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April

Auf­reger des Monats: Elf­me­ter­pfiff in der Halb­zeit­pause

Es war der 30. Spieltag und die Abstiegs­kan­di­daten Mainz und Frei­burg taten sich extrem schwer, vor das geg­ne­ri­sche Tor zu kommen. Die logi­sche Kon­se­quenz war ein tristes 0:0 zur Halb­zeit – oder wie es Bela Rethy aus­drü­cken würde: Ein Spiel, das von seiner Span­nung lebt“. Als sich die Fans im Mainzer Sta­dion beim Halb­zeit­pfiff erhoben, erwar­tete keiner, dass heute noch was His­to­ri­sches pas­sieren würde. Und schon gar nicht in der bereits abge­lau­fenen ersten Halb­zeit. Doch dann pfiff Guido Wink­mann plötz­lich auf Elf­meter. In der Halb­zeit­pause. Wie wie sich her­aus­stellte, hatte Wink­mann ein Hand­spiel kurz vor der Pause über­sehen. De Blasis ver­wan­delte den Elfer und brachte die Mainzer in der Halb­zeit­pause in Füh­rung – und zwar kom­plett regel­kon­form. Der neue Halb­zeit­stand war trotzdem zu absurd, um es den von den Bier- und Wurst­ständen wie­der­keh­renden Fans erklären zu können. Die Frei­burger brachten das VAR-Chaos beim nächsten Heim­spiel mit einem Banner auf den Punkt: Bitte bleiben Sie in der Halb­zeit auf ihren Plätzen. Sie könnten ein Tor ver­passen.“

Spieler des Monats: Riedle Baku

Wenn Jungs von ihrer Fuß­ball­kar­riere träumen, können sie es sich nicht schöner erträumen als das, was Riedle Baku im April 2018 erlebte. Bakus Fuß­ball­kar­riere zün­dete an einer Auto­rast­stätte irgendwo im Nir­gendwo zwi­schen Mainz und Frei­burg. Er war gerade mit der Mainzer U23 auf dem Weg zu einem Spiel, als ihm mit­ge­teilt wurde, dass er sofort aus dem Bus steigen und nach Mainz umkehren sollte. Sandro Schwarz hatte den 20-Jäh­rigen kur­zer­hand in den abstiegs­be­drohten Bun­des­li­gakader berufen – und das auch noch gegen den Cham­pions-League-Aspi­ranten RB Leipzig. In Mainz ange­kommen, erhielt Baku eine schnelle tak­ti­sche Ein­wei­sung und absol­vierte sein erstes Bun­des­li­ga­spiel, das er sogar mit einem Treffer krönte. Seine Leis­tung war so über­zeu­gend, dass er eine Woche später in Dort­mund wieder in der Startelf stand. Auch hier schoss er ein Tor und sicherte Mainz durch den 2:1‑Auswärtssieg den Klas­sen­er­halt.

Spiel des Monats: Liver­pool – Man­chester City (3:0)

Die Aus­lo­sung zum Vier­tel­fi­nale der Cham­pions League 2018 war eine dieser Gege­ben­heiten, die jeden Jour­na­listen dazu ver­leiten, einen Epos zu kon­stru­ieren, der weit über das Sport­liche hinaus geht. Jürgen Klopp, der men­schen­nahe, emo­tio­nale und authen­ti­sche Publi­kums­lieb­ling gegen Pep Guar­diola, das ver­kopfte Taktik-Genie. Die kon­stru­ierten Geschichten rund um das große Vier­tel­fi­nale hätten eine zwei­tä­gige SkySports­NewsHD-Vor­be­richt­erstat­tung füllen können. Was dann auf dem Platz geschah, sprengte dann auch alle Erwar­tungen. Man­chester City, das die Pre­mier League mit einer unbe­schreib­li­chen Domi­nanz schon im April gewonnen hatte und später die his­to­ri­sche 100 Punkte-Marke kna­cken sollte, ging an der Anfield Road unter. In einer wahn­sinnig unter­halt­samen ersten Halb­zeit demon­tierte Jürgen Klopp seinen ewigen Wider­sa­cher Guar­diola mit drei Toren und stand schon nach 30 Minuten so gut wie im Halb­fi­nale. Ein denk­wür­diger Moment des letzten Jahres. Den man nicht mal kon­stru­ieren musste.

