Memphis Depay hat einen neuen Track gedroppt. Kurz nachdem Kevin-Prince Boateng mit (mehr oder weniger) tighten Lines über das „Bella vita“ in den HipHop gegrätscht ist. Rappende Fußballer sind sehr unterhaltsam – und kein neues Phänomen, wie unsere Sammlung zeigt.
Memphis Depay – „Fall Back“
Seitdem es für den holländischen Nationalspieler bei Olympique Lyon mit deutlich mehr Einsätzen als in Manchester spielerisch wieder läuft, boomt auch sein Rap-Game: Nach einigen Freestyles und einem fast zehn Millionen Mal angeklickten Musikvideo zu Depays erster Single „No Love“, in der es übrigens nicht um seine Beziehung zu Louis van Gaal und José Mourinho geht, ist gestern „Fall Back“ erschienen. Wir hoffen sehr, dass der Titel nicht auf ein eventuelles Ziehen der Kaufoption seitens ManUnited bezogen ist.
Prin$$ Boateng – „Bella Vita“
„I’ma tell you how I feel, no deal / ’Cause I’ve always been a player in the field.“ Wow, wow, wow! Wer spittet denn da solche derben Fußball-Rap-Analogien? Es ist Kevin Prince Boateng, der mit viel Bling-Bling drumherum immer wieder in weißer Hose und weit aufgerissener Jacke in irgendeiner gottverlassenen Wüste steht und genauso albern wie echte Rapper mit den Händen fuchtelt. Vielleicht eine Metapher für den materiell reichen aber geistig kargen modernen Fußballer? Oder eine Bewerbung für einen Spitzenklub in Katar?
David Alaba – „Sag mein Namen“
Auch der österreichische MC David Alaba aka DA27 beweist mit „Sag mein Namen“ ein ebenso gutes Gefühl für Flow und Beat wie für die deutsche Grammatik. Hört man den Song, fragt man sich allerdings auch, ob Alaba überhaupt gesanglich beteiligt ist, so sehr geht seine Stimme in mechanischen Autotune-Klängen unter. Vielleicht ist es besser so.
Das Rapdebüt von Alexander Frei fiel etwas unglücklich aus, denn dieser bekam es tatsächlich nicht einmal gebacken, einen eigenen Text zu spitten. Stattdessen rappte der Ex-BVB-Knipser tatsächlich den Text der Schweizer Nationalhymne. Zusammen mit einem Schweizer Rapper namens „Bandit“. Inklusive Bling-Bling. Auszug aus den YouTube-Kommentaren: „Das isch meh as weak.“ Nach erheblicher Kritik an Flow, Auftreten, fehlendem Talent und überhaupt, verkündete Alex Frei frustriert sein musikalisches Karriereende: „Ich werde nie mehr tanzen und singen.“ Puh, äh, schade.
Mesut Özil feat. Jan Delay
Mesut Özil wurde beim Rappen offenbar ein wenig auf die Sprünge geholfen: Zusammen mit dem Hamburger Rapper Jan Delay, seines Zeichens Werder-Fan, nahm Özil 2010 das Mic in die Hand und droppte ein paar tighte lines: „Mesut MC und der Delay Lama, wir stinken nach Fisch, denn wir sind Werderaner!“ Weil Özil zwischen den Zeilen jedoch immer wieder große Lücken ließ, verkaufte Werder ihn an Real Madrid. Nicht tight genug. Demgegenüber war Mesut MC sich seiner großen Verantwortung eigentlich bewusst: „Alle Kids finden Mesut derbe. Denn ich bin angetreten für Diegos Erbe.“ Jan Delay mutmaßte damals sogar über das Karriereende des Fußballers Mesut Özil zugunsten einer Rapkarriere. Was geht ab, ja.
