Lennart Thy ist zurück in Holland. Im Interview spricht er über seine schwierige Zeit in der Türkei, seine Stammzellenspende und das Lächeln von Jaap Stam.
Lennart Thy, das Jahr 2018 endete für Sie mit einer Vertragsauflösung beim türkischen Verein Erzurumspor. Was ist da schiefgelaufen?
Wir haben uns gegenseitig mehr von dem Wechsel erhofft. Ich habe nur unregelmäßig gespielt. Letztendlich hat es einfach nicht gepasst.
In der ersten Hälfte des Jahres lief es für Sie hingegen ziemlich gut. Sie waren Stammspieler bei VVV Venlo.
Ja. Doch nicht nur sportlich war die Zeit in der Türkei ein krasser Gegensatz zu meiner Zeit bei Venlo. Es ist eine komplett andere Kultur, eine komplett andere Stadt. Doch es war gut, auch diese Erfahrung gemacht zu haben. Ich bereue den Wechsel nicht.
Was hat das Leben in der Türkei für Sie so schwierig gemacht?
Ich kannte vorher nur Istanbul und Urlausbregionen wie Izmir. Erzurum hingegen liegt ziemlich abgelegen (in Ostanatolien, d. Red.). Da kommt man mit Englisch dann auch nicht weit. Und in einem halben Jahr lernt man eben auch keine neue Sprache. Dadurch war ich schon etwas isoliert. Einige Spieler hatten ihre Familien bei sich, das hat es für sie sicherlich einfacher gemacht. Ich hingegen war komplett alleine dort, deswegen habe ich viel telefoniert. Insgesamt ist der soziale Aspekt aber zu kurz gekommen.
Ein weiterer bewegender Aspekt des vergangenen Jahres war ihre Stammzellenspende, mit der sie für viel Aufsehen gesorgt haben. Waren Sie froh darüber oder war Ihnen der Rummel zu viel?
Der Trubel um meine Person war tatsächlich sehr groß. Für mich war die Spende eine Selbstverständlichkeit. Klar, ich habe ein super Auswärtsspiel verpasst. Aber wenn man hört, dass sich im Anschluss 20.000 Menschen ebenfalls als Spender registriert haben, nehme ich das gerne in Kauf. Ich würde es immer wieder so machen.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie erfahren haben, dass es eine DNA-Übereinstimmung gibt?
Es war Chaos in meinem Kopf. Ich hatte mich ja bereits Jahre zuvor als Spender registrieren lassen. Aber als die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei, d. Red.) mich benachrichtigt hat, war ich schon überrascht. Ich habe mich dann erst einmal über die nächsten Schritte informiert. Mit zunehmender Zeit habe ich mich immer mehr darauf gefreut, dass ich tatsächlich jemandem helfen kann.
Hatten Sie Angst?
Im ersten Moment war schon auch Angst dabei, weil ich nicht wusste, wie es weiter geht und welche Auswirkungen die Spende sportlich haben würde. Letztendlich hat aber die Überzeugung, Gutes zu tun und zu helfen, überwogen.
Hat man Ihnen schon mitgeteilt, ob die Spende erfolgreich war?
Leider noch nicht. Aber ich habe auch noch nichts Gegenteiliges gehört, was ein gutes Zeichen ist. Da ich jetzt für zwei Jahre für diesen Patienten „reserviert“ bin, müsste die DKMS mir mitteilen, falls etwas passiert.