Einst kam er in Badehose zum Probetraining, nun spielt Kingsley Ehizibue mit dem 1. FC Köln gegen Bayern München. Wie ihm der Glaube auf diesem Weg Kraft gegeben hat und was christliche Fußballprofis in einer gemeinsamen Skype-Gruppe besprechen.
Sie sind sehr gläubig und sogar Teil einer Skype-Gruppe von Profifußballern, die sich verabredet, um gemeinsam online zu beten, aus der Bibel zu lesen und sich Ratschläge zu geben.
Inzwischen haben wir eine neue App: Sie heißt „Zoom“.
Wer ist noch Teil dieser Gruppe namens „Ballers of God“?
In der niederländischen Gruppe sind unter anderem Vicente Besuijen (AS Rom), Jeffrey Sarpong (derzeit vereinslos), Terrence Douglas (Ajax) und Ismael Francois (Sparta Rotterdam). Wir sprechen meist zwei Mal die Woche miteinander, manchmal auch ganz spontan. Ich nehme sehr viel mit aus diesen Gesprächen. Es ist nicht so, als würden wir dort nur über unseren Glauben reden. Es geht auch viel um Fußball und was in unserem Leben so passiert, Alltag. Wir versuchen, einander zu ermutigen, zu helfen.
Wie wird man Mitglied dieser Gruppe? Spricht man sich auf dem Rasen an, wenn man gegeneinander spielt?
Ich wusste, dass es solch eine Gruppe gibt. Auf Instagram sah ich einige Fußballer, die sich markiert hatten. Jeffrey Sarpong leitet die niederländische Gruppe. Er hat gesehen, dass ich mich auch mit dem Thema beschäftige und fragte, ob ich nicht dabei sein wolle. Das fand ich toll. Inzwischen hat das eine richtige Eigendynamik bekommen: Entweder sprechen wir Spieler direkt an oder sie kontaktieren uns und bekunden ihr Interesse. Die Mitglieder der Gruppe geben einander sehr viel.
Inwiefern?
Im Fußballgeschäft passieren viele Dinge um einen herum. Mal herrscht viel Wirbel, manchmal fühlt man sich ganz allein. Es hilft, mit Kollegen zu sprechen, die ähnliche Dinge erleben. Wir motivieren uns gegenseitig. Und es ist auch schön, dass ich anderen von meinen Erfahrungen berichten und Mut machen kann. Da wir per App miteinander kommunizieren, ist die Gruppe quasi immer in meiner Hosentasche dabei, wenn ich sie brauche. Das gibt mir Kraft.
Hat man als Fußballprofi überhaupt noch Zeit, um in die Kirche zu gehen?
Ich war nur einmal bisher im Dom. Beeindruckend! Es pusht einen: Die Leute sind hier so stolz auf ihre Stadt, auf ihren Dom, den ich auf dem FC-Logo auf der Brust habe. Das macht auch mich stolz.
Im Fußballgeschäft gibt es viele Ich-Ags, sagt man.
So pauschal würde ich das nicht sagen, aber vielleicht ist sich nicht jeder seiner Vorbildfunktion bewusst. Und es ist auch nicht so, dass wir uns in dieser Gruppe nicht für Autos, neue Klamotten oder Uhren interessieren, aber es ist eben nicht das Wichtigste auf der Welt.
Sind Sie schonmal abgehoben?
Nach meinem Profi-Debüt hatte ich einen kleinen Höhenflug, auf einmal wurde ich auf der Straße erkannt und ständig von allen Seiten gelobt. Plötzlich fühlt man sich, als hätte man sich das alles ganz allein erarbeitet. So ein Hype verändert einen, man wird viel zu selbstbewusst. Danach lief es nicht gut für mich: Ich spielte nicht und bekam auch keine Einladung mehr für Jong Oranje (die Niederländische U21-Nationalmannschaft, d. Red.). Die Landung auf dem Boden der Tatsachen war hart. Erst da habe ich dann gemerkt, wie viel Halt und Kraft mir mein Glaube gibt.
Sie beten vor jedem Spiel.
Ja, ich mache mir bewusst, dass Gott da ist, nicht nur bei Siegen, sondern auch bei Rückschlägen. Ich möchte dankbar bleiben – und mir selbst treu.
Als Teenager hatten Sie noch ein anderes Ritual vor den Spielen.
In der Tat (lacht). Ein Broodje Frikandel vor dem Spiel musste sein. Das wurde mir immer nachgesehen, denn ich habe danach oft sehr gut gespielt oder ein Tor gemacht (lacht).
Wegen Ihres komplizierten Namens haben sie in Köln den Spitznamen „Easy“ bekommen. In Zwolle nannte man sie eine Zeit lang „Skinny“.
„Skinny“ war früher mein Spitzname. Ich war wirklich dürr eine Zeit lang. Auch deshalb wurden mir die Frikandel-Broodjes vor den Spielen verziehen (lacht).
Inzwischen gehören Sie zu den Fußballern, die lieber zuhause für sich selbst kochen als ständig auswärts essen zu gehen.
Klar, kochen muss sein, sonst verhungert man doch. Das mache ich schon viele Jahre.
„Easys“ Spezialgericht?
Wahrscheinlich Reispfanne mit Hühnchen.
Sie haben für Jong Oranje gespielt. Ex-Nationalspieler Andy van der Meyde hat Ihnen dazu geraten, die Ambition zu haben, doch für Deutschland aufzulaufen…
Natürlich würde ich gern für ein A‑Nationalteam spielen. Das wäre ein Ziel für die Zukunft, aber ich muss jeden Schritt einzeln nehmen. Jetzt konzentriere ich mich auf Köln.
Dürften Sie auch für die nigerianische Nationalelf auflaufen?
Das ist eine ziemlich gute Frage (lacht). Ich glaube, ich sollte mich mal informieren. Meine Eltern stammen ja aus Nigeria.
Aber wenn Jogi Löw eines Tages anrufen würde.…
Würde ich den Hörer auf jeden Fall abnehmen (zwinkert).