Marc-André ter Stegen ist ein Genosse, Joshua Kimmich steht am Quengelregal und Leroy Sané eröffnet eine Konditorei. Die deutsche Nationalmannschaft nach dem 1:2 gegen Nordmazedonien in der Einzelkritik.
Marc-André ter Stegen
Ist ohnehin nur zweite Wahl, hat in naher Zukunft nichts zu melden, sollte besser nicht auf die letzten Ergebnisse achten und versucht ja trotzdem mit waghalsigen Aktionen, das Schlimmste zu verhindern. Wird von uns fortan nur noch mit Genosse Marc-André angesprochen, denn ter Stegen ist die SPD der Nationalmannschaft. Lorem ipsum dolor.
Matthias Ginter
Musste in der Dreierkette die ungewohnte Rolle des Rechtsverteidigers einnehmen und sollte mit Vorstößen auch für Offensivgefahr sorgen. Was immer wieder dazu führte, dass Leroy Sané mit dem Ball auf der Stelle stand, wartete, ehe Ginter ihn hinterlaufen und den Pass verarbeiten konnte. Auf diese Weise wie ein Tiefbauingenieur im Labor: hochqualifiziert, aber völlig falsch eingesetzt.
Antonio Rüdiger
Spielte im Zentrum der Dreierkette, während Ginter und Can immer wieder ihr Heil in der Offensive suchten. Erinnerte bei den Angriffen der Nordmazedonier dann an Corona-Schnelltests: Kaum Fehler, aber ganz alleine dann auch sinnlos.
Emre Can
Wird aufgrund seiner Flexibilität als Schweizer Taschenmesser der Nationalmannschaft bezeichnet. Kam mehrfach zu spät, stand falsch und hatte Glück, dass sein Handspiel nicht als Elfmeter gewertet wurde. Spielte, als habe man beim Taschenmesser die Säge ausgewählt – um einen Nagel in die Wand zu kloppen.
Robin Gosens
Erinnerte uns mit seiner Leistung an einen VW Polo Harlekin. Praktikabel, verrichtet seine Dienste, man kann halt keine Wunderleistungen erwarten. Alles gut. Aber wer zum Teufel kommt auf die Idee, dass das dann so aussehen muss?
Joshua Kimmich
Wir wollen Joshua Kimmich nicht jedes Mal auf sein jugendhaftes Äußeres reduzieren. Schrie trotzdem 90 Minuten wie ein Kind am Quengelregal, das nicht bekommt, was es will. Und auch sonst: musste unfreiwillig oft aufräumen.
Leon Goretzka
Ob Goretzka am Wochenende gegen Leipzig spielen kann, scheint fraglich, und muss am Ende wohl ein MRT entscheiden. Wir jedenfalls können uns nicht vorstellen, dass das sture Gegen-eine-Wand-Rennen folgenlos blieb.
Ilkay Gündogan
Spielte wie ein Kapitän: Also wie ein Kapitän von einem Boot, das kein Steuer hat. Und keine Planken. Und keine seetauglichen Matrosen. Dessen Schiff dann aber gleichzeitig die Dreharbeiten vom Traumschiff beherbergt. Dürfte sich ebenfalls gewundert haben über so viele TV-Zuschauer bei so einem miesen Drehbuch.
Kai Havertz
Glücklicherweise hatte Havertz in dieser Länderspielpause schon bessere Auftritte. Ansonsten müssten wir jemanden dazu verdonnern, dass tausende Seiten schwere Brexit-Abkommen zu untersuchen, ob sich irgendwo eine Passage eingeschlichen hat, dass Havertz zwar von der Insel darf, seine phänomenalen Fähigkeiten aber ab sofort in England lassen muss.
Leroy Sané
Wie ein Bäckerlehrling, der es aus Gelsenkirchen rausgeschafft hat und jetzt seine supermoderne Konditorei in einem Münchener Guteleuteviertel aufmacht, um zu besonderen Anlässen die Kunden mit aufwändigen Torten und Marzipanarbeiten zu versorgen. Arbeitet sehr schnell, viel Süßes dabei, das schmeckt. Aber leider auch: brotlose Kunst.
Serge Gnabry
Grundsätzlich verhält es sich mit Gnabry in Mannschaften wie mit Gnabrys Oberlippenbart: Steht grundsätzlich jedem gut zu Gesicht. Was von ihm in diesem Spiel bleibt, ist aber wie für uns das Missgeschick, zu einem solchen Oberlippenbart nicht jederzeit ein Tom-Selleck-Hawaiihemd zu tragen: eine vergebene Chance.
Amin Younes
Kam kurz nach der Pause für Robin Gosens und sollte in Nordmazedonies Defensive wirken wie die Hefe im Backteig: alles schön auflockern. War dann und vor allem bei der Verteidigung des 1:2 wie die Hefe im ersten Lockdown: vergeblich gesucht.
Timo Werner
Eigentlich verwunderlich, dass nicht Augenblicke vor seiner vergebenen Torchance der Stadion-DJ die Musik an- und ausstellte. Denn Werner erinnerte an den schlechtesten Reise-nach-Jerusalem-Spieler aller Zeiten: setzte daneben.
Jamal Musiala
Sah bereits bei seiner Einwechslung die Gelbe Karte. Wird das nicht unbedingt beabsichtigt haben, darf sich jetzt trotzdem Hoffnungen machen auf die vakante Nachfolge von Jens Jeremies in der DFB-Elf.