Am Samstag wird José Mourinho zum ersten Mal bei Tottenham Hotspur auf der Bank sitzen und eine Ära beenden. Was das bedeutet, kann man bei Borussia Dortmund sehen.
Natürlich hätte Pochettino seine Mannschaft gerne opulenter verstärkt, aber wegen der explodierenden Baukosten für das neue Stadion war das nicht möglich. So wurden er, die Spurs und ihr Publikum auch ein wenig zu ihrem Glück gezwungen. Ein Glück war es aber zweifellos, das in dem epischen Moment gipfelte, dem Tor von Lucas Moura in der sechsten Minute der Nachspielzeit bei Ajax Amsterdam.
Dieses Spiel, in dem Tottenham mit 0:2 hinten lag, nach dem Hinspiel insgesamt sogar mit 0:3, und dann noch mit drei Toren zurückkam, wird das Denkmal einer Ära sein. Denn hier bündelte sich in einem ekstatischen Moment noch einmal alles, was dieses Team ausmachte. Man konnte ihn sogar mitfühlen, wenn man kein Fan der Spurs war.
Für die Anhänger der Spurs ist das ein Moment, für den sie Mauricio Pochettino auf ewig dankbar sein werden. Wie auch für den nicht unwesentlichen Umstand, dass in den letzten drei Jahren der St. Totteringsham’s Day ausgefallen ist, jener Tag also, an dem der Lokalrivale Arsenal rein rechnerisch von Tottenham nicht mehr eingeholt werden konnte. Denn in den letzten drei Spielzeiten stand Tottenham immer vor Arsenal.
Wiedergeburt mit bescheidenen Mitteln
Doch inzwischen erinnert die Geschichte von Tottenham unter Mauricio Pochettino an eine, die wir aus Deutschland kennen: die von Borussia Dortmund unter Jürgen Klopp. Beiden gelang mit bescheidenen Mitteln die Wiedergeburt der Vereine, für die sie arbeiteten, wobei Klopp, anders als der Argentinier in Nordlondon, auch noch Titelgewinne gelangen, zweimal in der Meisterschaft und einmal im Pokal.
Beide gingen nach einem Einbruch, bei Klopp aufgrund eines missglückten personellen Umbruchs, bei Pochettino aufgrund eines verpassten Umbaus der Mannschaft, auf den er vor dieser Saison massiv gedrängt hatte. Beide Trainer haben diese Abgänge bei aller Trauer auch als Erlösung erlebt. Doch wenn man sich anschaut, dass der BVB letztlich auch mehr als vier Jahre nach seinem Abgang noch immer in der Post-Klopp-Findungsphase zu sein scheint, dürften auf alle Tottenham-Sympathisanten freudlose Zeiten zukommen.