Video des Monats: Eigenlob stinkt

Tor­jubel sind ja oft genug ein­fach nur däm­liche Ego­trips. Der Jubel des Rumänen Stefan Bla­naru auch. Und doch ist bei ihm irgendwie alles anders. Irgendwie geil.

Mai

Auf­reger des Monats: Der Abstieg des HSV

Im Mai 2018 stieg nach 54 Jahren das letzte Grün­dungs­mit­glied der Bun­des­liga ab. Als es dann tat­säch­lich soweit war, als der HSV zum ersten Mal seinen Kopf nicht in letzter Minute aus der Abstiegs­schlinge ziehen konnte, gab es nicht den Schock­zu­stand, den viele vom Bun­des­li­ga­dino erwartet hätten. Aus­ge­rechnet jetzt, in der dun­kelsten Stunde der von vielen Höhen und Tiefen geprägten Ver­eins­ge­schichte, hielt der Verein unge­wohnt soli­da­risch zusammen. Und der Klub, dem tau­sende Deut­sche hämisch den Abstieg gewünscht haben, wird mit Vor­freude zurück erwartet. Denn irgendwie gehören sie ein­fach dazu.

Spieler des Monats: Loris Karius

Nach einem Cham­pions-League-Finale die Sil­ber­me­daille ent­ge­gen­zu­nehmen, gehört zu den ent­täu­schendsten Momenten größter Fuß­baller. Und trotzdem kann sich keiner dieser Spieler aus­malen, was in Loris Karius vor­ge­gangen sein muss, als er im Mai diesen schweren Gang zum Podium antrat. Denn dieser Sie­ger­eh­rung sind zwei grau­same und uner­klär­liche Aus­setzer vor­an­ge­gangen, die für Liver­pool und für Karius vor allem eines waren: End­gültig. Liver­pools Taum vom Cham­pions-League-Sieg und Karius‘ Zeit bei Liver­pool waren spä­tes­tens nach dem zweiten Patzer beendet. Klopp ver­pflich­tete im Sommer mit Alison Becker den teu­ersten Tor­wart aller Zeiten und ver­lieh Karius in die Türkei. Der ver­sucht jetzt Abseits der großen Bühne wieder auf die Beine zu kommen. Was er mit seiner Sil­ber­me­daille gemacht hat, werden wie wohl nie erfahren.

Spiel des Monats: Ein­tracht Frank­furt – Bayern Mün­chen (3:1)

Bruder, schlag der Ball lang!“. In einer Mann­schaft wie einer Büf­fel­herde, konnten diese Worte von Ante Rebic nur an eine Person gerichtet sein: An Kevin-Prince Boateng, den Anführer und Per­so­ni­fi­ka­tion der Büf­fel­herde. In Deutsch­land in Ungnade gefallen und in Frank­furt auf­er­standen, schloss Boateng in diesem Sommer den Frieden mit seinem Hei­mat­land und sich selbst. Und das, mit dem größt­mög­li­chen Abgang, den man sich wün­schen könnte: Am Ende einer wei­teren tristen Bun­des­li­ga­saison, in der der FC Bayern schon wieder Anfang April mit einer gäh­nenden Domi­nanz Meister wurde, waren die Erwar­tungen an ein Pokal­wunder gering. Dass Ein­tracht Frank­furt als Underdog, mit einem bereits an Bayern Mün­chen ver­lo­renen Trainer, dieses Finale gewann, ist die Sen­sa­tion des Fuß­ball­jahres. Boateng ant­wor­tete: Bruder, ich schlag der Ball lang!“. Fuß­ball kann so ein­fach sein.

Video des Monats: Immer noch Bog!

Bogdan Gla­bicki wurde 1947 geboren, ist jetzt 71 Jahre alt – und traf im Mai beim 8:2‑Sieg seiner Truppe Hutnik Huta Czechy gegen Sep Zelechow. Noch toller: Danach gab es einen schönen Old­school-Hüpfer-Jubel.

