Nach drei A‑Länderspielen für Irland will Declan Rice künftig das Trikot von England tragen. Für viele Iren ein handfester Skandal. Selbst seine Eltern zeigen sich darüber entsetzt.
Die „Poppy“, eine stilisierte rote Mohnblume, soll alljährlich im Herbst (rund um den „Remembrance Day“ am 11. November) an gefallene britische Soldaten erinnern. McClean, der aus dem nordirischen Derry stammt, erinnert das Symbol jedoch vor allem an ein Massaker, das britische Eliteeinheiten 1972 in seiner Heimatstadt angerichtet hatten: Am „Bloody Sunday“, der auch von „U2“ besungen wird, fielen in Derry 14 unbewaffnete irisch-katholische Demonstranten dem Kugelhagel der Soldaten zum Opfer.
Es sind Episoden und Schicksale wie diese, die den persönlichen Schritt von Declan Rice für viele so brisant machen – und die heftigen Reaktionen darauf erklären. Selbst Irlands Altstars bezichtigen den Youngster zwischen den Zeilen des Hochverrats. Kevin Kilbane (110 A‑Länderspiele für Irland) poltert via Twitter: „Wenn du doch so ein stolzer Engländer bist, warum spielst du zuerst für uns?“ Und: „Da bin ich doch lieber 150. in der FIFA-Weltrangliste und qualifiziere mich nie für ein Turnier, als jemand zu sein, der erst einmal überlegen muss, für wen er spielt.“
„Nun hat er endgültig bewiesen, dass er nicht irisch ist“
Genau so war es nämlich bei Declan Rice. Nach seinen drei Testspiel-Einsätzen für Irland hätte der Defensiv-Allrounder im vergangenen Herbst bei einem Nations-League-Match gegen Wales zum Einsatz kommen sollen. Doch Rice sagte ab. Er wolle sich lieber noch einmal gründlich Gedanken machen über seine Zukunft als Nationalspieler. „Da hat sich doch schon angedeutet, was passieren würde“, schnaubt Irlands früherer U21-Nationalspieler Gary Breen vom nordirischen Katholiken-Klub Cliftonville. „Nun hat er endgültig bewiesen, dass er nicht irisch ist. Ich habe das ja von Anfang an gesagt. Allerdings schien er noch nicht so ein stolzer Engländer zu sein, als er noch die irische Hymne mitsang.“
Ginge es nach Kevin Kilbane, sollte die FIFA ihr System, das Nationenwechsel auch nach bereits absolvierten A‑Länderspielen noch erlaubt, dringend ändern. „Spätestens wenn man volljährig ist, sollte man wissen, für wen das eigene Herz schlägt“, erklärt der 42-Jährige, der – wie Rice – einst in England das Licht der Welt erblickte. „Für mich war es dennoch nie eine Frage, dass ich ein stolzer Ire bin und für mein Land Fußball spielen will.“
Declan Rice aber könnte schon im kommenden Monat für das Trikot der „Three Lions“ überstreifen. Dann trifft England in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2020 auf die Tschechische Republik und auf Montenegro.