In Bremen entsteht Kunst, in Köln macht Anthony Ujah einen eigenen Streichelzoo auf, und die Bayern können doch noch verlieren. Zumindest Dante. Schon immer auf der Verliererstraße: die 11 des Spieltags.
Franco di Santo
Das wahrscheinlich schönste Tor des Spieltags fiel in Freiburg, wo Bremens Franco di Santo einen Ball von der Strafraumkante so genau in den Winkel jagte, dass Freiburgs Keeper Roman Bürki sich heute morgen wahrscheinlich extra nochmal das Stadion hat aufschließen lassen, um dem Ball nachträglich noch mal ungläubig hinterherzugucken. Di Santo ist schon seit einigen Wochen in Topform, sein Kunststück von einem Tor ist dabei der bisherige Höhepunkt. Ein Treffer, so wundervoll, dass es Gerüchten zufolge in der Kunsthalle Bremen demnächst die erste große Di-Santo-Retrospektive geben soll. Schön. Unser erster Museumsbesuch.
Anthony Ujah
Tja, so ist das. Wenn wir uns freuen und schreiend einen Geißbock bei den Hörnern schütteln, heißt es, wir seien betrunken und werden des Streichelzoos verwiesen. Wenn Anthony Ujah das macht, applaudiert das ganze Stadion, und Köln gewinnt ein Heimspiel. Aber gut, Grund zur Freude hatte Ujah ja, schließlich schoss der Nigerianer seinen Effzeh zum erst zweiten Heimsieg der Saison. Glückwunsch dazu. Ob Tierfreund Ujah die Schnecken und Esel in der Frankfurter Verteidigung auch gestreichelt hat, ist leider nicht überliefert.
Deyverson
Als brasilianischer Fußballer hat man ja den großen Vorteil, sich selber einen geilen Spitznamen geben zu können, der zugleich die eigene Spielweise umschreibt. „Hacke do Spitze da Einszweidrei“, „Tunnel Verarscho da Auspiss-Übersteig“ oder auch „Stiernack da Silva Blutgrätsch-Abräum“ zum Beispiel. Oder eben Deyverson. Wie Kölns Neuzugang im Spiel gegen Frankfurt nämlich unter Beweis stellte, hat auch er seinen Namen weise gewählt. Gegen die Eintracht verbrachte Deyverson mehr Zeit in der Horizontalen als Gina Wild während der Hochzeit ihrer Karriere. Highlight war sicherlich der Umfaller gegen Carlos Zambrano samt Gesichthalten, Behandlungspause und Erstickungs-Huster auf dem Weg nach draußen, wo es nicht verwundert hätte, wenn sich Deyverson per T‑Shirt-Botschaft beim Laientheater Köln für die tolle Ausbildung bedankt hätte. Gute Nachrichten gab es dann noch nach Spielschluss: Das Bürgeramt Köln hat einer Namensanpassung in „Diverson“ umstandslos zugestimmt.
Alex Meier
In Frankfurt gilt Alex Meier ja mittlerweile als Fußballgott, jetzt wissen wir auch endlich, warum: wegen der unbefleckten Empfängnis. Meier ist nämlich scheinbar in der Lage, ganz ohne Ballkontakt ein Tor zu schießen. Gegen den 1. FC Köln war Frankfurts Mittelfeldstürmer mitunter derart unsichtbar, dass man bei der Bundeswehr nun überlegt, im Feldmanöver demnächst Alex-Meier-Trikots als Camouflage zu tragen. Und trotzdem kam Meier zu seinen Saisontoren Nummer 17 und 18. Aber so ist das eben: Die Wege des Fußballgottes sind unergründlich. Alex, äh… Amen.
Huub Stevens / Robin Dutt
Relativ überraschend bekam Stuttgarts Coach Huub Stevens nach dem eher mauen 0:0 seines VfB gegen die Hertha eine Jobgarantie von Sportdirektor Robin Dutt, trotz mageren elf Punkten aus zwölf Spielen. Insgeheim wurde bereits mehr oder weniger offen über Stevens‘ Nachfolge spekuliert, Zorniger sollte es werden, aber andererseits ist „zorniger“ auch ein treffendes Attribut für die seit Wochen anhaltende Entwicklung von Stevens’ Gemütszustand, und wir haben da nur etwas falsch verstanden. Wie dem auch sei, wir freuen uns natürlich über Stevens‘ Verbleib, schließlich ist der Holländer einer der letzten knorrigen Ballonseide-Oldschool-Trainer, die ihre Schützlinge zur Strafe mit Medizinbällen gurgeln lassen und das erste Zirkeltraining noch vor dem Frühstück ansetzen, das es dann nicht gibt. Dass die Jobgarantie ausgerechnet von Dutt kommt, überrascht übrigens nicht. Dutt weiß schließlich, wovon er spricht, als Trainer des SV Werder holte er zu Beginn der Saison null Siege aus neun Spielen, als Sportdirektor der Stuttgarter sind es bisher null Siege aus sieben Spielen. Der VfB: eine Erfolgsgeschichte.