Nur noch wenige Tage bis zum Spiel des Jahres. Vor dem Champions-League-Finale zwischen Bayern München und dem FC Chelsea sprachen wir mit Chelsea-Neuzugang Marko Marin über die Chancen seines zukünftigen Arbeitgebers.
Marko Marin, sind die Karten fürs Champions-League-Finale schon da?
Jawohl, die sind eingetroffen. Nette Plätze, gute Sicht, das Endspiel kann kommen.
Wem drücken Sie die Daumen: den Landsleuten und Nationalmannschaftskollegen aus München oder den neuen Mitspielern von FC Chelsea?
Natürlich Chelsea! Auf diesen Titel wartet der Klub doch schon seit Jahren und ich habe nichts dagegen zum amtierenden Champions-League-Gewinner zu wechseln. Also: Ich bin ganz klar für Chelsea.
Hat sich Chelsea-Trainer Roberto di Matteo schon bei Ihnen wegen den Bayern erkundigt?
Nein, noch nicht. Er muss sich natürlich über die Bayern informieren, denn die sind richtig gut drauf. Aber dafür braucht er mich nicht, Chelsea arbeitet da ohnehin sehr gewissenhaft. Dafür hat er seine Scouts und Experten. Die habe ich ja teilweise auch kennengelernt, das sind absolute Profis.
Auf beiden Seiten werden Spieler fehlen, weil sie in den Spielen zuvor gelbe oder rote Karten erhalten haben. Ein großer Verlust?
Ich finde es schon ziemlich traurig, dass das Publikum in dieser Partie auf Spieler wie John Terry, Ramires oder David Alaba verzichten muss. Aber was soll man machen, so sind eben die Spielregeln. Ganz besonders leid tut es mir für meinen Kumpel Branislav Jovanovic, der wird ebenfalls gelbgesperrt nicht dabei sein.
Haben Sie eigentlich die Halbfinal-Spiele zwischen Chelsea und Barcelona verfolgt?
Natürlich!
Und?
Und was?
Waren Sie nicht enttäuscht von Ihrer neuen Mannschaft? Für einen Offensivspieler muss so viel Defensivfußball doch beim Zuschauen weh getan haben.
Chelsea hat das Finale erreicht, oder? Wenn man den FC Barcelona aus der Champions League wirft und in beiden Spielen, und in weiten Teilen nur zehnt, nicht verliert, dann verdient man Respekt. Ganz egal, wie man das angestellt hat. Außerdem spielt Chelsea ja nicht immer so, das hat man auf dem Weg ins Halbfinale ja auch gesehen. Diese Spielweise war dem Gegner geschuldet, denn Barcelona ist objektiv derzeit die beste Mannschaft der Welt. Gegen den FC Bayern wird man dann auch wieder eine andere Mannschaft sehen.
Gibt es denn keine andere Möglichkeit, den FC Barcelona zu besiegen?
Ich habe mir in den vergangenen Jahren sehr viele Spiele von Barca angeschaut und beinahe jeder Gegner hat es irgendwann so versucht wie Chelsea: Mit langen Bällen nach vorne und einer Energieleistung in der Defensive. Aber das zeigt ja die Klasse von Chelsea: Dass sie diese Leistung gebracht und Barcelona besiegt haben. Sie stehen zurecht im Finale der Champions League.
Vor wem müssen sich Ihre neue Kollegen am 19. Mai besonders in Acht nehmen?
Wenn Arjen Robben und Franck Ribery gut drauf sind, sind sie für jede Mannschaft der Welt eine Gefahr. Chelsea muss Bayerns Flügel in den Griff bekommen, dann bin ich mir sicher, dass sie auch als Sieger vom Platz gehen.
Sie müssen es doch wissen: Wie verdirbt man schnellen Außenstürmern den Spaß am Spiel?
Das ist individuell verschieden. Aber möglichst schon beim ersten Ballkontakt früh zu stören ist ein Mittel. Doch dafür muss man schon extrem schnell sein. Und man sollte natürlich versuchen Eins-gegen-Eins-Situationen zu vermeiden.
Nach der Bekanntgabe Ihres Wechsel von Werder zum FC Chelsea haben viele Kritiker behauptet, Sie würden nicht mit der berüchtigten englischen Härte zurecht kommen. Ihre Antwort?
Ich spiele seit fünf Jahren in der Bundesliga. Auch hier können die Defensivspieler ganz ordentlich hinlangen. Und Sie sehen ja: Ich lebe noch. Ich freue mich auf Chelsea, auf die beste Liga der Welt – und auch auf die gegnerischen Verteidiger.