Auch der schönste Anschlusstreffer ist nur ein Anschlusstreffer, musste Gladbachs Valentino Lazaro am Wochenende nach seinem Skorpion-Kick zum 3:4 gegen Leverkusen lernen. Damit teilt er das Schicksal vieler anderer Spieler, die wunderschöne, aber wertlose Tore erzielten.
12.05.2018 – 1:1 gegen den VfL Wolfsburg
Am letzten Spieltag der Saison 2017/18 war der FC bereits sang- und klanglos abgestiegen, da entdeckte der sonst eher schnörkellos spielende Jonas Hector plötzlich den Zinedine Zidane in sich. Eine Pirouette, ein Lupfer über den Torwart und zack, war das Traumtor perfekt. Dass der FC am Ende natürlich auch dieses Spiel gegen den VfL Wolfsburg mit 1:4 aus der Hand gab, braucht man eigentlich nicht mehr zu erwähnen.
17.09.2016 – 1:4 gegen Borussia Mönchengladbach
Serge Gnabrys Traumtor am 3. Spieltag der Saison 2016/17 gegen Borussia Mönchengladbach diente wohl vor allem dem Frustabbau. 4:0 hatte es schon zur Pause gestanden, 20 Minuten vor Schluss hatte der damalige Bremer dann endgültig genug und jagte den Ball mit einem Volley-Schuss unter die Latte des Gladbacher Tors. Auch mit diesem Treffer lag der SVW danach noch mit null Punkten und zwölf Gegentoren auf Platz 18 der Tabelle. Aber es war bestimmt gut, sich den Frust mal rauszuschießen.
24.05.2015 – 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim
Gerade für Torhüter, die ja sonst eher nicht allzu oft treffen, ist ein selbst erzieltes Tor meist einer der Höhepunkte der Karriere. Nicht so für Martin Männel, der am letzten Spieltag der Saison 2014/15 für Aue gegen Heidenheim kurz vor Schluss den Ausgleich köpfte. Doch der war zu wenig: Obwohl dank des Torwarttreffers noch einmal kurz Hoffnung in Aue aufkeimte, stiegen die Erzgebirger am Ende aus der 2. Bundesliga ab.
18.01.2013 – 4:5 gegen den FC Schalke 04
Wenn Spieler in der Schlussminute eines Spiels an der Strafraumkante aus lauter Verzweiflung zum Fallrückzieher ansetzen, dann landet der Ball meist entweder im Seitenaus oder auf dem Boden, weil der Schütze die Kugel noch nicht mal trifft. Eine der wenigen Ausnahmen gelang dem Hannoveraner Mame Diouf am zweiten Rückrunden-Spieltag der Saison 2012/13. Sein Fallrückzieher-Treffer sorgte in der Partie gegen Schalke 04 für den 4:5‑Endstand und war damit ebenso wunderschön wie vollkommen wertlos.
17.04.2004 – 1:3 gegen Bayer 04 Leverkusen
Auch eines der bekanntesten Tore der Bundesliga-Geschichte war am Ende nicht mehr als Ergebniskosmetik. Im Frühjahr 2004 ließ sich Torhüter Jörg Butt von seinen Leverkusener Teamkollegen gebührend für seinen Elfmeter-Treffer zum 3:0 gegen den FC Schalke 04 feiern. Doch noch während er zurück in seinen Kasten joggte, schickte Mike Hanke den Ball bereits zum 1:3‑Anschlusstreffer auf den Weg. Bayer und Butt nahmen am Ende nicht nur die Punkte, sondern auch jede Menge Spott aus Gelsenkirchen mit.
26.02.2014 – 1:6 gegen Real Madrid
„6:1 ist besser als 6:0“, stellte Huntelaar nach seinem Volleytreffer im Achtelfinalhinspiel der Champions-League-Saison 2013/14 gegen Real Madrid fest. Grundsätzlich richtig, aber: Auch das 6:1 konnte im Rückspiel im Santiago Bernabeu überraschenderweise nicht mehr gedreht werden.
