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Seite 2: „Ich hatte bis heute relativ viel Glück“

Fuß­ball­profi wollten Sie nicht werden? 

Das war schon ein Kind­heits­traum. Auf der anderen Seite kam es mir aber nie rea­lis­tisch vor, in der Bun­des­liga oder gar der Natio­nal­mann­schaft zu spielen. Damit hatte ich mich abge­funden und das war auch in Ord­nung so. 

Als Sie mit knapp 18 Jahren in die erste Mann­schaft des SV Auers­ma­cher kamen, in wel­cher Klasse spielte sie damals?

In der Ver­bands­liga, also in der sechsten Klasse. Wir sind dann aber direkt in die Ober­liga auf­ge­stiegen. 

Kamen dann Anfragen? 

Ja, ich hatte mit der U21-Saar­land­aus­wahl im Län­der­pokal gespielt, und dar­über wurden wohl ein paar Scouts geweckt. Die erste Anfrage kam Anfang 2009 vom VfL Bochum II, aber da habe ich mich noch nicht bereit gefühlt. Übri­gens waren alle Pro­be­trai­nings, die ich damals gemacht habe, bei zweiten Mann­schaften. Ende des Jahres auch das beim FC Bayern.

Hat der dama­lige Trainer des FC Bayern II, Mehmet Scholl, Ihnen wirk­lich geraten, in die vierte statt zu ihm in die dritte Liga zu wech­seln? 

Ja, er war der Mei­nung, dass ich Schritt für Schritt gehen soll. Das habe ich so akzep­tiert.

Der 1. FC Köln wollte Sie Anfang 2010 für die Regio­nal­li­ga­mann­schaft. Stimmt es, dass Sie die ver­tröstet haben: Ich möchte erst noch mit meinen Freunden die Saison in der Ober­liga zu Ende spielen“? 

Naja, das Ganze hat mich damals etwas über­rum­pelt, muss ich ehr­lich gestehen. Viel­leicht wäre ein halbes Jahr Ein­ge­wöh­nungs­zeit in Köln auch nicht ver­kehrt gewesen, auf der anderen Seite wollte ich nicht so plötz­lich aus Auers­ma­cher weg­gehen. 

Ist es Ihnen schwer­ge­fallen? 

Leicht war das nicht. Wenn man zwanzig Jahre lang zu Hause wohnt und in erster Linie von der Mutter ver­sorgt wird, ist es schon auf­re­gend, auf eigenen Beinen zu stehen.

Haben Sie denn bei Ihrer Ankunft in Köln, mit immerhin schon 20 Jahren, ernst­haft erwogen, dass es mit dem Pro­fi­fuß­ball viel­leicht was werden könnte? 

In Köln war erst mal ganz klar Regio­nal­liga ange­sagt, ich wusste aber natür­lich, dass ich mich dar­über pro­fi­lieren kann. Ich habe mir dann meinen Plan gemacht, dass ich in zwei Jahren den Sprung schaffen möchte. 

Sie kamen damals aus einer relativ beschützten hei­mi­schen Welt in den Pro­fi­fuß­ball, woher hatten Sie die nötige Härte, um sich gegen die Kon­kur­renten in der Mann­schaft durch­zu­setzen? 

Ich hatte bis heute relativ viel Glück, weil ich immer relativ schnell meine Posi­tion in der Mann­schaft gefunden und so gut wie immer gespielt habe. Das war bei den Ama­teuren so und bei den Profis später eben­falls. 

Wenn auch auf wech­selnden Posi­tionen. 

Das stimmt, für mich ging es auf dem Platz quasi Schritt für Schritt nach hinten. Ich bin in Auers­ma­cher und auch anfangs in Köln noch Zehner gewesen oder habe auf der offen­siven Außen­bahn gespielt. Dann wurde ich Sechser und später links hinten ein­ge­setzt.

Und irgend­wann werden Sie im Tor stehen?

Oh nein, bitte nicht! 

Wie kommt es, dass Sie Posi­tionen mit ganz unter­schied­li­chen Anfor­de­rungen fast selbst­ver­ständ­lich besetzen? 

Weiß ich nicht. Mir ist egal, wo ich spiele. Ich stelle mich so schnell wie mög­lich auf die Gege­ben­heiten ein. 

Chris­tofer Cle­mens, Spiel­ana­ly­tiker bei der deut­schen Natio­nal­mann­schaft, sagt über Sie: Er hat das Spiel ver­standen.“ 

Das ist nett, aber vor allem fokus­siere ich mich auf das, was ich kann. Ich ver­suche keine Über­dinge, das habe ich noch nie gemacht. Außerdem setze ich mich mit dem Spiel aus­ein­ander, indem ich etwa bei anderen Spie­lern schaue, wie sie die Posi­tion angehen. Und ich frage natür­lich bei den Trai­nern nach, was ich besser machen soll.