Die Bundesliga verliert Jahr für Jahr die besten Spieler und Trainer. Worauf man sich trotzdem freuen kann, warum einem das Problem bekannt vorkommt und wieso doch alles ganz anders ist.
Interessante junge Trainer in der Bundesliga gibt es dennoch genug, allen voran der hoch talentierte Julian Nagelsmann, der in Hoffenheim noch ein Jahr arbeiten wird, bevor er nach Leipzig wechselt. Große Pragmatiker sind Domenico Tedesco, der Schalke mit staubtrockenem Defensivfußball auf den zweiten Platz führte, und Niko Kovac, der sich nach seinem Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt beim FC Bayern vermutlich besser etablieren wird als viele erwarten. Die interessanteste Personalie auf den Trainerbänken ist aber die Rückkehr von Lucien Favre, der bei Borussia Dortmund einen Neustart schaffen soll. Der immer leicht erratische Schweizer, früher bei Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach, ist überall über die Maßen erfolgreich gewesen – was in Dortmund die Erwartungen natürlich steigen lässt.
Auf den Verlust guter Spieler ins Ausland hingegen haben die Bundesligisten, je nach Interpretation, vernünftig oder langweilig reagiert. Der spektakulärste Transfer ist der eines 29 Jahre alten belgischen Mittelfeldspielers mit einer Frisur wie Drahtwolle, der vorher in China und Russland spielte. Wobei Dortmunds Neuzugang Axel Witsel bei der WM zu den prägenden Spielern seines Nationalteams zählte. Ansonsten kamen nur Insidern bekannte junge Franzosen und Schweizer, Urus und Brasilianer in die Bundesliga. Sie heißen Paulinho oder Pleá, Mendyl oder Saracchi und bringen vermutlich ausreichend großes Talent mit, um in zwei Jahren weiter in die Premier League wechseln zu können.
Die abgehängte Bundesliga
Im Jahr 2018 scheint die Bundesliga jedenfalls eine „Veredelungsliga“ geworden zu sein, die Spitzenspieler für den Export zu größeren Klubs vorbereitet. Bei seiner diesjährigen Neujahrsansprache hatte Christian Seifert, Boss der Deutschen Fußball Liga, die Bundesligisten noch massiv kritisiert. Zuschauer, Medienpartner und Sponsoren würden eine Liga erwarten, so sagte er im Januar, „die dauerhaft eine intakte Spitze aus mehreren Klubs hat, die europaweit mithalten können und sich national einen spannenden Wettbewerb liefern“. Sieben Monate später könnte nichts der Wirklichkeit ferner sein. Die Bundesliga ist von der Premier League meilenweit abgehängt und war international nur noch durch den FC Bayern konkurrenzfähig.
Von einer „intakten Spitze“ kann schon gar nicht gesprochen werden. In der letzten Saison hat der FC Bayern zum sechsten Mal in Folge die Deutsche Meisterschaft gewonnen, und es gibt wenig Indizien dafür, dass im Mai 2019 nicht der siebte Titel folgen sollte. Eine solche Dominanz gab es im deutschen Fußball bislang nur einmal, als der BFC Dynamo Berlin zehn DDR-Meisterschaften hintereinander gewann. In beiden Fällen waren bzw. sind eklatante Wettbewerbsvorteile entscheidend. Beim BFC kam er dadurch zustande, dass dem Klub beständig die besten Spieler zugeschustert wurden, der FCB hingegen verfügt schon lange über mindestens doppelt so viel Geld fürs kickende Personal wie der nächstgroße Konkurrent, Borussia Dortmund.