07.11.2012 – 1:5 gegen den FC Bayern München
Im September 2012, lange bevor sich Fußball-Fans mit Hygienekonzepten oder Facebook-Live befassen mussten, traf in der Champions-League-Gruppenphase der OSC Lille mit einem gewissen Salomon Kalou auf den FC Bayern München. Die Bayern zerlegten den Gegner nach allen Regeln der Kunst 6:1, das Tor des Tages erzielte aber Kalou in der 58. Minute per Distanzschuss. Sogar Manuel Neuer ließ aus Anerkennung den Reklamierarm unten.
23.10.2011 – 1:3 gegen Manchester City
Passt genau: Im Manchester Derby 2011 schlenzte Uniteds Darren Fletcher den Ball in der 81. Minute mit viel Gefühl in den rechten Winkel. Ein Traumtor und das ausgerechnet gegen den Stadtrivalen City. Einziger Haken: Zu diesem Zeitpunkt stand es schon 3:0 für die Citizens, die unbeeindruckt von dem schönen Tor danach noch auf 1:6 erhöhten.
11.05.2008 – 1:7 gegen den FC Middlesbrough
Quantität gegen Qualität, hieß es auch am 38. Spieltag der Saison 2007/08, als Manchester City gegen den FC Middlesbrough mit 1:8 unterging. Während die acht Treffer von Middlesbrough hier keine Erwähnung wert sind, kann sich Elanos Treffer zum 1:7 wirklich sehen lassen: Der eingewechselte Brasilianer setzte vor dem Strafraum der Gegner zum Solo an und hämmerte den Ball anschließend unhaltbar in den Winkel.
14.03.2015 – 1:3 gegen Crystal Palace
Erste Aufgabe eines Torschützen, nachdem er den Anschlusstreffer erzielt hat? Den Ball möglichst schnell aus dem Netz holen und ihm den gegnerischen Team schon mal auf den Anstoßpunkt legen. Blöd nur, dass Matty Phillips, damals für die Queens Park Rangers am Ball, beim Stand von 0:3 einen Schuss kurz hinter dem Mittelkreis im gegnerischen Kasten versenkte. Phillips setzte dennoch pflichtbewusst zum Sprint an und holte den Ball aus dem Netz. Am Ende blieb es aber beim 3:1 für Gegner Crystal Palace.
24.06.2010 – 2:3 gegen die Slowakei
Klar, womöglich hätte Fabio Quagliarellas schöner Lupfer über den slowakischen Keeper noch mehr Wert gehabt, wenn die Italiener bei der WM 2010 zu diesem Zeitpunkt nicht schon kurz vor dem Ausscheiden gestanden hätten. Aber ein schönes Tor ist halt ein schönes Tor. Weshalb Quagliarella sich auch in der 92. Minute noch kurz Zeit nahm, den Treffer mit einem Ohrendreher-Jubel à la Luca Toni zu zelebrieren.
23.06.2014 – 1:0 gegen Australien
Wer wie die spanische Nationalmannschaft im Spiel zuvor mit 0:5 gegen die Niederlande aus dem WM-Turnier geflogen ist, sollte das letzte Gruppenspiel gegen Australien, in dem es schon um nichts mehr geht, mit Demut angehen. Dachte sich wahrscheinlich auch David Villa, als er die Spanier per Hackentrick mit 1:0 in Führung brachte.
16.09.2018 – 1:3 gegen Toronto FC
Sieht extrem ungesund aus, was Zlatan Ibrahimovic da macht und hätte wohl auch bei den meisten Fußballern dieser Welt zu diversen Bänderrissen geführt. Bei Ibrahimovic entstand daraus aber eine wunderschöne Direktabnahme aus der Drehung, die einen fast vergessen ließ, dass er hier einfach nur das 1:3 in der Major-League-Soccer-Partie zwischen Toronto FC und LA Galaxy erzielt hatte.
29.09.2019 – 1:3 gegen ACF Fiorentina
Drei Spieler hatte er bereits aussteigen lassen, dann ließ AC Milans Rafael Leao im Oktober 2019 Spieler Nummer vier und fünf dabei zugucken, wie der Ball ins Tor rollte. Wäre es nicht der schnöde 1:3 Anschlusstreffer in der Serie-A-Partie gegen den AC Florenz gewesen, hätte sein messieskes Dribbling durch die Abwehr vielleicht ein bisschen mehr Aufsehen erregt.