Geht es um den Brexit, hat so ziemlich jeder eine Meinung – auch Englands Fußball-Ikonen. Manch einer wäre jedoch besser beraten zu schweigen.
Doch auch Lineker, für seine geistreichen Kommentare gleichsam gerühmt wie gefürchtet, überzeugte im Rahmen der Brexit-Debatte nicht immer durch politische Sattelfestigkeit. Nach der Volksabstimmung im Juni 2016 erklärte er lakonisch: „Raus aus der EU hat gewonnen. Also lasst uns damit abfinden.“ Später musste der einstige Barca-Legionär einräumen, dass „ich nunmehr meine Meinung geändert habe. Ich hätte es damals nicht für möglich gehalten, dass wir tatsächlich über einen No-Deal-Brexit nachdenken würden und über das Gemetzel, das dieser mit sich bringen würde.“ Dabei hatten renommierte Politologen und Ökonomen genau davor gewarnt.
In der aufgeheizten Debatte um den EU-Austritt Großbritanniens erhalten jedoch nicht immer die Klügsten Gehör. Andererseits müssen Scharfmacher wie Peter Shilton auch mit massivem Gegenwind leben: Ein unbekannter Brexit-Gegner kontaktierte Shiltons Ehefrau Steffi auf deren Handy, um den werten Gatten zu trollen. Als Mrs. Shilton zurückfragte, ob es okay sei, zu diesem Zweck die Ehefrau zu belästigen, antwortete der Troll: „Denkst du, es ist okay, dass er dich betrogen hat? … Dein Ehemann ist einer, der sich an die Konservativen verkauft hat und keinerlei Freunde hat.“ Mit Blick auf Diego Maradonas legendäres Tor gegen Shilton bei der WM 1986 („Die Hand Gottes“) befand der Unbekannte: „Außerdem liebt er es, sich von Zwergen überspringen zu lassen“.
Der schäumende Shilton höchstselbst stellte einen Screenshot vom Chatverlauf online und schimpfte: „Beschämendes, feiges Benehmen. Das werde ich NICHT tolerieren.“ Später ergänzte der einstige Nottingham-Forest-Keeper: „Mein nächster Anruf wird bei der Polizei sein.“ Was die Brexit-Gegner auf ein lustiges Spiel brachte: Wann immer Shilton sich zum Thema zu Wort meldet, erinnern Sie daran, dass er kürzlich seiner Frau fremdgegangen sei und sich von Zwergen überspringen lasse.
„Er kann seinen Arsch nicht von seinem Ellbogen unterscheiden“
Ex-Nationalmannschafts-Kollege Peter Reid (62), ein Brexit-Gegner, will sich nicht auf ein solches Niveau herablassen und stattdessen durch sachdienliche Argumente punkten. Nachdem Shilton sich wieder einmal als Fan von Jacob Rees-Mogg geoutet hatte, zeichnete Reid sein eigenes Meinungsbild von dem Hardliner aus den Reihen der konservativen Partei: „Er ist schleimig und kann seinen Arsch nicht von seinem Ellbogen unterscheiden.“
Diskussionsbeiträge wie diese liefern in etwa so viel Orientierungshilfe wie Sophia Thomallas skurrile Pro-Merkel-Intervention im Bundestags-Wahlkampf 2017: Man weiß irgendwie nicht, was das bewirken soll.
Nur einer hat sich bislang noch nicht in den öffentlichen Brexit-Diskurs der Fußball-Legenden eingeschaltet: Paul Gascoigne (51). Dabei wäre es durchaus interessant, auch seinen Standpunkt zu erfahren.