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Dieser Text erschien erst­mals im April 2017. Wenige Wochen später schei­terte Sal­ford im Elf­me­ter­schießen der Auf­stiegs-Play­offs. Doch ein Jahr später, im April 2018, gelang dem Verein der Sprung in die National League, die fünft­höchste Spiel­klasse. Wieder nur ein Jahr später steig der Verein in die viert­klas­sige League Two auf. Dort spielt belegt das Team, an dem mitt­ler­weile auch David Beckham 10 Pro­zent Anteile hält, den fünften Platz. Trotzdem waren die Besitzer unzu­frieden mit Trainer Graham Alex­ander – wes­halb nun Paul Scholes als Inte­rims­trainer über­nimmt.

Gary lebt in stän­diger Angst vor Gegenan­griffen. Wenn Sal­ford City den Ball im Mit­tel­feld ver­liert, spannt sich sein ganzer Körper unwill­kür­lich an. Oh-oh“, mur­melt er in böser Vor­ah­nung. Oh-oh.“ Bekommt Sal­ford einen Frei­stoß im Halb­feld, fürchtet er, dass die Flanke an der Mauer hän­gen­bleibt und zu einem Konter führt. Über­spiel bitte den ersten Mann“, fleht er von der Tri­büne aus den Spieler an, der den Frei­stoß aus­führt. Wir haben nur zwei Leute hinter dem Ball, also über­spiel bitte den ersten Mann.“

Sein Kumpel Ryan ist da ganz an­ders. Er lehnt lässig an der Rück­wand der kleinen, feinen Tri­büne und ver­folgt das Spiel der Van­a­rama National League North zwi­schen Sal­ford City und Stock­port County kon­zen­triert, aber ruhig. Wäh­rend Gary in einer Tour redet, kommen im Ver­lauf der ersten Halb­zeit nur fünf Sätze über Ryans Lippen. Die ersten drei sind alle­samt tro­ckene Bemer­kungen, die jeden Umste­henden zum Lachen bringen, dar­unter auch Ryans zwölf­jäh­rigen Sohn Zach.

Gary und Ryan und Berba

Dann fliegt von rechts eine Flanke in den Straf­raum des Geg­ners, direkt auf Sal­fords Mit­tel­stürmer zu. Ryan richtet sich auf. Volley!“, ruft er. Volley!“, for­dert auch Gary. Der Spieler ver­sucht, den Ball anzu­nehmen. Das Leder ver­springt. Chance vertan. Alle stöhnen. Zach fasst sich an den Kopf.

Warum nicht volley?“, fragt Ryan und begleitet diesen, seinen vierten Satz mit einem Kopf­schüt­teln. Gary nickt grimmig. Es war schwie­riger, den Ball zu kon­trol­lieren, als ihn volley zu nehmen“, sagt er. Dann lacht er plötz­lich und dreht sich zu einem großen Mann mit dunklen Augen um. Für dich wäre es natür­lich nicht schwierig gewesen, Berba“, sagt Gary. Du hät­test den Ball ange­nommen und alle Ver­tei­diger plus Tor­wart aus­ge­spielt.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, schiebt Ryan Satz fünf hin­terher: Und dann das Tor ver­fehlt.“

Eine Geschichte, die wie ein Mär­chen klingt und auch so anfängt

Zum ersten Mal an einem reg­ne­ri­schen Samstag des Jahres 2017 wird man daran erin­nert, dass diese scheinbar nor­malen Fans eines scheinbar nor­malen Ama­teur­klubs in der nord­west­li­chen Ecke des Groß­raumes Man­chester alles andere als gewöhn­liche Typen sind. Gary heißt mit Nach­namen Neville. Ryan trug früher ein Trikot mit dem Schriftzug Giggs. Und ihr Freund mit den dunklen Augen ist der Bul­gare Dimitar Ber­batow – zu seiner Pro­fi­zeit für Traum­tore ebenso bekannt wie für ver­ge­bene Hun­dert­pro­zen­tige.

Er igno­riert den Scherz von Giggs und beginnt, Neville aus­zu­fragen. Was kostet so eine Tri­büne? Wie viel Geld nimmt man an einem nor­malen Spieltag ein? Hat ein Verein wie Sal­ford City Spon­soren? Was zahlen die? Und in wel­cher Liga sind wir hier eigent­lich? In der sechsten“, sagt Gary Neville. Noch.“ Und dann erzählt er seinem ehe­ma­ligen Mann­schafts­kol­legen bei Man­chester United eine wahre Geschichte, die wie ein Mär­chen klingt und auch so anfängt.

Es waren einmal fünf Freunde, die wollten ein neues Aben­teuer erleben und gleich­zeitig etwas Gutes tun. Sie hießen Gary und Phil Neville, Ryan Giggs, Paul Scholes sowie Nicky Butt und gehörten alle zu der Gene­ra­tion von Man­chester-United-Stars, die als Class of 92“ bekannt geworden ist. (Das Jahr, in dem der Klub zum ersten Mal seit 1964 wieder eng­li­scher U18-Meister wurde.) Sie suchten etwas, das sie nach ihrer aktiven Kar­riere zusammen unter­nehmen konnten. Sie wollten etwas Lang­fris­tiges im sonst so schnell­le­bigen Fuß­ball. Vor allem aber waren sie mit der Gesamt­si­tua­tion unzu­frieden.