Botafogo aus Rio de Janeiro steht sportlich und finanziell vor dem Kollaps. Für die Rettung des traditionsreichen Klubs soll nun ausgerechnet der 35-jährige Ex-Herthaner Salomon Kalou sorgen.
Bereits ein halbes Jahr zuvor hatten die Schwarz-Weißen Keisuke Honda als Neuzugang präsentiert – nachdem der Japaner sich bei Vitesse Arnheim nicht hatte durchsetzen können. In Brasilien aber genießen Honda und Kalou noch immer großen Respekt, schließlich spielte der eine lange bei Milan, der andere für Chelsea. Ex-Botafogo-Profi Tulio Maravilha, Mitglied des letzten Meisterteams, setzt große Hoffnungen in das Duo: „Botafogo braucht einen Stürmer mit einer internationalen Reputation, einen erfahrenen Mann wie Kalou, der Tore schießt. Seit meiner Zeit hier hatte der Klub keinen Angreifer mehr von Weltrang. Und aus dem Mittelfeld kann Honda die Schnelligkeit von Kalou gut in Szene setzen.“
Wobei das mit Kalous Schnelligkeit bislang so eine Sache ist. Die bisherige Bilanz des Ivorers beläuft sich auf null Einsätze. „Nicht fit“, beschied man die Nachfragen ungeduldiger Reporter. Jetzt, endlich, am morgigen Donnerstag, könnte Kalou sein Debüt geben. Gegen Coritiba. Kenner des brasilianischen Fußballs halten die ablösefreie Verpflichtung des Champions-League-Siegers von 2012 (mit Chelsea) jedoch eher für einen PR-Gag als für sportliche Strategie.
Botafogo sucht händeringend nach einem Investor, und das mitten in der Pandemie, die Brasilien so schlimm erwischt hat wie kaum ein anderes Land. Um in dieser unübersichtlichen Lage die Blicke potenter Geldgeber auf sich zu ziehen, braucht es eben etwas Glanz. „Mein Gefühl ist: Mit Kalou geht Botafogo all-in, wie beim Poker“, erklärte der brasilianische Fußballkommentator Carlos Mansur gegenüber der britischen BBC.
Honda alleine konnte Botafogo bislang nicht aus der Tristesse befreien. Der Japaner bestritt in dieser Saison aus Fitnessgründen nur drei von fünf Ligapartien, nach denen sein Team magere sechs Punkte aufweist und auf Rang 15 liegt. Hatte man vor Saisonbeginn noch zaghaft auf einen Platz im internationalen Geschäft gehofft, gab es zuletzt eine klare 0:2‑Heimpleite gegen den Überraschungs-Ersten Internacional Porto Alegre. Das Spiel machte eines ziemlich deutlich: Botafogo wird in dieser Saison eher gegen den Abstieg spielen als um Titel und Trophäen.
Zumindest die zweite Liga sollten Kalou, Honda & Co. ihrem maroden Klub tunlichst ersparen. Sonst wäre Botafogo wohl endgültig nicht mehr zu retten.