Liam Boyce spielte einst eher erfolglos für die zweite Mannschaft von Werder Bremen. Jetzt wurde er Torschützenkönig in Schottland, obwohl er weder für Celtic noch für die Rangers spielt. Die Geschichte eines außergewöhnlichen Wandels.
Womit wir bei der wohl verblüffendsten Tormaschine des Saison 2016/17 sind. Es ist schon erstaunlich genug, dass ein Spieler die Torjägerkanone in Schottland erringt, obwohl er nicht für Celtic spielt. Aber dass dieser Spieler Liam Boyce heißt, ist nahezu unglaublich.
Der heute 26 Jahre alte Nordire ging 2010 vom Belfaster Klub Cliftonville FC zu Werder Bremen II, nachdem sich ein Wechsel nach Fürth zerschlagen hatte. Boyce unterschrieb in Bremen zwar einen Vertrag über zwei Jahre, doch da er nur auf der Ersatzbank hockte, spielte er schon im Sommer 2011 bei verschiedenen Klubs vor.
Eine Odysee von Niedergang
Der junge Mann konnte weder den englischen Viertligisten Oxford United noch den FC Bologna von sich überzeugen. Im Oktober 2011 löste Boyce seinen Vertrag bei Werder auf und absolvierte ein Probetraining in Kilmarnock. Auch das verlief unbefriedigend und so kehrte Boyce heim, schloss sich wieder Cliftonville an und kickte in der beschaulichen nordirischen Liga mit ihrem Zuschauerschnitt von knapp 1.000 Fans.
Am vergangenen Wochenende spielte Liam Boyce nicht für Kilmarnock, sondern in Kilmarnock. Er trug das Trikot von Ross County, dem Verein aus der Kleinstadt Dingwall in den Highlands, der sich seit fünf Jahren auf geheimnisvolle Weise in der ersten Liga Schottlands hält.
Kilmarnock ging in Führung, doch kurz vor der Pause konnte der Torwart der Gastgeber einen Schuss nicht festhalten und Boyce nickte den Ball aus einem Meter Entfernung ins Netz. Mitte der zweiten Hälfte verschätzte sich ein Verteidiger von Kilmarnock bei einem langen Ball, Boyce kam ans Leder – und überlupfte von der Strafraumgrenze den Torwart.
Junkfood bei Werder
Es war das 48. Saisontor für Ross County – und Nummer 23 für Boyce. Es sicherte seinem Team den Sieg und ihm selbst die Torjägerkrone in Schottland. Hinter ihm liegen gleich drei Spieler von Celtic, doch keiner war so effizient wie Boyce, der im Verlauf der Saison nur 55-mal aufs gegnerische Tor schoß, was bedeutet, dass 42 Prozent seiner Versuche im Netz landeten.
Wie ist so eine Wandlung möglich? Countys Co-Trainer Billy Dodds sagte der BBC: „Er bekam seine Chance bei Werder Bremen, weil er ein geborener Torjäger ist. Aber er saß da in seinem Hotel und hat wahrscheinlich Junkfood gegessen. Er kam zurück und hat sich dann mit Sportwissenschaft beschäftigt. Er hat Gewicht verloren, er ist kräftiger geworden, er ist spritziger. Und das hat einen Top-Spieler aus ihm gemacht.“