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Es sollte die Rück­kehr auf die große Fuß­ball­bühne werden, der BFC Dynamo hatte die Erst­run­den­partie im DFB-Pokal gegen den Bun­des­li­gisten 1. FC Kai­sers­lau­tern zum Image-Spiel“ aus­ge­rufen. Der DDR-Rekord­meister, der oft durch Kra­walle auf­ge­fallen war, wollte end­lich wieder sport­lich auf sich auf­merksam machen. Die 0:3‑Niederlage am Samstag im Jahn-Sport­park wurde aber von einem erneuten Gewalt­aus­bruch über­schattet. Nach dem Abpfiff stürmten rund 300 BFC-Fans unter den mehr als 10 000 Zuschauern in den Gäs­te­block, die Polizei musste ein­schreiten, 18 Beamte wurden ver­letzt, 27 Ran­da­lierer vor­läufig fest­ge­nommen. Mit dem Spiel wollten wir zeigen, dass wir leben“, sagt der BFC-Fan­be­auf­tragte Rainer Lüdtke nach dem ersten über­re­gio­nalen Auf­tritt des BFC seit zwölf Jahren.

Auf einer Bühne, die uns sicher sehr viel hätte bringen können. Das wurde jetzt von diesen Leuten kaputt­ge­macht.“

BFC-Fan­be­auf­tragter Rainer Lüdtke: Das waren keine Fans“

Der 49-Jäh­rige betreut die Fan­szene des Tra­di­ti­ons­klubs, der aktuell in der Ober­liga spielt, seit 14 Jahren. Die Gewalt­täter vom Sonn­abend habe er noch nie in meinem Leben gesehen“, sagt Lüdtke. Die hatten zwar BFC-Kla­motten an, das waren aber keine Fans, die sonst zu unseren Ober­liga-Spielen kommen.“ BFC-Geschäfts­führer Jörn Lenz mut­maßte sogar, Hoo­li­gans aus Leipzig und Halle seien ange­reist, um die Ran­dale zu pro­vo­zieren. In der Ver­gan­gen­heit hatte Dynamo aller­dings mehr­mals bewiesen, dass es auch in der eigenen Anhän­ger­schaft reich­lich Gewalt­po­ten­zial gibt. Im Dezember 2008 gab es beim Derby gegen Tennis Borussia 58 Ver­letzte und 18 Fest­nahmen, nach dem Ber­liner Pokal­fi­nale im Juni 2010 hatten Chaoten den Platz gestürmt. Innen­se­nator Erhard Kör­ting teilte im ver­gan­genen Februar auf eine kleine Anfrage der Frak­tion von Bündnis90/​Die Grünen mit, Dynamo könnten 350 Fans der Kate­gorie B („gewalt­be­reit“) sowie 75 Fans der Kate­gorie C („gewalt­su­chend“) zuge­ordnet werden. Zum Ver­gleich: Nach Aus­kunft des Innen­se­na­tors kommen die Pro­fi­klubs Hertha BSC und 1. FC Union zusammen auf 60 Kate­gorie-C-Anhänger.

Zuletzt hatten die Ver­ant­wort­li­chen des BFC ver­sucht, sich gegen Gewalt und Ras­sismus zu posi­tio­nieren. Ralf Busch, Leiter des Ber­liner Fan­pro­jekts bezeichnet das Pokal-End­spiel 2010 als Zäsur“, danach habe die Dynamo-Fan­szene eine ganz gute Ent­wick­lung“ genommen. Unter anderem hatte der BFC Sta­di­on­ver­bote aus­ge­spro­chen, laut Rainer Lüdtke waren die mit diesen Ver­boten belegten Per­sonen auch am Samstag nicht im Sta­dion.

Hoo­li­gans kamen durch ein Tri­bü­nentor

Wie es zu den erneuten Aus­schrei­tungen kam, ist noch unsi­cher. Von der Ber­liner Polizei heißt es, es gebe eine ganze Menge Klä­rungs­be­darf“, es habe Abstim­mungs­pro­bleme“ mit dem Ord­ner­dienst im Jahn-Sport­park gegeben. Nach Angaben der Polizei sei ein Tri­bü­nentor geöffnet worden, durch das die Hoo­li­gans in den Gäs­te­be­reich stürmten. Danach wurde das Tor geschlossen, so dass die Ein­satz­kräfte nicht nach­rü­cken konnten“, teilte die Polizei mit. Ich weiß nicht, wie dieser Fehler pas­sieren kann“, sagt Lüdtke, vorher habe der BFC die Lage im Griff gehabt. Es ist mir alles ein Rätsel.“ Am Sonntag distan­zierte sich der Verein von den Gewalt­tä­tern und ent­schul­digte sich beim 1. FC Kai­sers­lau­tern. Wir ver­si­chern, dass wir in Zusam­men­ar­beit mit der Polizei alle juris­ti­schen Mittel aus­schöpfen werden, um die Gewalt­täter zu iden­ti­fi­zieren“, teilte der Klub mit. Wir werden zusätz­lich wei­tere Anstren­gungen unter­nehmen, um die­je­nigen aus­zu­grenzen, die nur auf große Spiele warten, um gewalt­tätig zu werden.“ Der BFC Dynamo will Straf­an­zeigen stellen, Sta­di­on­ver­bote aus­spre­chen und auch zivil­recht­liche Klagen anstreben.

Bei Rainer Lüdtke über­wiegt jetzt die Rat­lo­sig­keit. Und die Trauer dar­über, dass der Klub seines Her­zens wieder nur nega­tive Schlag­zeilen macht. Das Spiel war für den Verein sehr wichtig, für die Mann­schaft, für Spon­soren, für alles“, sagt Lüdtke. Wir hatten mög­liche neue Spon­soren auf der Tri­büne. Wie die sich jetzt ver­halten, ist ja klar.“