Rückhalt im Verein hatte er schon lange nicht mehr – nun hat Josep Bartomeu seinen Rücktritt als Präsident des FC Barcelona bekannt gegeben. In seiner letzten Rede wirbelt der scheidende Vereinsboss den europäischen Fußball auf.
In den sozialen Medien gab es zum Abschied von Josep Bartomeu bei manchen dann doch noch Bedauern. „Eine Legende geht“, lautete etwa ein Kommentar, nachdem der seit 2014 amtierende Präsident des FC Barcelona seinen Rücktritt erklärt hatte. Einziger Haken: Der Kommentar kam von einem Fan von Real Madrid.
Kein Wunder – bei Barcelona hatte Bartomeu spätestens mit dem Debakel im Viertelfinale der Champions League jegliches Vertrauen bei Fans und Medien verloren. Doch die Probleme hatten schon weit früher begonnen: 2015 noch Champions-League-Sieger geworden, gab der FC Barcelona unter Bartomeu hunderte Millionen für Topspieler wie Ousmane Dembele, Antoine Griezmann oder Coutinho aus, die am Ende nicht ins System passten, verpflichtete mittelmäßige Ergänzungsspieler von anderen Teams, während die Talente aus der einst so erfolgreichen Jugendakademie „La Masia“ vernachlässigt wurden und stellte Trainer ein, die wahlweise zu unerfahren waren oder keinen guten Fußball spielten. Kurzum: Mit dem FC Barcelona, der unter Präsident Laporta in den 2000er-Jahren seine Stärken wiederentdeckt hatte und spätestens zum Ende des Jahrzehnts die unbestrittene Nummer eins auf dem Kontinent war, hatte der FC Barcelona 2020 kaum mehr etwas zu tun.
Auch bei den Spielern des FC Barcelona machte sich die Entwicklung bemerkbar. Der Beste von ihnen, der quasi nur deshalb blieb, um einen Gerichtsprozess gegen seinen langjährigen Verein zu vermeiden, versuchte zuletzt gar nicht mehr, seine Abneigung gegen den eigenen Präsidenten zu verbergen. Bartomeu habe Wortbruch begangen, erklärte der Lionel Messi in genau dem Interview, indem er nach tagelangen Wechselgerüchten seinen Verbleib bei Barca offiziell machte – Freude, beim Verein weiterspielen zu können, sieht anders aus. „Die Wahrheit ist, dass mich mittlerweile gar nichts mehr wundert“, schrieb er kurz darauf zum Abschied seines Sturmpartners Luis Suarez auf Instagram. Und auch wirtschaftlich ging es bergab für den Verein, der als einer der letzten in Europa noch bis 2006 auf Trikotsponsoren verzichtet hatte. Rund eine Milliarde Euro Schulden soll der FC Barcelona unter Bartomeu angesammelt haben.