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Seite 4: „Gott ist da, bei Siegen und bei Rückschlägen“

Sie sind sehr gläubig und sogar Teil einer Skype-Gruppe von Pro­fi­fuß­bal­lern, die sich ver­ab­redet, um gemeinsam online zu beten, aus der Bibel zu lesen und sich Rat­schläge zu geben.

Inzwi­schen haben wir eine neue App: Sie heißt Zoom“. 

Wer ist noch Teil dieser Gruppe namens Bal­lers of God“?

In der nie­der­län­di­schen Gruppe sind unter anderem Vicente Besuijen (AS Rom), Jef­frey Sar­pong (der­zeit ver­einslos), Ter­rence Dou­glas (Ajax) und Ismael Fran­cois (Sparta Rot­terdam). Wir spre­chen meist zwei Mal die Woche mit­ein­ander, manchmal auch ganz spontan. Ich nehme sehr viel mit aus diesen Gesprä­chen. Es ist nicht so, als würden wir dort nur über unseren Glauben reden. Es geht auch viel um Fuß­ball und was in unserem Leben so pas­siert, Alltag. Wir ver­su­chen, ein­ander zu ermu­tigen, zu helfen.

Wie wird man Mit­glied dieser Gruppe? Spricht man sich auf dem Rasen an, wenn man gegen­ein­ander spielt?

Ich wusste, dass es solch eine Gruppe gibt. Auf Insta­gram sah ich einige Fuß­baller, die sich mar­kiert hatten. Jef­frey Sar­pong leitet die nie­der­län­di­sche Gruppe. Er hat gesehen, dass ich mich auch mit dem Thema beschäf­tige und fragte, ob ich nicht dabei sein wolle. Das fand ich toll. Inzwi­schen hat das eine rich­tige Eigen­dy­namik bekommen: Ent­weder spre­chen wir Spieler direkt an oder sie kon­tak­tieren uns und bekunden ihr Inter­esse. Die Mit­glieder der Gruppe geben ein­ander sehr viel.

Inwie­fern?

Im Fuß­ball­ge­schäft pas­sieren viele Dinge um einen herum. Mal herrscht viel Wirbel, manchmal fühlt man sich ganz allein. Es hilft, mit Kol­legen zu spre­chen, die ähn­liche Dinge erleben. Wir moti­vieren uns gegen­seitig. Und es ist auch schön, dass ich anderen von meinen Erfah­rungen berichten und Mut machen kann. Da wir per App mit­ein­ander kom­mu­ni­zieren, ist die Gruppe quasi immer in meiner Hosen­ta­sche dabei, wenn ich sie brauche. Das gibt mir Kraft.

Hat man als Fuß­ball­profi über­haupt noch Zeit, um in die Kirche zu gehen?

Ich war nur einmal bisher im Dom. Beein­dru­ckend! Es pusht einen: Die Leute sind hier so stolz auf ihre Stadt, auf ihren Dom, den ich auf dem FC-Logo auf der Brust habe. Das macht auch mich stolz.

Im Fuß­ball­ge­schäft gibt es viele Ich-Ags, sagt man.

So pau­schal würde ich das nicht sagen, aber viel­leicht ist sich nicht jeder seiner Vor­bild­funk­tion bewusst. Und es ist auch nicht so, dass wir uns in dieser Gruppe nicht für Autos, neue Kla­motten oder Uhren inter­es­sieren, aber es ist eben nicht das Wich­tigste auf der Welt.

Sind Sie schonmal abge­hoben?

Nach meinem Profi-Debüt hatte ich einen kleinen Höhen­flug, auf einmal wurde ich auf der Straße erkannt und ständig von allen Seiten gelobt. Plötz­lich fühlt man sich, als hätte man sich das alles ganz allein erar­beitet. So ein Hype ver­än­dert einen, man wird viel zu selbst­be­wusst. Danach lief es nicht gut für mich: Ich spielte nicht und bekam auch keine Ein­la­dung mehr für Jong Oranje (die Nie­der­län­di­sche U21-Natio­nal­mann­schaft, d. Red.). Die Lan­dung auf dem Boden der Tat­sa­chen war hart. Erst da habe ich dann gemerkt, wie viel Halt und Kraft mir mein Glaube gibt.

Sie beten vor jedem Spiel.

Ja, ich mache mir bewusst, dass Gott da ist, nicht nur bei Siegen, son­dern auch bei Rück­schlägen. Ich möchte dankbar bleiben – und mir selbst treu.

Als Teen­ager hatten Sie noch ein anderes Ritual vor den Spielen.

In der Tat (lacht). Ein Broodje Fri­kandel vor dem Spiel musste sein. Das wurde mir immer nach­ge­sehen, denn ich habe danach oft sehr gut gespielt oder ein Tor gemacht (lacht).

Wegen Ihres kom­pli­zierten Namens haben sie in Köln den Spitz­namen Easy“ bekommen. In Zwolle nannte man sie eine Zeit lang Skinny“.

Skinny“ war früher mein Spitz­name. Ich war wirk­lich dürr eine Zeit lang. Auch des­halb wurden mir die Fri­kandel-Broodjes vor den Spielen ver­ziehen (lacht).

Inzwi­schen gehören Sie zu den Fuß­bal­lern, die lieber zuhause für sich selbst kochen als ständig aus­wärts essen zu gehen. 

Klar, kochen muss sein, sonst ver­hun­gert man doch. Das mache ich schon viele Jahre.

Easys“ Spe­zi­al­ge­richt?

Wahr­schein­lich Reis­pfanne mit Hühn­chen.

Sie haben für Jong Oranje gespielt. Ex-Natio­nal­spieler Andy van der Meyde hat Ihnen dazu geraten, die Ambi­tion zu haben, doch für Deutsch­land auf­zu­laufen…

Natür­lich würde ich gern für ein A‑Nationalteam spielen. Das wäre ein Ziel für die Zukunft, aber ich muss jeden Schritt ein­zeln nehmen. Jetzt kon­zen­triere ich mich auf Köln.

Dürften Sie auch für die nige­ria­ni­sche Natio­nalelf auf­laufen?

Das ist eine ziem­lich gute Frage (lacht). Ich glaube, ich sollte mich mal infor­mieren. Meine Eltern stammen ja aus Nigeria.

Aber wenn Jogi Löw eines Tages anrufen würde.…

Würde ich den Hörer auf jeden Fall abnehmen (zwin­kert).