Vor zehn Jahren brach Fabrice Muamba auf dem Fußballfeld zusammen. Seine Wiederbelebung grenzte an ein Wunder. Nun traf er wieder auf den Arzt, der sein Leben rettete.
Fabrice Muamba hat zwei Geburtstage. Der eine ist der 6. April 1988, der andere der 17. März 2012. Im FA-Cup-Spiel gegen Tottenham Hotspur erleidet der Spieler der Bolton Wanderers an letzterem der beiden Tage einen Herzinfarkt. Mit 23 Jahren. Für 78 Minuten ist er tot. Aber Muamba überlebt. Experten bezeichnen es als Wunder. Er selbst beschreibt es als Wiedergeburt.
Sein Leben hat er einer Reihe von Ärzten, aber auch dem Zufall zu verdanken. Nun organisierte das us-amerikanische Sportmedium The Athletic eine von insgesamt drei stattgefundenen Wiedervereinigungen zwischen Muamba und den Ärzten, die ihn damals am Leben hielten. In dieser Woche jährt sich der Vorfall zum zehnten Mal.
Einer der Ärzte, die Muamba zur Seite standen, ist Dr. Jonathan Tobin. Tobin war Teamarzt der Bolton Wanderers. Bei dem Treffen gestand er Muamba: „Ich hätte nicht gedacht, dass du aufwachst, Mann!“ Er führte aus: „Niemand dachte das. Wir dachten, du würdest hier und jetzt sterben.“
Die Szene ist furchtbar mit anzusehen: In der 41. Spielminute geht Muamba zu Boden. Vor den Augen von 30.000 Fans im Stadion und einem Millionenpublikum vor dem Fernseher. Er liegt auf seinem Bauch, beweglos. Die Betreuer müssen ihn wenden. Schnell bildet sich ein Kreis von Spielern um ihn. Sie winken wie wild mit den Armen, als sie begreifen, dass Muamba gerade um sein Leben ringt.
Die Verbindung zwischen Tobin und Muamba ist heute sehr eng. Sie sind durch diesen schrecklichen Vorfall Freunde geworden. Tobin sagte im Gespräch mit The Athletic: „Fab war nicht einfach nur irgendein Patient. Ich kannte ihn. Diese Person, die da vor meinen Augen starb? Wir waren Freunde.“ Er habe durch den Vorfall eine posttraumatische Stressstörung erlitten, sagte Tobin.
Doch die Geschichte von Fabrice Muamba, die auch die Geschichte von Jonathan Tobin ist, ist zu Teilen auch die Geschichte von Andrew Deaner. Denn während sich Fabrice Muamba an jenem 17. März ganz normal mit den Teamkollegen warm machte, war Andrew Deaner gerade auf dem Fahrrad zur White Hart Lane gefahren. Er hatte auf dem East Stand Platz genommen. In der Hosentasche steckte die Dauerkarte seines Neffen, der, weil er lernen musste, nicht anwesend sein konnte. Gemeinsam mit seinen zwei Brüdern konnte er von der Tribüne aus mitansehen, wie sich Muamba in der ersten Hälfte wiederholt gegen Gareth Bale behaupten musste. Konnte sehen, wie Bale in der sechsten Minute ein Eigentor verursachte. Konnte sehen, wie Kyle Walker für Tottenham ausglich. Konnte sehen, wie Muamba in der 41. Minute ohne Fremdeinwirkung zu Boden ging.
Und so wurde diese Geschichte auch zu seiner. Andrew Deaner erkannte schnell den Ernst der Lage. Seine private und berufliche Welt waren in diesem Moment kollidiert. Deaner ist beratender Kardiologe am London Chest Hospital. Er sagte zu seinen Brüdern: „Ich sollte da runter gehen. Ich könnte helfen.“ Dass er zufällig im Stadion war, sollte Muamba das Leben retten.