Charlie McNeill schießt in der Jugend von Manchester City alles kurz und klein. Warum er einen Profivertrag abgelehnt hat und stattdessen zum Stadtrivalen wechseln könnte.
Der Mythos Manchester United und der Aufstieg zu einem der größten Vereine der Welt liegt vor allem in der Regentschaft von zwei großen Trainern begründet: Matt Busby und Sir Alex Ferguson führten die Red Devils nicht nur zu großen Titel, sondern schafften es auch immer wieder, vielversprechende Talente aus der eigenen Jugend ins Profiteam zu integrieren. Sir Bobby Charlton, George Best und die „Class of 92“ um David Beckham und Ryan Giggs sind dabei nur die prominentesten Beispiele.
In der ruhmreichen Vergangenheit des Klubs gab es aber auch immer wieder Spieler aus der Jugendakademie, die sich im Old Trafford nicht durchsetzen konnten und daher wechselten, bevor sie sich bei anderen Mannschaften zu großen Fußballern entwickelten. Einer von ihnen war sogar so gut, dass Manchester United alles versuchte, um ihn wieder zurück nach England zu lotsen. Paul Pogba war 2012 als 19-jähriger ablösefrei zu Juventus Turin nach Italien gewechselt. Vier Jahre später überwies United dann über 100 Millionen Euro und machte den Franzosen zum vorübergehend teuersten Fußballer aller Zeiten.
Nun bahnt sich eine weitere Rückholaktion von Manchester United an. Zwar ist jetzt schon klar, dass bei weitem nicht so viel Geld auf den Tisch gelegt werden müsste wie beim Transfer von Pogba. Und dennoch hätte die Rückkehr von Charlie McNeill eine gewisse Brisanz. Charlie wer? Charlie McNeill, der erst im September 17 Jahre jung wird, hat in den letzten sechs Jahren laut Rising Ballers über 600 Tore (!) im Jugendbereich geschossen. Für Manchester City.
Bereits am 5. Juni hat sich der junge Mittelstürmer auf seinem Instagram-Profil von den Skyblues verabschiedet: „Großen Dank an Manchester City für die vergangenen sechs Jahre. Es war mir eine große Freude mit tollen Spielern zusammenzuspielen und Freunde zu treffen.“ Obwohl McNeill den von Manchester City angebotenen Profivertrag abgelehnt hat und ihm der Verein keine Steine in den Weg legen möchte, müssten sich die beiden Manchester Klubs auf eine Ausbildungsentschädigung einigen. Gelingt das nicht, würde ein Gericht des englischen Fußballverbands eine Summe festlegen.
Sollte Charlie McNeill zu Manchester United wechseln, würde er sich nicht nur dem Klub anschließen, den er seit frühsten Kindheitstagen unterstützt, sondern auch dorthin zurückkehren, wo er vor seiner Zeit bei Manchester City bereits gespielt hatte. Trotz der weltweit bewunderten Nachwuchsarbeit von Manchester United hat Manchester City den Stadtrivalen in den letzten Jahren auch auf dieser Ebene den Rang abgelaufen. Wegen eines aufgerüsteten Trainingszentrums und innovativen Trainingsmethoden entscheiden sich junge Talente vermehrt für die Skyblues. Auch McNeill ging diesen unter den Anhängern beider Teams verpönten Schritt.
Nach seinem steilen Aufstieg, der ihm sogar einen Sponsorendeal mit Adidas eingebracht hat, ist die Entwicklung des Stürmers zuletzt allerdings etwas ins Stocken geraten. Bei der U18 der Citizens konnte McNeill in den vergangen Monaten kaum noch Spielpraxis sammeln, da vor allem etwas ältere und körperlich noch robustere Spieler vor ihm standen. Daher startete der in Manchester aufgewachsene Fußballer nur einmal von Beginn an während der durch die Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochenen U18-Premier-League-Saison. Sein erstes Saisontor erzielte er dabei erst im Februar. Sein bereits verkündeter Abschied soll auch mit McNeills Perspektive bei den Citizen zusammenhängen.
Zweifel an McNeills Tauglichkeit für eine große Karriere kommen in England dennoch nicht auf. Der Mittelstürmer ist nämlich nicht nur schnell, durchsetzungsstark und vor dem Tor eiskalt, sondern kann auch auf unterschiedliche Art und Weise treffen. Einerseits hat er schon etliche Fernschusstore aus über 30 Metern erzielt. Anderseits erinnert sein Torinstinkt im Strafraum an Harry Kane, den derzeit besten englischen Stürmer.
So überrascht es auch nicht, dass trotz der schwachen Vorsaison neben United etliche Klubs wie Juventus Turin, Leipzig, Leeds United oder die Wolverhampton Wanderers am Mittelstürmer-Talent interessiert sein sollen. Favorit auf die Verpflichtung bleibt aber Manchester United. Ein Wechsel zu den Red Devils hätte für beide Seiten Vorteile. McNeill müsste nicht umziehen und United würde mal wieder einen Fehler wie bei Paul Pogba revidieren. Zu deutlich günstigeren Konditionen.