Dass sich der FC Bayern heute stolz an seinen Präsidenten Kurt Landauer erinnert, ist den Fans in der Südkurve zu verdanken, die heute bei der 11FREUNDE-Meisterfeier in Hamburg ausgezeichnet werden. Philipp Köster über das Engagement von Schickeria und Club Nr. 12.
Die Choreografie überspannte die gesamte Südkurve. Das schwarzweiße Konterfei eines ernst dreinblickenden Mannes, dazu ein Zitat: „Der FC Bayern und ich gehören nun einmal zusammen und sind untrennbar voneinander.“ Es war dies eine beeindruckende Ehrung, mit der die Anhänger des FC Bayern vor dem Bundesligaspiel gegen Frankfurt an den 125. Geburtstag ihres früheren Präsidenten Kurt Landauer erinnerten. Es war aber auch ein Bekenntnis zu den jüdischen Wurzeln des Klubs, zur Identität des Vereins als weltoffener Sammelpunkt von Bürgern und Arbeitern aller Schichten und Religionen.
1938 im KZ Dachau
Der Name Kurt Landauer steht wie kein zweiter für diese Tradition des FCB. 1913 wurde er, Sohn eines jüdischen Kaufmannes, zum ersten Mal Präsident des Vereins, 1919 ein zweites Mal. In die folgende Zeit fiel die erste große Blüte des Klubs, 1932 wurden die Bayern erstmals Deutscher Meister. Doch dann zerstörte die sogenannte „Machtergreifung“ der Nazis die bürgerliche Existenz Landauers. Zunächst verlor er seine Stellung als Anzeigenleiter bei den Münchner Neuesten Nachrichten, dann wurde er zum Rücktritt als Präsident des FC Bayern gezwungen. Nach den Novemberpogromen 1938 wurde er ins KZ Dachau verschleppt. Landauer überlebte und flüchtete in die Schweiz. Als der FC Bayern 1940 in Zürich gastierte, liefen die Spieler nach dem Schlusspfiff hinauf zur Tribüne, um ihrem früheren Präsidenten die Hand zu schütteln. Vier Geschwister hingegen starben in Konzentrationslagern. Nach dem Krieg war Landauer dennoch der Erste, der die Besatzungsbehörden bat, den Klub wieder aufbauen zu dürfen. Bis 1951 wurde er noch einmal Präsident des FC Bayern München, geriet dann aber in Vergessenheit.
Dass Karl-Heinz Rummenigge heute feststellt „Er hat 1932 dafür gesorgt, dass der Stern des FC Bayern das erste Mal leuchtete“ und Landauer mittlerweile einer von drei Ehrenpräsidenten ist, ist den Fans zu verdanken, und hier vor allem den Ultras von der Schickeria, die sich seit 2003 für die Würdigung der Lebensleistung Landauers einsetzen, und dem Fan-Dachverband Club Nr. 12, der mit seiner Choreografie Millionen Menschen eine Botschaft mitgab: dass Kurt Landauer und der FC Bayern untrennbar zusammengehören.