Der Fort William FC gilt als als die schlechteste Mannschaft der Welt. Jetzt haben die Schotten nach 840 sieglosen Tagen zum ersten Mal wieder gewonnen. Dabei waren sie auch ohne Erfolg glücklich, wie unser Vor-Ort-Besuch beweist.
Am Freitagmittag inspiziert Trainer Russell MacMorran den Rasen. Rehe haben neulich aufs Feld gekotet, überall lagen Häufchen rum. „War eine Heidenarbeit, alles sauber zu bekommen“, sagt MacMorran, Tattoo auf dem Unterarm, das Haar raspelkurz. Eigentlich ist er Verkehrspolizist. Über seine Spieler spricht er nachsichtig. „Sind halt viele Jungs dabei, die nicht mal zwanzig Jahre alt sind. Außerdem ist es doch besser geworden. Wäre nur schön für die Jungs, wenn sie mal gewinnen.“ Wie wird das Spiel gegen Fraserburgh? „Physisch! Weißt du, Fraserburgh hat mal gegen die Rangers im Pokal gespielt und nur 0:3 verloren.“
Der schönste Platz auf der Insel
Vor einem Jahr waren der damalige Vorstand und Trainer drauf und dran, den Verein aus der Highland League abzumelden. Aber dann übernahm ein neues Board, zu dem auch MacMorran gehört, das sich für den Verbleib in der Spielklasse aussprach. „Was soll eine Amateurisierung bringen? Wir hätten dieselben Reisekosten, aber keine Unterstützung mehr vom schottischen Fußballverband.“ Auch der wiederum findet es ganz schön, dass Fort William in der Liga geblieben ist. Rod Houston, Geschäftsführer der Highland League, sagt: „Wir brauchen Fußball im Nordwesten.“ Vielleicht auch, weil Fort William ein Vorzeigeklub der Highlands ist: gastfreundliche Mitarbeiter, gute Gemeindearbeit – und dann dieser malerische Platz. Für viele ist er der schönste in ganz Großbritannien. Postkartenmotiv und Fantasykulisse. Früher wurden hier Filme wie „Braveheart“ und „Highlander“ gedreht. Regionale Künstler hocken manchmal stundenlang mit Ölfarben und Staffelei vor den Felsen.
Vielleicht gefällt es dem Verband auch, dass die Liga dank Fort William oft in den Medien ist. Die BBC dreht gerade eine Doku über die tapferen Spieler, Sky ist gelegentlich vor Ort, in zwei Wochen hat sich einer von der „Sun“ angekündigt. Einmal wollte ein bekannter Regisseur sogar eine Doku-Soap drehen mit dem Titel „From worst to first“. Ehemalige MLS-Spieler sollten Fort William verstärken und zum Aufstieg führen. Aber irgendwann ging den Produzenten das Geld aus. Besser machte es ein Independent-Filmemacher, der die sehenswerte Doku „A long way to winning“ drehte. Über 50 000 Mal wurde sie im Netz angesehen, 2000 Pfund kamen danach an Spendengeldern zusammen.
So wurde Fort William in den vergangenen Jahren weltbekannt – und ein beliebtes Ziel für Groundhopper, die natürlich auch am Samstag gegen Fraserburgh anreisen.
Um 13 Uhr, zwei Stunden vor dem Anpfiff, liegt der Claggan Park noch ruhig und erwartungsvoll am Fuße des Ben Nevis, als ein Mann aus einem Auto steigt und ruft: „Hopper?“ Er komme aus Wales, sagt er, und hatte in Glasgow zu tun, na, und da sei er halt vier Stunden bis nach Fort William gefahren. „Ist mein 838. Ground!“, prahlt er und blickt verliebt auf das Panorama. „Schau dir das an!“ Später werden sich noch ein Rumäne, zwei Deutsche und fünf Engländer unter den gut hundert Zuschauern tummeln. Und wenn man einige von ihnen reden hört, klingt es, als hätten sie hier in Fort William den Heiligen Gral des Weltfußballs entdeckt.