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Am ver­gan­genen Sonntag spielte der FC Brügge gegen Royal Mou­scron-Peru­welz. Lorenzo Scho­on­baert hätte da eigent­lich schon tot sein sollen.

Ach, Fuß­ball. Du bist manchmal kit­schiger als eine latein­ame­ri­ka­ni­sche Tele­no­vela. Du klei­dest dich in ein Gewand aus Geld und Macht und Gewinn­op­ti­mie­rung, und wenn wir nur diesen ganzen kom­mer­zi­ellen Scheiß und die auf­ge­pumpten Mega­stars als Maß­stab nehmen würden, wären wir längst weg. Würden viel­leicht Tennis gucken. Oder latein­ame­ri­ka­ni­sche Tele­no­velas. Aber unter deiner groß­kot­zigen Schale steckt halt immer noch ein Kern, der uns zu Tränen rührt und Ganz­kör­per­gän­se­haut ver­ur­sacht. Viel­leicht exis­tiert dieser Kern auch nur in unseren Köpfen, aber so genau wollen wir das eigent­lich nicht wissen. Denn es sind solche Geschichten wie die von Lorenzo Scho­on­baert, die uns daran erin­nern, warum wir dir unsere Zeit opfern und unser Herz schenken.

Ist Fuß­ball mehr als Leben und Tod?

Lorenzo, genannt Lorre Scho­on­baert, war Fan des FC Brügge. Er wurde 41 Jahre alt und litt seit seinem 21. Lebens­jahr an einer schweren Krank­heit. Er wurde 37 Mal ope­riert, ehe die Ärzte ihm mit­teilten, dass sie nichts mehr für ihn tun könnten. Lorre Scho­on­baert traf eine Ent­schei­dung: Er wollte sein Ableben selbst bestimmen. In Bel­gien sind die Gesetze bezüg­lich aktiver Ster­be­hilfe wesent­lich libe­raler als in Deutsch­land, und Lorre Scho­on­baert machte davon Gebrauch. Am 1. März 2015 wollte er sterben.

Einige Leute halten Fuß­ball für einen Kampf um Leben und Tod“, hat die Trainer-Legende Bill Shan­kley 1981 in einem Inter­view mit der Sunday Times“ gesagt und hin­zu­ge­fügt: Ich mag diese Ein­stel­lung nicht. Ich ver­si­chere ihnen, dass es viel ernster ist.“ Was auch immer Shankly genau meinte, die über den nor­malen Men­schen­ver­stand hin­aus­ge­hende Lei­den­schaft einiger Fuß­ball-Fans hat er damit recht anschau­lich beschrieben. Fuß­ball als Reli­gion. Die-hard-Fans. Das sind keine Kli­schees. Fuß­ball­fans sind wirk­lich so ver­rückt. Und nur des­halb ist dieses Spiel so beliebt. Sorry, Ronaldo, Messi, Götze und Co.: Ihr seid nur die Mittel zum Zweck, hüb­sches Bei­werk, aber aus­tauschbar und im Grunde genommen egal. Die Geschichte von Lorre Scho­on­baert – wenn auch in ihrer Dra­matik, ihrem Kitsch und Inten­sität eine Aus­nahme – ist es nicht.