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Seite 2: „Warum musste Christian Titz gehen?“

Obwohl die Ergeb­nisse mehr und mehr zu Wün­schen übrig ließen, hielt Wolf weit­ge­hend an seiner ver­jüngten Stammelf fest. Dass ein HSV-Trainer in einer sich ver­schär­fenden Druck­si­tua­tion diesen Mut auf­bringt, ver­dient Respekt. Offenbar war der Coach bis zum Schluss über­zeugt, dass seine Männer ihm das Ver­trauen im ent­schei­denden Augen­blick schon zurück­zahlen. Anders ist die rigo­rose Sus­pen­die­rung des Rou­ti­niers Holtby vor dem Match gegen den 1. FC Union nicht zu erklären.

Doch die Profis konnten die Hoff­nungen ihres Trainer nicht erfüllen. In letzter Kon­se­quenz fehlte es den einen an Kalt­schnäu­zig­keit und anderen schlicht an fuß­bal­le­ri­scher Qua­lität. Der HSV spielte im Auf­stiegs­kampf über weite Stre­cken wie ein über­for­derter Zweit­li­gist im Tabel­len­nie­mands­land. Selbst bei den 6‑Punkte-Spielen gegen Union und in Pader­born blieb die Elf der ängst­liche Spar­rings­partner, der sich ohne Inspi­ra­tion und Willen in sein Schicksal fügte.

Gene­rell habe er Lust darauf, als Trainer zu arbeiten, ant­wor­tete Hannes Wolf nach den gest­rigen Nie­der­lage auf die Frage, wie er sich seine Zukunft in Ham­burg vor­stelle. Zuletzt wurde dem Coach vom Verein wie­der­holt die Job­ga­rantie aus­ge­spro­chen, auch mit dem Argu­ment, man könne beim HSV doch nicht nach jedem Miss­erfolg den Übungs­leiter demis­sio­nieren. Da lässt sich den Bossen aus­nahms­weise nicht wider­spre­chen. Aller­dings war es auch die Ent­schei­dung des Vor­stands, im Herbst Chris­tian Titz durch Wolf zu ersetzen.

Ein Pflaster reicht nicht mehr

Nach einem 0:0 am 10. Spieltag gegen den VfL Bochum musste der auf­ge­stie­gene U21-Trainer gehen. Der HSV lag damals mit zwei Punkten Rück­stand auf die Tabel­len­spitze auf Platz 5. Titz hatte zu vielen jungen Spie­lern im Kader einen engen Draht. Nie­mand konnte so Recht ver­stehen, warum er gehen musste. Aus dem internen Zirkel war zu hören, der Coach habe man­chen Youngster mit seinem anspruchs­vollen Sys­tem­fuß­ball über­for­dert – und damit das Auf­stiegs­ziel gefährdet. Mög­li­cher­weise war auch die mit­unter leicht nerdige Verve, mit der Titz für seine Spiel­phi­lo­so­phie ein­trat, einigen in der Chef­etage ein Dorn im Auge.

Sei’s drum! Die Bosse waren offenbar sicher, dass ein Wie­der­auf­stieg und die Erneue­rung des HSV unter Wolf besser zu bewerk­stel­ligen sei. Ver­ant­wor­tungs­be­wusst wäre es nun also, wenn sich ange­sichts der miss­li­chen Lage nicht nur der Trainer recht­fer­tigen müsse. Auch Bernd Hoff­mann und Ralf Becker sollten erklären, wie sie sich ihre Zukunft an der Elbe vor­stellen. Und warum Hannes Wolf – sollte er schluss­end­lich als Bau­ern­opfer her­halten – lange Zeit die Ide­al­lö­sung war und nun doch gehen soll. Nach 33 Spiel­tagen liegt der HSV neun Punkte hinter der Tabel­len­spitze. Nur fünf Klubs haben weniger Tore in der zweiten Liga erzielt. Zwei davon stehen bereits eine Woche vor dem Sai­son­ende als Absteiger fest.

Zahlen, die auf ernüch­ternde Weise Zeugnis davon ablegen, dass es der HSV ver­passt hat, eine neue Euphorie zu ent­fa­chen. Der Verein hat es nicht geschafft, seinen Kummer gewohnten Anhang für die vielen Jahren des Nie­der­gangs zu ent­schä­digen. Ein Pflaster wird nicht mehr rei­chen, um dem Dino wieder neues Leben ein­zu­hau­chen.