Die ewige Ruhe finden, auch als Fußballfan? In Berlin soll es bald einen Fanfriedhof geben. Das mussten wir uns erklären lassen.
Wie genau würde die Fankurve auf dem Friedhof aussehen – Schal überm Grabstein und Fähnchen in der Urne?
Das ist genau die Gratwanderung. Es gibt Länder, in denen viel mehr Bilder an den Urnen stehen und ganze Collagen an den Grabstätten kleben. Wir haben in Deutschland eine besondere Friedhofskultur. Der Friedhof ist nach den hiesigen gesellschaftlichen Empfindungen eher ein Ort, an dem Besucher Ruhe und Frieden haben wollen und nicht das laute Leben.
Wie es in Fußballstadien stattfindet…
Genau, deswegen müssen wir auch überlegen, ob Fanfriedhöfe überhaupt zu unserer Kultur passen. Ich denke, da würden keine Zwei-Meter-Fahnen aufgestellt werden. Aber man könnte zum Beispiel einen kleinen Ball in den Vereinsfarben oder ein Vereinslogo oder ähnliches in den Grabstein gravieren oder eben einen Schal in das Grab integrieren. Alles müsste man letztendlich so gestalten, dass es auch noch in den Friedhofsalltag passt. Fanchoreographien oder Jubelaktionen könnten dann vielleicht bei der Beisetzung veranstaltet werden, aber dass es sich immer noch um einen Friedhof handelt, auf dem sich das Zeremoniell abspielt, muss allen bewusst sein.
Inwiefern haben sie schon konkrete Absprachen mit Friedhöfen, Fanklubs und Fußballvereinen getroffen?
Soweit sind wir tatsächlich noch nicht. Bis Mitte nächsten Jahres wollen wir die Entscheidung treffen, ob wir die Idee umsetzen oder nicht. Die Friedhofsbetreiber müssen ja auch mitspielen. Kirchliche Friedhöfe sind in solchen Fragen generell eher zurückhaltend. Deswegen könnten wir uns eine Zusammenarbeit mit den städtischen Friedhöfen eher vorstellen. Wir würden uns anschauen, welche Friedhöfe welche Flächen haben und dann als Vermittler zwischen Fanklubs, Fußballvereinen und Friedhofsbetreibern agieren.
Sie sind Mitglied bei Hertha, Union und Tennis Borussia Berlin, mit welchem Vereinslogo würden Sie sich begraben lassen?
Ich war zuletzt bei einem Hertha-Spiel. Bei Union war ich letztes Jahr in der Rückrunde. Aber ich gucke schon, dass ich mindestens einmal im Monat bei einem der Vereine vor Ort bin. Nummer eins wäre allerdings Hertha, das muss ich schon zugeben. (lacht)