Clint Demsey aka Deuce
Professioneller waren da schon die Rap-Gehversuche des ehemaligen US-Fußballers Clint Demsey. Ausgestattet mit richtigem MC-Namen und fetten Features, ging Clint aka Deuce back to the roots: „Game is hard on the streets – cause with no shoes on their feet.“ Stilsicher setzte er auf sein „Southside“ und Amirap-Image, bei dem auch eine Prise Bling-Bling nicht fehlen durfte: „Haters wanna hate, but, man, I´m feeling great! Thanks to Soccer I´m around more ice then a hockey skate!“ Sein Kollege aus Texas sprach lieber über seine Genitalien: „My balls are real, so homeboy, please don´t tempt me or i´ll cross you like the great Clint Demsey!“
„Rappen is mei Hobby!“ Ryan Babel sagte gleich, was Sache ist. Besonders ulkig klingt der holländische Rap, weil der Gangster-Rapper des niederländischen Fußballs seine Lines gerne mit „Motherfucker“ und anderen Rap-Obligationen garnierte. Ein teurer Armband-Chronograph durfte natürlich auch nicht fehlen: „Ick heb nette newi Clocki“, wies Babel noch dezent darauf hin, dass sein Zeitmessgerät mehr als eine herkömmliche Flik-Flak-Uhr gekostet hat – das ist Understatement. Also aufpassen, Defensivlinien dieser Erde, wenn ihr den „fucking Ball“ nicht abgebt, seid sicher, dass euch Ryan Babel in die „Beene treet.“
Sikidim, Ümit Davala
Einst wurde er als Bremer Außenverteidiger von den Werder-Fans mit „Yalla! Yalla! Yalla! Ümit Davala!“-Sprechchören über das Feld geschrien. Als Davala nach seinem Karriereende sich selbst im Sprechgesang versuchte, brachte er immerhin ein Album raus, das sich in der Türkei 100.000 mal verkaufte. Dennoch kehrte er dem Rap-Game nach dem Album den Rücken zu und hängte das Mic an den Nagel. In seinem Musikvideo saß er im Stadion und rappte offensichtlich über die Liebe. Er wirkte dabei ein wenig wie der Tarkan der Rapmusik. Sikidim!
Christian Pander aka Funky Pee
„Das ist meine Story“, rappte Funky Pee noch zu Schalker Zeiten seine Lebensbeichte in den Popfilter. „Das Bein wieder heile, die Stutzen überm Knie. Ihr wisst wer es ist, es ist funky Pee!“ Er hätte den Track, in dem es hauptsächlich um seine Verletzungsanfälligkeit geht, auch Jahre später noch vertonen können, denn so schnell hat sich das Blatt dann leider doch nicht „gedreht“. Das Verletzungspech blieb „Funky Pee“ treu, doch zum Glück hat Pander da noch seine Rap-Fans: Diese üben sich auf YouTube noch heute in Empathie mit dem Pechvogel: „Isch hab geweint.“ Man muss die Menschen da abholen, wo sie sind.
1991 bei „Top of the Pops“ besann sich Gazza auf seine Wurzeln als „Geordie“, also Einwohner von Tyneside im Nord-Osten Englands. Seinem Stammverein Newcastle United, dessen Anhänger auch „Geordie Boys“ genannt werden, schenkte er nebenbei eine geniale Vereinshymne. Mit diesem Lehrstück der Hip-Hop-Geschichte („Move your body, tap your cap! Keep on going to the Gazza rap“) hat Gazza MC nicht nur die Old-School hinter sich gelassen, sondern setzte auch videotechnisch neue Maßstäbe. Belegen diese Bilder doch eindrucksvoll, dass Mario Balotelli seinen legendären EM-Torjubel offensichtlich bei Paul Gascoigne gebitet hat. Gazza: Real. Balotelli: Fake.
Can I kick it? Yes, you can, Andy Cole.
Andy Coles Karriere als Premier League-Mittelstürmer: outstanding. Warum also nicht auch mal ein Rap-Song mit dem selben Titel? In der Premier League Rangliste der am meisten erzielten Tore steht nur Alan Shearer vor ihm, im Rap-Game macht ihm niemand was vor: „Break it down, Andy Cole!“ Der ehemalige Manchester United-Spieler („United forever!“) hat mit fünf englischen Meisterschaften und dem Champions-League-Sieg gegen die Bayern 1999 genug Dues gepayt und konnte nach Karriereende in Ruhe mal nachfragen: „Can I kick it?“
Uwes dieser Welt
Den Höhepunkt und zugleich geschmackvollsten Auftritt dieser Reihe lieferte eindeutig Patrick „Uwe“ Owomoyela. Der kann nicht nur Basketball und Fußball, sondern auch Full-Playback-Rap in bester DJ Bobo-Manier. Lange vor seiner Profi-Karriere wirkte Owomoyela auf der Bühne so souverän wie später als Bielefelder Außenverteidiger. Und zwar nicht bei der Mini-Playback-Show, sondern bei einer WDR-Show namens „Kinder dieser Welt 1997“. Die Crowd hatte MC Uwe dabei voll im Griff – kein Wunder bei diesen Punchlines: „Walk out the way and open your heart! Let´s come together and make a new start. It´s the message of love we bring, don´t close you eyes and let it in!“ Schön, dass die GEZ-Inquisitoren bald noch mehr Geld für spektakuläre Show-Events wie diese eintreiben dürfen. Danke für nichts!