
Damit, dass wir nicht mehr in der Bundesliga ankommen werden, haben wir uns abgefunden, auch dank guter Therapeuten und der Engelsgeduld unserer Liebsten, die selbst beim 62. Mal noch zugehört statt entnervt abgewunken haben, wenn wir wieder vom 1997 furchtbar unglücklich verlaufenen 0:15 gegen die zweite E‑Jugend des örtlichen Oberligisten anfingen, bei dem angeblich ein Scout des örtlichen Regionalligisten am Sportplatz war, und bei dem wir ohne die verdammte Adduktoren-Zerrung selbstverständlich deutlich besser performt hätten, und klar, wir waren eben auch immer ein bisschen unbequem, sind angeeckt, haben dem Trainer nicht nach dem Mund geredet, und dann wird es eben schwer auf dem Weg nach oben, wo sie doch Jungs wie uns gar nicht wollen und nur nach stromlinienförmigen Ja-Sagern suchen, und dann erklärt sich auch, warum wir beim Stand von 0:8 gegen die zweite E‑Jugend des örtlichen Oberligisten lieber fangen spielten, als zu verteidigen. Also, wie gesagt, wir sind darüber hinweg. Ehrlich. Auch wenn wir – kein Scheiß – im Spiel gegen die zweite E‑Jugend des örtlichen Oberligisten unsere Rolle als inverser Rechtsverteidiger für damalige Verhältnisse sehr modern interpretiert und nach vorne durchaus vielversprechende Ansätze gezeigt und Akzente gesetzt haben, was einem guten Scout eigentlich hätte auffallen müssen, aber wenn ihr wollt, wir haben noch ein paar alte Super-8-Aufnahmen, und wenn man da genau hinschaut, sieht man kurz nach der Szene, in der wir ein paar Gänseblümchen im eigenen Strafraum pflücken, während der gegnerische Stürmer einen Fallrückzieher zum Sechserpack ins Kreuzeck nagelt, einen hinreißenden Flankenlauf von uns, bei dem die Hereingabe fast angekommen wäre. Aber wie gesagt, wir haben die Welt akzeptiert, wie sie ist. Alles in Ordnung. Die Sache ist bloß: Wenn jetzt irgendwelche Super-Bayern-Innenverteidiger auch noch anfangen, Tore mit dem Rücken vorzubereiten, in der Bundesliga, dann müssen wir ob der schieren Ungerechtigkeit der Dinge vielleicht doch noch mal zur Therapie.
Max Eberl
Was wir uns in unserer gesamten Schulkarriere nicht getraut haben – Klassenklugscheißer Arne zumindest einmal vor versammelter Mannschaft einzunorden, wenn er mal wieder irgendwen verbessert oder verpetzt hatte – Max Eberl hat es getan. „Halt’s Maul, Arne“, rief er dem Ex-Performance-Mananger der Hertha, Arne Friedrich, zu, voller Überzeugung und ehrlicher Entnervtheit, und als er es tat, da pusteten auch wir einmal tief durch. Es hatte etwas sagenhaft Befreiendes. Auch wenn wir natürlich wissen, dass Arne damals wie heute, egal, worum es ging, Recht hatte.
Mats Hummels
Zuletzt hieß es ja manchmal, Mats Hummels sei im Herbst seiner Karriere ein wenig hüftsteif geworden. Nun, wenn man als hüftsteifer Mann in seinen Dreißigern solche Tore schießt, dann gehen wir noch heute Nachmittag zum Orthopäden und lassen uns eine Portion Arthrose verschreiben.
Anthony Modeste
Gerüchten zu Folge saß Friedrich Merz gestern auf der Couch, schaute Köln gegen Leverkusen und verdrückte ein paar Tränen der Rührung. Einfach, weil es ihm so gut tat, mal bei einem gelungenen Comeback dabei zu sein.