Juni

Auf­reger des Monats: Deutsch­land fliegt schon in der WM-Grup­pen­phase raus

Kann in Watu­tinki der Geist von Campo Bahia auf­kommen?“, fragte Jessy Wellmer Philip Lahm am Tegernsee. Es war die am häu­figsten gestellte Frage im WM-Vor­feld. Nicht etwa ob der Kader zu alt sei oder ob mit der Ange­le­gen­heit um Özil falsch umge­gangen worden sei. Nein, im jour­na­lis­ti­schen Inter­esse lag das WM-Quar­tier. Zu dem Zeit­punkt konnte man noch nicht ahnen, dass nur zwei Wochen später das Unvor­stell­bare wahr wurde und die deut­sche Mann­schaft, die sonst mit einer fast absurden Selbst­ver­ständ­lich­keit sechs Tur­niere in Folge immer min­des­tens ins Halb­fi­nale geschwebt war, als Grup­pen­letzter aus­scheiden sollte. Als die deut­sche Mischung aus Welt­meis­tern und Confed-Cup-Sie­gern zwei Wochen später fas­sungslos auf dem Rasen saß, kannte man die Gründe für das Debakel: Ein über­al­tertes Team, Grüpp­chen­bil­dung und nicht zuletzt zahl­lose Fort­nite-Abende, die Bier­hoff dazu bewegte, das WLAN in Watu­tinki abzu­schalten. Mit anderen Worten: Nein Jessy Wellmer, der Geist von Campo Bahia ist nicht auf­ge­kommen. Aber ob das an Watu­tinki lag, ist die andere Frage.“

Spieler des Monats: Luka Modric

Am zweiten Spieltag der Grup­pen­phase zeigte Kroa­tien, dass sie zu den besten Nationen der Welt gehören. Beim über­ra­schenden 3:0 gegen den Vize­welt­meister Argen­ti­nien stach dabei vor allem ein Mann heraus: Luka Modric. Auch wenn ihm das extra­va­gante Auf­treten von Cris­tiano Ronaldo oder die hin­rei­ßenden Solos von Lionel Messi fehlen, ist Luka Modric der Mann der Welt­meis­ter­schaft. Der schüch­tern wir­kende Kroate lei­tete fast im Unsicht­baren das Spiel seiner Mann­schaft und ent­deckte dazu auf der großen Bühne unge­ahnte Tor­ge­fahr. So ist es nicht zuletzt sein Ver­dienst, dass sich die Kroaten, die vor der WM nur einige wenige Fuß­ball­fach­männer auf ihrer Favo­ri­ten­liste hatten, bis ins Finale durch­kämpften.

Spiel des Monats: Frank­reich – Argen­ti­nien (4:3)

Es war ein Spiel der Giganten: Zwei Welt­meister mit berech­tigten Hoff­nungen auf den WM-Sieg. Und obwohl das Spiel Span­nung, Hin­gabe und unglaub­liche Traum­tore auf beiden Seiten bot, ging es als end­gül­tige Geburts­stunde des Welt­stars Kylian Mbappé in die Geschichts­bü­cher ein. In diesem unfassbar auf­re­gendem WM-Spiel war schon nach zwölf Minuten klar, wel­cher Spieler der ent­schei­dende Faktor sein wird: Nach Mbappes 70-Meter-Solo, mit dem er selbst mit Ball am Fuß bei der Leicht­ath­letik-Euro­pa­meis­ter­schaft nicht negativ auf­ge­fallen wäre, brachte ihn Rojo im Straf­raum zu Fall. Er hatte keine andere Wahl – Mbappe war so schnell, er wäre wohl ohne Mühe mit Ball ins Tor gesprintet. Selbst aus­führen durfte er den Elf­meter nicht. Kein Pro­blem, denn in der zweiten Halb­zeit ent­scheiden seine zwei Traum­tore das Spiel.

Video des Monats: Welt­meis­ter­li­ches Kon­flikt­po­ten­zial

Die Unacht­sam­keit, eine Hoch­zeit auf den Abend eines WM-Spiels zu legen, birgt ein gewisses Kon­flik­t­ri­siko. Dieser argen­ti­ni­sche Fuß­ballfan kann nicht ver­stehen, wie man bei der Pla­nung eines so wich­tigen Tages, nicht nach­forscht, ob er mit einem WM-Grup­pen­spiel, wie Deutsch­land gegen Schweden kol­li­diert. Im daraus resul­tie­renden Bezie­hungs­streit mit seiner Freundin spricht er so man­chem Fuß­ballfan aus der Seele.